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Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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unter uns, die am aufgeregtesten waren, mußten zwei schlucken. Auch ich nahm zwei, ohne dazu aufgefordert zu sein.
    Denn es war glatter Mord gewesen, ein widerwärtiges, nicht zu beschönigendes Gemetzel. Abgesehen von den Blasen, welchen man ohne allzu große Mühe entgehen konnte, waren wir nicht in Gefahr gewesen. Die Taurier schienen überhaupt keine Vorstellung vom Kampf Mann gegen Mann gehabt zu haben. Wir hatten sie einfach zusammengetrieben und abgeschlachtet, und es war das erste Zusammentreffen zwischen dem Menschen und einer anderen intelligenten Art gewesen. Oder vielleicht das zweite, zählte man die Teddybären mit. Was wäre geschehen, wenn wir uns hingesetzt und versucht hätten, uns mit ihnen zu verständigen? Aber sie hatten die gleiche Behandlung erfahren.
    Danach redete ich mir immer wieder ein, daß nicht ich es gewesen sei, der diese verängstigten, in die Enge getriebenen Geschöpfe so fröhlich in Stücke geschnitten habe. Im zwanzigsten Jahrhundert hatte man zu jedermanns Zufriedenheit festgestellt, daß die Ausrede: »Ich führe nur Befehle aus« eine unzulängliche Entschuldigung für unmenschliches Verhalten sei … Aber was soll man tun, wenn die Befehle tief aus dem Unterbewußtsein kommen, von diesem verborgenen Puppenspieler, der alle Bemühungen um mehr Menschlichkeit noch immer vereitelt hat?
    Das war das Schlimmste von allem, dieses Gefühl, daß meine Handlungsweise vielleicht gar nicht so unmenschlich gewesen war. Schließlich hat es zu keiner Zeit an Menschen gefehlt, die bereit waren, ihren Mitmenschen das gleiche anzutun, selbst ohne hypnotische Konditionierung.
    Ich war angewidert vom mörderischen Instinkt der menschlichen Rasse, angewidert von der Armee und entsetzt über die Aussicht, weitere Jahrzehnte mit mir selbst zu leben … Nun, die Möglichkeit einer Hirnbehandlung war immer gegeben.
    Ein Schiff mit einem einzigen taurischen Überlebenden war entkommen, nach Hause, wie ich vermutete, wo immer das sein mochte, um zu berichten, was zwanzig Menschen mit Handfeuerwaffen hundert unbewaffneten Flüchtlingen antun konnten.
    Ich vermutete, daß wir beim nächsten Infanteriegefecht mit Tauriern einem Gegner gegenüberstehen würden, der aus seinen Fehlern gelernt hatte. Und ich hatte recht.

Zweiter Teil

Feldwebel Mandella

2007–2024 n. Chr.

1
    Ob ich Angst hatte? O ja, ich hatte – und wer hätte keine Angst gehabt. Nur ein Dummkopf oder ein Selbstmörder oder ein Roboter. Oder ein Linienoffizier.
    Major Stott schritt hinter dem kleinen Rednerpult im Mehrzwecksaal der ›Anniversary‹ auf und ab.
    Wir hatten unseren letzten Simultansprung gemacht, von Tet 38 nach Yod 4. Wir verlangsamten mit 112 ge, und wir wurden verfolgt.
    »Ich wünschte, Sie würden sich eine Weile entspannen und dem Bordcomputer vertrauen, Herrschaften«, sagte Stott. »Das taurische Schiff wird in jedem Fall erst nach weiteren zwei Wochen in Reichweite sein, und wenn Sie während dieser ganzen Zeit entweder die Köpfe hängen lassen oder von nervöser Unruhe umgetrieben werden, dann werden weder Sie noch Ihre Leute im Ernstfall einsatzfähig sein. Angst ist eine ansteckende Krankheit. Mandella!«
    Er war sonst immer sorgfältig darauf bedacht, mich vor der Kompanie ›Feldwebel‹ Mandella zu nennen. Aber bei dieser Besprechung waren nur Gruppenführer und höhere Chargen anwesend; einfache Soldaten waren nicht vertreten. Also ließ er die Formalitäten sein.
    »Ja, Sir?«
    »Mandella, Sie sind für die psychologische und die körperliche Tüchtigkeit der Männer und Frauen in Ihrer Truppe verantwortlich. Vorausgesetzt, daß Sie sich der zunehmenden Verschlechterung der Truppenmoral an Bord dieses Schiffes bewußt sind, und vorausgesetzt, daß Ihre Abteilung dagegen nicht immun ist … was haben Sie dagegen unternommen?«
    »Soweit es meine Abteilung betrifft, Sir?«
    Er sah mich einen langen Augenblick an. »Selbstverständlich.«
    »Wir sprechen uns darüber aus, Sir.«
    »Und sind Sie zu irgendwelchen dramatischen Schlußfolgerungen gelangt?«
    »Ohne unehrerbietig sein zu wollen, Sir, ich denke, das Problem ist offensichtlich. Meine Leute – das heißt, wir alle sind seit vierzehn Monaten in diesem Schiff eingesperrt und …«
    »Lächerlich. Jeder von uns wurde gegen die Nervenbelastungen des Lebens in drangvoller Enge hinreichend konditioniert, und die einfachen Soldaten genießen darüber hinaus das Privileg des Fraternisierens.« Das war eine feine Art, es auszudrücken. »Offiziere

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