Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
der roten Flüssigkeit wahrzunehmen. Ich sah mein Gesicht als John Daker, als Erekose, als Urlik Skarsol, als Clen von den Gar. Und das Wehen des kühlen Windes schien Worte heranzutragen.
»Du bist Elric, den sie den Frauentöter nennen werden. Elric, der seine Rasse betrog, wie Erekose die seine. Du bist Corum, ermordet von einer Mab- den-Frau, die du liebtest. Erinnerst du dich an Zarozinia? Erinnere dich an Medheb, Erinnere dich an all jene, die du betrogen hast, und die dich betrogen. Erinnere dich an all die Schlachten, die du geschlagen hast. Erinnere dich an Graf Brass und Yisselda. Du bist der Ewige Held, auf ewig verdammt, in allen Kriegen der Menschheit zu kämpfen, und in allen Kriegen der Rasse der Alten, gerecht oder ungerecht. Wie sinnlos deine Taten sind. Die Edlen werden die Unedlen. Die Unreinen werden die Reinen. Alles ist auswechselbar. Alles verändert sich. Nichts ist von Dauer in den Plänen von Menschen oder Göttern. Doch du durchwanderst die Äonen, ziehst von Daseinsebene zu Daseinsebene, und läßt dich mißbrauchen als eine Figur in einem sinnlosen kosmischen Spiel...«
»Nein«, sagte ich zu mir selbst. »›Es hat einen Sinn. Ich muß tätige Buße tun in meiner Reue. Ich muß wiedergutmachen. Und diese Wiedergutmachung wird mir zu innerem Frieden verhelfen. Dann endlich werde ich meine Ermizhad wiederfinden. Ich werde ein wenig Freiheit erleben ...«
»Du bist Ghardas Valabasian, Eroberer der Femen Sonnen, und du brauchst niemanden ...«
»›Ich bin der Ewige Held, mit kosmischen Ketten an eine Pflicht gebunden, die noch nicht erfüllt ist!«
»Du bist M'v Okom Sebpt O'Reily, Gewehrträger der Qui- LorsGlücksritter, du bist Alivale, und du bist Artos. Du bist Dorian, Jeremi- ah, Asquiol, Goldberg, Franik ...« Und die Reihe von Namen ging weiter und weiter und weiter. Sie tönten in meinen Ohren wie Glocken. Sie dröhnten in meinem Kopf wie Trommeln. Sie klirrten wie Kriegsgerät. Kriegsgerät, das meine Augen mit Blut füllte. Eine Million Gesichter drangen auf mich ein. Eine Million ermordeter Lebewesen.
»Du bist der Ewige Held, verurteilt zu kämpfen und niemals zu ruhen. Der Krieg nimmt kein Ende. Ordnung und Chaos sind unversöhnliche Feinde. Es wird niemals Frieden geben. Das Gleichgewicht verlangt zu viel von dir, Held. Du wirst schwach in seinem Dienst...«
»›Ich habe keine Wahl. Ich tue, was mir bestimmt ist zu tun. Wir alle müssen unser Schicksal erfüllen. Es gibt keine andere Wahl. Keine Wahl...«
»Du kannst wählen, für wen du kämpfen möchtest. Du kannst dich gegen das Schicksal auflehnen. Du kannst es ändern.«
»›Aber ich kann mich nicht gänzlich davon freimachen. Ich bin der Ewige Held, und ich habe kein Schicksal außer diesem Schicksal, kein Leben außer diesem Leben, keinen Schmerz außer diesem Schmerz. Oh Ermizhad, meine Ermizhad .«
Der Rhythmus meiner Schritte schien der gleiche zu sein wie der Rhythmus der Worte in meinem Kopf. Ich sprach jetzt laut vor mich hin. »Ich bin der Ewige Held, und ich folge einem Kosmischen Schicksal. Ich bin der Ewige Held, und mein Schicksal ist mir vorbestimmt, mein Schicksal ist Krieg und Tod, mein Schicksal ist Furcht ...«
Die Stimme, die zu mir sprach, war meine eigene Stimme. Tränen strömten aus meinen Augen, aber ich wischte sie ab. Ich kämpfte mich weiter. Ich watete durch diesen furchtbaren See aus Blut.
Ich fühlte eine Hand auf meiner Schulter. Ich schüttelte sie ab. »Ich bin der Ewige Held. Ich habe kein anderes Leben außer diesem. Ich habe keine Möglichkeit, zu ändern, was ich bin. Ich bin der Held. Ich bin der Held von tausend Welten und habe nicht einmal einen eigenen Namen .«
»Daker! Daker, Mann! Was ist mit Ihnen? Was reden Sie denn?« Es war von Beks Stimme, fern und besorgt.
»Ich bin vom Schicksal verfolgt. Ich bin das Spielzeug des Schicksals. Der Chaoslord sprach darin wahr. Dennoch werde ich nicht nachgeben. Ich werde ihm nicht dienen. Ich bin der Ewige Held. Meine Reue ist vollkommen, meine Schuld ist so groß, mein Urteil ist bereits gesprochen ...«
»Daker! Reißen Sie sich zusammen!«
Aber ich war in meiner Selbstversunkenheit verloren. Ich konnte an nichts anderes denken als an die Ironie meiner ausweglosen Lage. Ich war ein Halbgott in den Sechs Reichen, ein legendärer Held auf allen Ebenen des Multiversums, ein hehrer Mythos für Millionen. Doch kannte ich nichts als Trauer und Angst.
»Mein Gott, Mann, Sie werden noch ganz und gar verrückt! Hören Sie mir
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