Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
Schmerz erneuerte sich, hörte plötzlich auf, und ich rollte vom verbogenen Rumpf des Gleiters frei. Wie in einem Traum sah ich meinen kurzen Beinstumpf Blut verspritzen, das glänzendschwarz auf dem stumpf schwarzen Gestein gefror. Ich schmeckte Messing, und ein roter Nebel deckte alles zu, vertiefte sich zum Braun von Flußschlamm, und während die Pille dachte: Das ist nicht so schlimm …, wurde ich ohnmächtig.
Der Anzug ist so eingerichtet, daß vom Körper so viel wie möglich gerettet wird. Verliert man den Teil eines Armes oder Beines, so schließt sich eine von sechzehn rasiermesserscharfen Irisblenden mit der Kraft einer hydraulischen Presse um das verletzte Glied, schneidet es sauber ab und versiegelt den Anzug, bevor man an explosiver Dekompression sterben kann. Darauf brennt die antitraumatische Einrichtung den Stumpf aus, ersetzt verlorenes Blut und pumpt einen mit schockdämpfenden und euphorisch stimmenden Medikamenten voll. Also stirbt man entweder glücklich, oder man wird, wenn die Kameraden das Gefecht gewinnen, geborgen und ins Schiffslazarett gebracht.
Wir gewannen die Runde, während ich schlief, eingehüllt in dunkle Watte. Als ich aufwachte, lag ich im überfüllten Schiffslazarett in der Mitte einer langen Reihe von aufklappbaren Feldbetten, in denen die Blessierten lagen, alles Leute, die vom sinnreichen Instandhaltungsmechanismus ihrer Anzüge zu drei Vierteln (oder weniger) gerettet worden waren. Wir wurden von den beiden Schiffsärzten, die im hellen Licht an Operationstischen standen, vertieft in Blutrituale, keines Blickes gewürdigt. Ich beobachtete sie lange. Wenn ich ins blendende Licht blinzelte, sah das Blut auf ihren grünen Mänteln wie schwärzliches Fett aus, und die mit Verbänden umwickelten Körper schienen seltsame weiche Maschinen, die sie reparierten. Aber die Maschinen schrien im Schlaf immer wieder auf, und die Mechaniker murmelten Beschwichtigungen, während sie ihre fettigen Werkzeuge gebrauchten. Ich beobachtete und schlief und wachte auf, und beinahe jedesmal war ich woanders.
Zuletzt erwachte ich in einem regulären Krankenzimmer. Ich war angeschnallt und wurde durch eine Schlauchleitung ernährt. Elektroden zur Messung meiner Körperfunktionen waren da und dort befestigt, aber vom Personal war nichts zu sehen. Die einzige andere Person in dem kleinen Raum war Marygay, die im benachbarten Bett schlief. Ihr rechter Arm war über dem Ellbogen amputiert.
Ich weckte sie nicht, betrachtete sie bloß und versuchte mir über meine Empfindungen klar zu werden. Versuchte auch die Nachwirkungen der Stimmungsdrogen herauszufiltern. Wenn ich ihren Armstumpf betrachtete, konnte ich weder Mitgefühl noch Widerwillen fühlen. Ich versuchte abwechselnd die eine oder die andere Reaktion zu erzwingen, aber nichts geschah. Es war, als ob sie schon immer so gewesen wäre. Lag es an den Drogen, war es Konditionierung, Liebe? Ich mußte abwarten und sehen.
Plötzlich schlug sie die Augen auf, und ich begriff, daß sie seit einiger Zeit wach gewesen sein mußte. Vielleicht hatte sie mir Zeit zum Nachdenken geben wollen. »Hallo, kaputtes Spielzeug«, sagte sie.
»Wie – wie fühlst du dich?« Intelligente Frage.
Sie legte die Fingerspitzen der Linken an die Lippen und küßte sie, eine vertraute Geste. »Dumm und benommen. Froh, nicht mehr Soldat zu sein.« Sie lächelte. »Haben sie es dir gesagt? Wir kommen zum Himmel.«
»Nein. Aber ich dachte mir, daß man uns entweder dorthin oder zur Erde schaffen würde.«
»Himmel wird besser sein. Ich wünschte, wir wären schon da.«
»Wie lange wird es dauern?« fragte ich.
Sie wälzte sich auf den Rücken und blickte zur Decke empor. »Keine Ahnung. Du hast mit niemandem gesprochen?«
»Bin gerade erst aufgewacht.«
»Es gab eine neue Anweisung, von der man uns vorher nichts gesagt hatte. Die ›Sangre y Victoria‹ hat Befehl, vier Aufträge auszuführen. Wir müssen weiterkämpfen, bis alle vier abgeschlossen sind. Oder bis wir so hohe Verluste haben, daß weitere Aktionen unmöglich werden.«
»Wie hoch müssen die Verluste sein, daß dieser Fall eintritt?«
»Das frage ich mich auch. Wir haben bereits ein gutes Drittel der Kampfeinheiten verloren. Aber wir sind unterwegs nach Aleph 7. Razzia auf Unterhosen.« So nannten wir Operationen, die vorwiegend dem Ziel dienten, taurisches Gerät zu erbeuten und nach Möglichkeit Gefangene zu machen.
Die Tür sprang auf, und Doktor Foster kam hereingestürzt. Er wedelte zur
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