Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
zu! Ohne Sie sind Alisaard und ich verloren. Wir wissen nicht, wo wir sind, oder was wir tun sollen. Das Einhorn führt uns zu dem Schwert. Erinnern Sie sich? Herr Daker, können Sie sich erinnern? Das Drachenschwert. Das von uns dreien nur Sie tragen können, so wie nur ich den Gral berühren konnte.«
Aber die Kriegstrommeln hallten immer noch in meinen Ohren. Mein Bewußtsein war erfüllt von dem Klirren von Metall. Mein Herz wurde verzehrt von Niedergeschlagenheit über mein furchtbares Schicksal.
Von Beks Stimme drang wieder in meine Gedanken. »Erinnern Sie sich, wo Sie sind, Mann! Erinnern Sie sich daran, was Sie tun müssen! Herr Daker!«
Ich sah nur Blut vor mir, Blut hinter mir, überall Blut.
»Herr Daker! John!«
»Ich bin Erekose, der die menschliche Rasse ausrottete. Ich bin Urlik Skarsol, der gegen Belphig kämpfte. Ich bin Elric von Melnibone, und ich werde noch so viele andere sein ...«
»Nein, Mann! Besinnen Sie sich darauf, wer Sie wirklich sind. Es gab eine Zeit, von der Sie mir erzählt haben. Eine Zeit, ohne Erinnerung an ein Dasein als der Ewige Held. War das eine Art Anfang? Warum nennt man Sie immer noch John Daker? Das ist Ihre erste Identität. Bevor Sie gerufen wurden. Bevor man Sie den Helden nannte.«
»Ah, wie viele endlose Zyklen des Multiversums sind seither vergangen!«
»John Daker, nehmen Sie sich zusammen. Um unser aller willen!« Von Bek schrie, aber seine Stimme klang weit entfernt.
»Du bist der Held, der das Schwarze Schwert trägt. Du bist der Kämpfer, der Held der Tausendmeilen-Linie ...«
Das Blut wogte um meine Brust. Irgendwie sank ich tiefer und tiefer. Ich war im Begriff zu ertrinken, in all dem Blut, das ich vergossen hatte.
»Herr Daker! Kommen Sie zurück zu uns. Kommen Sie wieder zu sich selbst!«
Ich konnte mir keiner Identität mehr sicher sein. Ich hatte so viele. Oder waren sie doch alle gleich? Was für ein armseliges, unerfülltes Leben, immerfort so zu kämpfen. Ich hatte niemals kämpfen wollen. Ich hatte von Schwertern nichts gewußt, bis König Rigenos mich als Retter der Menschheit herbeirief .
Das Blut erreichte mein Kinn. Ich grinste. Was sollte ich mich aufregen? Es paßte alles zusammen.
Eine kalte, leise Stimme sprach zu mir. »John Daker, das wird Ihr einziger wirklicher Verrat sein, dieser Verrat an Ihrer Identität. An Ihrem eigentlichen Selbst.« Von Bek wieder. Ich versuchte die Stimme zu verdrängen.
»Sie werden sterben«, hörte ich ihn sagen, »nicht wegen Ihrer menschlichen Schwäche, sondern wegen Ihrer unmenschlichen Stärke. Vergessen Sie, daß Sie der Ewige Held gewesen sind. Erinnern Sie sich an Ihre Sterblichkeit!«
Das Blut drang über meine Lippen. Ich fing an zu lachen. »Seht! Ich ertrinke in dieser greifbaren Mahnung an meine Schuld!«
»Dann sind Sie ein Narr, Herr Daker. Es war falsch von uns, Ihnen als einem Freund zu vertrauen. Und falsch von den Frauen der Alten Rasse. Und falsch von den Bärenprinzen. Und es war dumm von Er- mizhad, Ihnen ihr Vertrauen und ihre Liebe zu schenken. Es war John Daker, den sie liebte, nicht Erekose, das unheimliche Werkzeug des Schicksals ...«
Das Blut quoll in meinen Mund. Ich spuckte es aus. Nach Atem ringend stand ich auf. Ich hatte auf den Knien gelegen. Nicht der Spiegel des Sees war gestiegen. Ich war gefallen. Einen Moment lang starrte ich wie blind auf von Bek und Alisaard. Sie hielten mich, schüttelten mich.
»Sie sind John Daker«, hörte ich ihn abermals sagen. »Es war John Daker, den sie geliebt hat. Nicht jenen erbarmungslosen Schwertschwinger!«
Ich hustete. Ich konnte ihn kaum verstehen. Aber dann begriff ich allmählich, daß das, was er sagte, einen Sinn ergab. Und als dieser Sinn klarer hervortrat, dachte ich, daß er vielleicht die Wahrheit aussprach.
»Ermizhad liebte Erekose«, wandte ich ein.
»Sie mag Sie so genannt haben, denn das war der Name, den König Rigenos Ihnen gegeben hat. Aber wen sie tatsächlich liebte, war John Daker, der gewöhnliche, anständige Sterbliche, der in einem Gewebe von Haß und einem grausamen Schicksal gefangen war. Sie können nicht ändern, was mit Ihnen geschehen ist, aber Sie können ändern, was aus Ihnen geworden ist, John Daker! Begreifen Sie das nicht? Sie können ändern, was aus Ihnen geworden ist!«
In diesem Moment schienen mir das die weisesten Worte zu sein, die ich seit vielen Jahren gehört hatte. Ich wischte mir die Flüssigkeit aus dem Gesicht. Es war überhaupt kein Blut. Ich schüttelte die
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