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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Euch, uns zu retten, während unsere Waffen keinerlei Wirkung erzielten?«
    Von Bek kam mir zuvor. Er lachte. »Es ist eigentlich ein Witz, Sie werden sehen. Bitte, Alisaard, spannt ihn nicht länger auf die Folter. Der arme Mann ist erschöpft!«
    Alisaard zeigte mir die Fläche ihrer linken Hand. In der Mitte klebte eine dünne weiße Kruste. »Salz. Wir haben immer Salz bei uns.«
    »Das Ding reagierte so schnell wie jede gewöhnliche Gartenschnek- ke!« Von Bek gebärdete sich geradezu überschwenglich. »Sobald sie den Mittelpunkt gefunden hatte - und dabei hat sie unglaublichen Mut bewiesen - mußte sie mit dem Messer zustechen und in genau demselben Augenblick das Salz einreiben. Der Kern schrumpfte sofort zusammen. Und wir waren gerettet.«
    Er tippte gegen die kleinen schorfigen Stellen in seinem Gesicht. Die Wunden heilten bereits. Es würden kaum Spuren zurückbleiben. Ich nahm an, mich für ebenso glücklich halten zu können. »Es wird nicht anders aussehen«, bemerkte mein Freund, »als die Narben einer besonders schlimmen Akne.«
    Er half mir auf die Füße. Ich wandte mich an Lady Alisaard. Jetzt war ihre Ähnlichkeit mit Ermizhad noch größer als zu Anfang. »Ich danke Euch aus tiefstem Herzen, Lady Alisaard. Ich danke Euch für mein Leben.«
    »Ihr habt Eures gewagt, bei dem Versuch, Graf von Bek zu retten«, erwiderte sie sanft, indem sie die leblosen Reste der Schlange in den Nebel hinausschnippte. »Zu unserem Glück hatte ich mehr Erfahrung in diesen Dingen.« Sie betrachtete von Bek mit einer Mischung aus Belustigung und Strenge. »Und wollen wir hoffen, daß ein gewisser Herr mehr auf seine Füße achtet als auf seinen Freund, sollte er je wieder diesen Weg benutzen.«
    Bei diesem Tadel verwandelte von Bek sich in einen musterhaften deutschen Edelmann. Er richtete sich auf und nahm stramme Haltung an. Er schlug die Hacken zusammen und verneigte sich, um die ihm gerechtfertigt erscheinende Rüge für sein Verhalten entgegenzunehmen.
    Alisaard und mir fiel es plötzlich schwer, unsere Erheiterung über sein plötzlich so förmliches Gebaren zu verbergen.
    »Kommt«, sagte sie dann, »wir müssen uns beeilen, die unteren Hänge zu erreichen. Dort sind wir sicher vor den Rauchschlangen, und können uns ausruhen, ohne weitere Angriffe befürchten zu müssen. Es ist zu spät geworden, um noch in die Stadt zu gelangen, denn dort ist es Sitte, nach Anbruch der Dunkelheit keinen Besucher mehr einzulassen. Aber am Morgen können wir gestärkt hingehen und hoffen, daß
    man uns helfen wird, Morandi Pag zu finden.«
    Den Nebel endlich hinter uns, dafür in der nicht viel angenehmeren Kühle der Dämmerung fröstelnd, rückten wir drei wärmesuchend zusammen, als wir uns auf dem federnden und recht bequemen Grasboden des Berghanges ausstreckten. Ich, erinnerte mich, in das Tal hinuntergeblickt zu haben, wo es sich vor dem See zu einer Art Bucht erweiterte. In dieser Bucht und weiter landeinwärts, entlang dem Flußufer, konnte ich Lichter blinken sehen und loderndes Feuer. Ich glaubte, Stimmen zu hören, obwohl es sich auch um die Laute der Schwärme kohlschwarzer Aasvögel handeln konnte, die auf dem Heimweg zu ihren Nestern oben in den Felsen waren. Ich wunderte mich über die Stadt. Es waren keinerlei Gebäude zu erkennen. Ich sah auch keine Schiffe, obwohl ich meinte, einige Kais und Landungsstege am Rand des Gewässers ausgemacht zu haben. Weiter weg erstreckte sich am Seeufer ein tiefer, dichter Wald, dessen Bäume im großen und ganzen wie Eichen aussahen! Auch dort tauchten jetzt Lichter auf, als wären Waldarbeiter auf dem Weg nach Hause. Wieder hielt ich vergebens nach Häusern Ausschau. Ich fragte mich noch, während mich der tiefe Schlaf der Erschöpfung überkam, ob die Stadt und ihre Bewohner gleich den Rauchschlangen für Menschen unsichtbar waren. Mir kam etwas über ein anderes Volk in den Sinn, dessen Angehörige von denen, die sich weigerten, sie zu begreifen, ›Geister‹ genannt wurden, und ich versuchte, mich genauer daran zu erinnern. Aber wie es mir mit meinem überfüllten Hirn oft widerfuhr, ließen sich die Bilder nicht greifen. Es hatte etwas, grübelte ich, mit Ermizhad zu tun. Ich wandte den Kopf. Im letzten Dämmerlicht schaute ich geradewegs in Alisaards schlummerndes Gesicht.
    Und im Schutz der Nacht, glaube ich, habe ich um Ermizhad geweint, bis der Schlaf kam, um mich weiter zu peinigen. Denn ich träumte von hundert Frauen - hundert Frauen, die betrogen worden waren

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