Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
Wir …« Sie blickte mich sehr ernsthaft an und lächelte ein wenig. Ich konnte ihre Grübchen sehen. »Wir waren befreundet, weißt du.«
Ich nippte von meinem brühheißen Sojakaffee und versuchte meiner Stimme einen unbekümmerten Ton zu geben. »Das erklärt, wo du Mittwoch abend warst. Plötzlich warst du verschwunden.«
»Ich müßte erst auf meinem Kalender nachsehen«, sagte sie und lächelte wieder. »Ich glaube, es ist montags, mittwochs und freitags, während der Monate mit einem r. Warum? Hast du was dagegen?«
»Ich? Na… verdammt noch mal, nein, natürlich nicht. Aber – aber er ist von der Marine! Er gehört nicht zu uns!«
»Er ist von der Marine zu uns überstellt worden, also gehört er wenigstens halb zu uns.« Sie drehte an ihrem Ring und sagte: »Vermittlung, bitte.« Dann zu mir: »Und was ist mit dir und der kuscheligen kleinen Miss Harmone?«
»Das ist nicht das gleiche.«
Sie murmelte die Nummer eines Anschlusses in den Ring. »Doch, es ist das gleiche. Wo wäre da ein Unterschied?« Der Ring ließ das Belegtzeichen hören. »Wie war sie?«
Ich begann mich zu erholen. »Wie soll sie gewesen sein?« sagte ich achselzuckend. »Ausreichend.«
»Singhe ist übrigens ein vollendeter Kavalier. Und nicht im mindesten eifersüchtig.«
»Das bin ich auch nicht«, sagte ich. »Sollte er dich je verletzen, sag es mir, und ich werde ihm den Arsch aufreißen.«
Sie lächelte mich über ihre Tasse hinweg an. »Und sollte die Harmone dich jemals verletzen, sag es mir, und ich werde ihr den Arsch aufreißen.«
»Abgemacht.« Wir bekräftigten es mit einem feierlichen Händedruck.
2
Die Beschleunigungsschalen waren etwas Neues. Sie ermöglichten es, die Leistung eines Schiffsantriebs, welche theoretisch Beschleunigungswerte bis zu 25 ge erlaubte, voll auszuschöpfen.
Tate erwartete mich im Vorraum mit dem Rest meiner Gruppe. Die Leute standen herum und unterhielten sich. Ich gab ihm seinen Sojakaffee.
»Danke. Haben Sie was erfahren?«
»Leider nicht. Nur, daß die von der Marine nichts zu befürchten scheinen, und sie müßten es wissen. Wahrscheinlich nur ein weiteres Routinemanöver.«
Er schlürfte aus seiner Tasse. »Hol’s der Teufel, uns kann es gleich sein. Sitzen da und werden halb zu Tode gequetscht. Herrgott, ich hasse diese Dinger.«
»Ach, ich weiß nicht. Sie könnten die Infanterie überflüssig machen. Dann können wir alle nach Hause gehen.«
»Darauf können wir lange warten.«
Der Arzt kam vorbei und gab mir meine Spritze.
Ich wartete bis zehn vor acht, dann rief ich den Leuten zu: »Vorwärts, Leute, ausziehen und rein ins Vergnügen!«
Die Schale ist wie ein flexibler Raumanzug; jedenfalls sind die inneren Einrichtungen ziemlich ähnlich. Aber statt des Sauerstoffgeräts und der eigenen Klimatisierung gibt es einen Schlauch, der oben in den Helm hineinführt, und zwei, die bei den Fersen herauskommen, dazu pro Anzug zwei Schläuche zur Körperentleerung. Die Anzüge lagen Schulter an Schulter und Kopf bei Fuß auf leichten, federnden Gestellen, mit denen sie fest verbunden waren. Suchte man seine Schale auf, so vermittelten die zahlreichen Schläuche den Eindruck, man arbeite sich durch einen Riesenteller mit olivgrünen Spaghetti.
Als die Kontrolleuchten in meinem Helm zeigten, daß alle in ihren Anzügen steckten, öffnete ich per Knopfdruck die Flutventile. Natürlich war nichts zu sehen, aber ich konnte mir die blaßblaue Lösung vorstellen – Äthylenglyzerin und noch etwas –, die um und über uns aufschäumte. Das Material des Anzugs, kühl und trocken, wurde von allen Seiten an meine Haut gepreßt. Ich wußte, daß der Druck im Innern meines Körpers rasch anstieg, um sich dem zunehmenden Flüssigkeitsdruck von außen anzugleichen. Um diesen inneren Druckausgleich zu erzielen, war die Injektion notwendig. Trotzdem war es alles andere als ein Vergnügen. Als meine Anzeigenadel die 2 erreichte (Außendruck entsprechend einer Wassersäule von 2 km Höhe), hatte ich das Gefühl, zugleich zerquetscht und aufgeblasen zu werden. Um zwanzig Uhr fünf zeigte die Nadel auf 2,7 und kletterte nicht weiter. Als um zwanzig Uhr zehn die Manöver begannen, bemerkte ich keinen Unterschied. Ich glaubte jedoch die Anzeigenadel zittern zu sehen und fragte mich, wieviel Beschleunigung nötig sein mochte, um diese winzigen Ausschläge zu erzeugen.
Der Hauptnachteil des Systems ist, daß jeder, der sich beim Beginn der Beschleunigung außerhalb seiner Schale befindet, vom
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