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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Tropfen aus meinen Augen, von meinen Händen.
    Vor uns wartete geduldig das Einhorn. Mir wurde bewußt, daß ich wieder einmal die Verbindung zur Wirklichkeit verloren hatte. Aber es ließ sich auch nicht leugnen, daß ich während all meiner kosmischen Abenteuer einen Teil meiner wahren Identität verloren hatte. Ich war unzufrieden gewesen als John Daker. Meine Welt war mir grau vorgekommen. Aber in mancher Beziehung war sie reicher gewesen als alle die unbeschreiblichen, phantastischen Reiche, die ich besucht hatte ...
    Impulsiv schüttelte ich von Bek die Hand. Ich lächelte ihn an. »Vielen Dank, mein Freund. Sie sind der beste Kamerad, den ich jemals hatte.«
    Er lächelte gleichfalls. Wir drei standen da mitten in dem blutroten See und umarmten uns, während über uns der Himmel zu brodeln und zu schwelen begann und sich zu einem ebenso zornigen Rot verfärbte wie das Wasser.
    Dann schien es so, daß der Ozean aus Blut sich dem Himmel entgegenwölbte, wie eine ungeheure Wand aus glitzernd rotem Kristall.
    Wir schauten nach dem Einhorn aus, aber es war verschwunden. Vor uns gab es nur noch diese gewaltige rötlich schimmernde Mauer. Und dann erinnerte ich mich an die Vision in Morandi Pags Felsenburg. Ich starrte auf die Mauer und sah, eingebettet wie ein Insekt in Bernstein, eine grün-schwarze Klinge, in der ein winziges gelbes Flämmchen zuckte.
    »Dort ist es«, sagte ich. »Dort ist das Drachenschwert.«
    Meine Freunde schwiegen.
    Erst dann bemerkte ich, daß die Flüssigkeit sich verfestigt hatte. Unsere Beine waren ebenso unwiderruflich in kristallinem Fels gefangen wie das Schwert.
    Ich vernahm das Geräusch von Hufschlägen. Die felsige Masse um meine Beine zitterte, als die Pferde näherkamen. Ich warf einen Blick über die Schulter.
    Zwei Gestalten auf genau gleichen Pferden ritten auf uns zu. Auf glänzenden, schwarzen Pferden. Sie trugen bunte Festtagskleidung, die gleichen Waffenröcke und Umhänge, die gleichen Schwerter und Wimpel. Und die eine war Sharadim, Kaiserin der Sechs Reiche. Und die andere war ihr toter Bruder, Flamadin, der meine Seele trinken und sie zu seiner eigenen machen wollte.
    Am Fuß der roten Kristallwand stehend, verschränkte Erzherzog Ba- larizaaf, wieder in der Gestalt eines ehrbaren Patriziers, die Arme und wartete. Er lächelte. Mir schenkte er keinen Blick. Statt dessen grüßte er Sharadim und Flamadin. »Willkommen, ihr treuen Diener. Ich habe mein Versprechen gehalten. Hier kleben die drei kleinen Leckerbissen wie die Fliegen im Honig und harren dessen, war ihr mit ihnen zu tun gedenkt!«
    Flamadin warf den ausgemergelten, grauen Kopf zurück, und ein hohles Lachen brach über seine Lippen. Seine Stimme klang, wenn überhaupt möglich, noch lebloser als in dem Krater des Vulkans in Rootsenheem, wo ich sie zum erstenmal gehört hatte. »Endlich! Ich werde wieder vollständig sein. Und ich habe gelernt, klug zu sein. Ich habe gelernt, daß es Dummheit ist, einem anderen Herrn als dem Chaos zu dienen!«
    Ich forschte nach einem Anzeichen selbständiger Intelligenz in diesem armen, toten Gesicht, aber ich fand keines.
    Dennoch hatte ich das Gefühl, auf meine eigenen Züge zu blicken. Es war beinahe, als wäre Flamadin ein Zerrbild, das mir vor Augen führte, wozu ich als Ewiger Held mich zu entwickeln drohte.
    Ich empfand Mitleid mit diesem Geschöpf. Aber gleichzeitig auch eine tiefe Furcht.
    Die beiden zügelten ihre Pferde und näherten sich uns in langsamem Schritt. Sharadim betrachtete Alisaard und lächelte hämisch. »Habt Ihr es schon gehört, meine Liebe? Die Frauen deiner Rasse wurden aus ihrem Reich vertrieben. Sie verbergen sich gleich Ratten in den Höhlen des alten Bärenvolkes.«
    Alisaard erwiderte ihren Blick mit Festigkeit. »Diese Nachricht erfuhren wir von Eurem Lakai Armiad. Er gleicht jetzt auch äußerlich dem Schwein, das er immer war. Entdecke ich etwa eine ähnliche Veränderung in Euren Zügen, hohe Frau? Wie lange wird es dauern, bis der vertraute Umgang mit dem Chaos auch Eure Gestalt prägt?«
    Sharadims Gesicht verzog sich böse, und sie spornte ihr Pferd. Von Bek lächelte Alisaard zu. Offenbar hatte sie einen wunden Punkt berührt. Er sagte nichts und ignorierte die beiden Reiter, so weit es möglich war. Sharadim stieß ein ärgerliches Zischen aus und lenkte ihr Pferd zu mir.
    »Seid gegrüßt, guter Held«, sagte sie. »Was ist die Welt doch voller Betrug und Täuschung. Aber das müßtet Ihr wohl am besten wissen, da Ihr Euch als

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