Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
treibenden Abenteurer, mein Prinz«, antwortete Alisaard ruhig. »Wir sind hier, weil wir versuchen wollen, die Sechs Reiche vor dem Zugriff des Chaos zu bewahren.«
Ein flüchtiger Blitz des Begreifens in diesen sanften Augen erlosch gleich wieder. Morandi Pag nuschelte eine Melodie durch die Überbleibsel seiner Zähne. Er schlurfte zurück zu seinen Büchern und Retorten. »Ich bin alt«, sagte er, ohne uns anzusehen. »Ich bin zu alt. All das Wissen hat mich wahrscheinlich halb verrückt gemacht. Ich bin für niemand mehr von Nutzen.« Er fuhr überraschend herum und starrte mich beinahe zornig an. Und er meinte keinen anderen als mich, als er rief: »Du! Dir wird es genauso ergehen! Bald wird es dir genauso ergehen. Mein armer kleiner Mabden.« Er lehnte sich gegen eine Bank, auf der ein Dutzend Räucherschalen standen. Sie verbreiteten den schweren Duft. »Wissen hört auf, Weisheit zu sein, wenn man nicht imstande ist, zu begreifen oder zu nutzen, was man lernt. Hm? Es war vermutlich unausweichlich. Hm?«
»Prinz Morandi Pag«, sagte Alisaard drängend. »Wir haben Euch nicht belogen, was unsere Mission betrifft. Sie richtet sich gegen das Chaos und alles, was es mit sich bringt. Ihr würdet uns doch nicht etwas vorenthalten? Etwas, das für unser Vorhaben lebenswichtig ist!«
»Zum Schutz«, meinte er, und bewegte seine Schnauze bekräftigend auf und ab. »Nur deshalb. Ja.«
»Wißt Ihr, wo das Drachenschwert zu finden ist?« fragte von Bek.
»Oh ja. Das. Natürlich weiß ich es. Ihr könnt es sehen, wenn Ihr wollt. Unten.« Er seufzte tief. »Ist das alles? Das alte Höllenschwert selbst, hm? Ja, ja.« Aber seine Augen waren schon zu einem blauen Glaskrug auf seinem Tisch gewandert. Eine Art Leuchtkäfer schien darin herumzutanzen. Morandi Pag gab einen Laut stillen Behagens von sich.
Einen Moment später wandte er uns wieder seinen mächtigen Schädel zu. Fast eine Minute lang schien er zu überlegen. Dann sagte er nüchtern: »Ich habe große Angst vor dem, was geschieht. Wie kommt es, daß Ihr nicht auch Angst habt?«
»Weil, Prinz Morandi Pag, wir das alles erst noch durchleben müssen«, antwortete von Bek. Er sprach sehr sanft, wie zu einem verschreckten Pferd.
»Ah!« meinte Morandi Pag, als fände er die Antwort zufriedenstellend. »Ah, Ihr könnt Euch nicht vorstellen, nicht vorstellen .« Wieder schweiften seine Gedanken ab. Er fing an, Namen vor sich hinzumurmeln, Teile irgendwelcher Gleichungen, Verszeilen, und vieles davon in Sprachen, die wir nicht einmal entfernt verstanden. »La, la, la, la. Möchtet Ihr drei Euch mit mir ###in das Wenige teilen, was ich habe? Nahrung war niemals das Problem, wie Ihr vielleicht gehört habt. Aber ...« Er kratzte sich am linken Ohr und schaute uns fragend an.
»Das Drachenschwert, Prinz Morandi Pag«, erinnerte Alisaard ihn.
»Ja. Ihr wollt es sehen? Ja. Es ist unten.«
»Werdet Ihr uns hinführen? Oder sollen wir allein gehen?« fragte sie langsam und deutlich. »Was sollen wir tun, Prinz Morandi Pag?«
»Sehen, was Ihr denkt.« Er hatte unser Gespräch bereits vergessen. Er trommelte auf Röhren und Flaschen. »La, la, la, la.«
Von Bek deutete auf eine Tür in der gegenüberliegenden Wand. »Wir müssen nachsehen, wohin sie führt. Es tut mir leid, wenn ich unhöflich erscheine, aber wir haben nur wenig Zeit.« Er schritt zwischen Pergamenten und dicken Schmökern hindurch, vorbei an vergessenen Instrumenten und Stapeln von Krügen, deren jeder eine geheimnisvolle Substanz enthielt, und streckte die Finger nach dem Griff aus. Bevor er ihn betätigte, blickte er noch einmal zu Morandi Pag.
Der alte Bär sprach. Wieder klang seine Stimme beherrscht, voll weiser Aufmerksamkeit. »Ihr könnt dort hineingehen und es suchen, wenn Ihr möchtet.«
Wir standen neben von Bek, als er den Griff drehte. Die Tür bestand nicht aus Holz, sondern aus pockennarbigem Fels, wie Bimsstein, nur daß er bunt gefärbt war. Man hatte Muster hineingemeißelt, die mich an die in Adelstane gesehenen Banner erinnerten. Ich konnte nicht recht erkennen, was sie darstellten.
Ohne ein Quietschen oder sonstigen Protest, schwang die Tür auf. Der Raum dahinter war klein und rund, eine Vorratskammer. Lampen flackerten darin. Auf Regalen lagen und standen Päckchen, Schriftrollen, Schachteln, Krüge, in Stroh verpackte Flaschen und eine Anzahl von Gegenständen, deren Bedeutung unklar blieb.
Wie auch immer, was an einem schweren Messinghaken von dem mittleren Balken
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