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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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jemand auf die Idee kam, den Strom abzuschalten und auf diese Weise den Aufzug außer Betrieb zu setzen? Die Fähre besaß vermutlich ein unabhängiges Startsystem, aber wir mussten sie erst einmal erreichen.
    Marygay verplemperte ein paar kostbare Sekunden, als sie das Begrüßungskomitee anwies, hier auszusteigen und sich möglichst weit von der Startrampe zu entfernen – was die Leute vermutlich selbst wussten. Der Abschussschacht würde die Gammastrahlung nur in den ersten paar Sekunden nach dem Start absorbieren; danach war es nicht ratsam, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Roberta drückte im gleichen Moment auf die Taste mit dem Pfeil nach oben, als Marygay durch die Tür sprintete.
    Niemand unterbrach die Stromversorgung. Die Liftkabine glitt nach oben und dockte mit einem Klicken an der Luftschleuse der Fähre an. Die Lamellen der Irisblende öffneten sich.
    Es war nicht einfach, an unsere Plätze zu gelangen, da wir die Gesetze der Schwerkraft gegen uns hatten. Wir hangelten uns an einer Netzleiter in die Tiefe und füllten das Abteil von unten nach oben. Dem Sheriff mussten wir zu diesem Zweck die Handschellen abnehmen; er leistete keinen Widerstand, als wir ihn in seinem Sitz angurteten und wieder fesselten.
    Ich begab mich an die Pilotenkonsole und riss die Schalter herum, die den Start einleiten sollten. Das war nicht weiter kompliziert, da nur vier Standard-Orbits zur Verfügung standen. Ich wählte »Rendezvous mit der Time Warp« und musste mich von da an mehr oder weniger auf die Fähre verlassen.
    Der Monitor erwachte zum Leben, und ich sah Jynn. Das Blickfeld erweiterte sich. Sie befand sich in einem Gleiter, bewacht von einem Taurier.
    Der Taurier deutete auf die Fenster neben Jynn. Durch das Schneetreiben konnte man verschwommen die beiden Starttürme erkennen.
    »Nur zu«, sagte der Taurier. »Drei Sekunden nach eurem Start wird die Strahlung aus dem Abschussschacht mich und diese Frau töten.«
    »Los!«, rief Jynn. »Startet!«
    »Ich glaube nicht, dass ihr das über euch bringt«, sagte der Taurier. »Es wäre unmenschlich. Kaltblütiger Mord.«
    Marygay war neben mir, auf dem Copiloten-Platz. »Jynn…«, begann sie.
    »Ihr habt keine andere Wahl«, unterbrach Jynn sie mit ruhiger Stimme. »Wenn der nächste Schritt gelingen soll, müsst ihr zeigen… wozu ihr bereit seid.«
    Wir sahen einander an, beide wie erstarrt.
    »Tut, was sie sagt«, wisperte Max.
    Plötzlich rammte Jynn ihren Ellbogen in die Kehle des Tauriers. Dann presste sie die mit Metallschellen gefesselten Hände gegen seinen Hals und riss ihm den Kopf zur Seite, dass es knackte.
    Sie zerrte die schlaffe Gestalt quer über den Sitz und bemühte sich, die Gleitersteuerung zu erreichen. Das Gefährt heulte auf. Ihr Bild auf dem Monitor begann zu wackeln. »Gebt mir dreißig Sekunden«, schrie sie über das Motorgeräusch hinweg. »Nein, zwanzig – dann bin ich hinter dem Hauptgebäude. Und jetzt seht zu, dass ihr verschwindet!«
    »Komm hierher!«, rief Marygay. »Wir können warten!«
    Vielleicht hörte sie diesen Rat nicht mehr. Jedenfalls gab sie keine Antwort und ihr Bild verschwand vom Monitor.
    Stattdessen tauchte das scharf umrissene Konterfei eines Menschen, männlich, in einer grauen Uniform auf. »Wenn ihr zu starten versucht, schießen wir euch ab! Ihr vergeudet euer Leben und unsere Fähre!«
    »Selbst wenn ihr das könntet, würdet ihr es wahrscheinlich nicht tun.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr; ich würde Jynn die vollen dreißig Sekunden zugestehen. »Ihr habt hier weder eine Flug- noch eine Raumabwehr.«
    »Wir haben sie im Orbit«, erklärte er. »Ihr werdet alle sterben.«
    »Blödsinn«, sagte ich und wandte mich halb den anderen zu. »Er blufft… versucht Zeit zu gewinnen.«
    Das Gesicht von Po war aschfahl. »Selbst wenn er nicht blufft – wir müssen jetzt zu Ende führen, was wir begonnen haben.«
    »Genau«, sagte Teresa. »Ganz gleich, was geschieht.«
    Dreißig Sekunden. »Festhalten!« Ich riss den Starthebel nach unten.
    Ein gewaltiges Dröhnen hüllte uns ein, und in der kurzen Zeit, die wir benötigten, um den Abschussschacht zu verlassen, stieg die Beschleunigung von einem auf drei Ge. Schnee strömte am Bugfenster vorbei und wich unvermittelt gleißendem Sonnenlicht.
    Die Fähre drehte sich, um in den Orbit einzuschwenken, und die Sturmwolken-Wand löste sich in ein Nichts auf. Die Farbe des Himmels wechselte von Kobaltblau zu Indigo.
    Ich konnte nicht ausschließen, dass sie

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