Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
mich seinen Argumenten, trotz all ihrer scheinbaren Logik und Sicherheit.
»Eine kurze Ruhepause, nicht mehr. Dient mir, und Ihr werdet fast alles besitzen, was Ihr Euch wünscht. Augenblicklich.«
»Ermizhad?«
»Eine, die ihr so ähnlich ist, daß Ihr keinen Unterschied bemerken würdet. Eine von sogar noch größerer Schönheit. Die Euch anbetet, wie noch kein Mann angebetet worden ist.«
Ich lachte ihm ins Gesicht, zu seiner unübersehbaren Überraschung.
»Ihr seid wahrhaftig ein Lord des Chaos, Erzherzog Balarizaaf. Ihr habt keine sehr weitreichende Phantasie. Ihr geht davon aus, daß ein Sterblicher sich nichts anderes wünscht als die Macht, die Ihr besitzt. Ich liebte ein Geschöpf in all seiner Vielfalt. Das wurde mir immer klarer, seit ich den Sinnestäuschungen ausgesetzt bin, die dieser Ort dem menschlichen Gehirn aufzwingt. Wenn ich nicht die Frau haben kann, die ich liebe, verzichte ich auf einen unechten Ersatz. Was kümmert es mich, ob sie mich anbetet oder nicht? Ich liebe sie um ihrer selbst willen. Meine Gedanken erfreuen sich nicht daran, sie zu beherrschen, sondern daran, daß es sie gibt. Ich hatte keinen Teil an ihrer Erschaffung. Ich preise sie nur. Und ich würde in Ewigkeit fortfahren, sie zu preisen, wäre ich auch in Ewigkeit von ihr getrennt. Und gäbe es eine Wiedervereinigung, selbst nur für kurze Zeit, wäre das Lohn genug für die Qualen, die ich erdulde. Ihr habt ausgesprochen, deutlicher als ich, wofür das Chaos steht, Lord Erzherzog, und warum ich Euch bekämpfe!«
Balarizaaf zuckte die Achseln und schien mir meine Worte nicht übelzunehmen. »Dann gibt es vielleicht etwas anderes, das Ihr Euch von mir wünscht? Ich verlange nicht mehr von Euch, als daß Ihr das Drachenschwert in meinem Namen in Besitz nehmt. Die Frauen der alten Rasse sind so gut wie besiegt. Sharadim und Flamadin herrschen über die Sechs Reiche des Rades. Wenn Ihr mir diesen geringen Dienst erweist, so daß ich diesen kleinen Teil des Multiversums in meiner Hand vereinen kann, dann werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um Euch zu Eurer Ermizhad zurückzubringen. Dieses Spiel hier ist vorüber, Held. Wir haben gewonnen. Was könntet Ihr noch tun? Euch bietet sich jetzt die Gelegenheit, etwas für Euch selbst zu tun. Ihr könnt Euch doch unmöglich wünschen, für immer und ewig der Narr des Schicksals zu sein?«
Die Versuchung war groß, und doch fiel es mir nicht schwer, ihr zu widerstehen, als ich in Alisaards verzweifeltes Gesicht blickte. Aus Loyalität zu den Eldren hatte ich den Kampf aufgenommen, bei diesem Teil des Spiels mitgespielt. Wenn ich dieser Loyalität zuwiderhandelte, verlor ich damit das Recht, wieder mit der Frau vereint zu sein, die ich liebte. Also schüttelte ich den Kopf und bemerkte statt dessen zu Graf Ulrich von Bek: »Mein Freund, würden Sie so gut sein und den Kelch ein paar Schritte näher an den Erzherzog herantragen, damit er ihn sich betrachten kann?«
Und mit einem Aufschrei, einem so bösartigen und schreckenerregenden Laut, daß er den süßen Klang seiner vorherigen Worte Lügen strafte) wich Erzherzog Balarizaaf zurück, und seine innerste Substanz begann sich zu verwandeln, als von Bek sich ihm näherte. Sein Fleisch schien zu brodeln, und seine Knochen schienen sich zu verformen. Innerhalb von Sekunden zeigte er tausend verschiedene Gesichter, die wenigsten von ihnen auch nur entfernt menschenähnlich.
Und dann war er verschwunden.
Zitternd und weinend sank ich auf die Knie. Erst jetzt wurde mir bewußt, was ich abgelehnt hatte, wie sehr sein Angebot und seine Versprechungen mich in Versuchung geführt hatten. Alle Kraft hatte mich verlassen.
Meine Freunde halfen mir auf.
Der kühle Wind strich durch das Gras, und mir kam es vor, als wäre diese Landschaft kein Produkt des Chaos. Dies war, zeitweilig wenigstens, das Ergebnis der Macht des Grals. Wieder einmal beeindruckte mich die Kraft des Kelches, selbst im Herzen des Chaos die Ordnung triumphieren zu lassen!
Alisaard sagte leise etwas zu mir. »Es ist hier«, meinte sie. »Das gehörnte Pferd ist hier.«
Durch das Gras trabend, den Kopf erhoben, als es ein Wiehern der Begrüßung ausstieß, näherte sich ein Geschöpf, dessen Fell jetzt silbern schimmerte, dann wiederum wie Gold. Aus seiner Stirn wuchs ein einzelnes Horn. Wie der Gral hatte es eine seltsame Ähnlichkeit mit etwas aus der Mythologie meiner Erde. Alisaard lächelte beglückt, als es auf sie zukam und ihre Hand
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