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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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meine Ohren allerdings gewöhnungsbedürftig.«
    Ich wandte mich erneut an das Schiff: »Wie viel von deiner Musik stammt eigentlich aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert?«
    »Von der Spielzeit her etwa sieben Prozent. Von den Titeln her fünf Prozent.«
    »Ach, du Schande! Da ist sicher nur einer von zwanzig dabei, den ich mag.«
    »Du solltest mal in die neueren Sachen reinhören«, meinte Charlie. »Klassik und Romantik kommt in regelmäßigen Zyklen wieder.«
    Ich nickte, behielt meine Meinung aber für mich. Ich hatte Kostproben von ein paar Jahrhunderten genossen. »Vielleicht könnten wir die Jobs umverteilen. Damit die Depressiven auch etwas Nützliches zu tun bekommen.«
    »Hilft vielleicht. Wenn wir die Sache unauffällig hinkriegen.«
    Marygay nickte. »Nicht, dass plötzlich an allen wichtigen Positionen Leute mit psychischen Störungen auftauchen.«
    »Oder wir stecken sie in die Tiefschlaf-Tanks«, meinte Charlie. »Und verschieben das Problem um vierzigtausend Jahre.«
    »Glaub ja nicht, dass du der Erste bist, der mit dieser Idee spielt.«
    »Könnten wir das Problem nicht einfach vor versammelter Menge ansprechen?«, schlug ich vor. »Wir haben es schließlich mit intelligenten Erwachsenen zu tun.«
    »Nicht nur. Zwei der Patienten sind Kinder. Aber ich fürchte, dass wir damit noch mehr Angst und Depressionen auslösen würden.
    Das Problem ist, dass Depressionen ebenso wie Angstzustände ihre Ursachen nicht nur im Verhalten, sondern auch im biochemischen Bereich haben. Aber es wäre gefährlich, eine kurzzeitige Anfälligkeit durch einen Eingriff in die Gehirnchemie zu behandeln. Dann hätten wir am Ende ein Schiff voller Suchtkranker. Wir vier mit eingeschlossen.«
    »Die Wahnsinnigen als Anführer der Verrückten«, sagte Charlie.
    »Ein Narrenschiff«, meinte Marygay.
    Ich schnalzte und fragte das Schiff: »Könntest du die Mission allein zu Ende führen, wenn wir alle den Verstand verlieren würden?«
    »Einige von euch haben ihn bereits verloren, obwohl mein Maßstab vielleicht zu hoch angesetzt ist. Ja, wenn der Kapitän es befiehlt, kann ich die Steuerung gegen Eingriffe von außen blockieren und die Mission ohne menschliche Mithilfe durchführen.«
    »Und wenn der Kapitän nicht mehr bei klarem Verstand wäre?«, fragte Marygay. »Und seine beiden Stellvertreter?«
    »Sie kennen die Antwort darauf, Kapitän.«
    »Ja, ich kenne sie«, sagte Marygay leise und nahm einen Schluck Wein. »Und weißt du was? Sie macht mich depressiv.«

sechzehn
    Am nächsten Tag hatten wir ein ernsteres Problem als den richtigen Umgang mit Depressionen.
    Ich saß in meinem Büro auf dem Gemeinschaftsdeck und vertrieb mir die Zeit mit einem Erbsenzähler-Job. Es ging darum, die Kinowünsche für das Nachmittags- und Abendprogramm zu sortieren. Die meisten Titel hatte ich noch nie gehört. Zwei Leute hatten den Film Der Untergang der Titanic angekreuzt. Das würde die Moral gewaltig heben. Eisberge im All. Darüber hatte ich mir seit Tagen keine Sorgen gemacht.
    Der Taurier stand plötzlich in der Tür. Ich krächzte ein paar Grußworte und warf einen Blick auf meine Uhr. Fünf Minuten später, und ich wäre ihm zum Lunch entwischt.
    »Ich wusste nicht, ob ich die Angelegenheit Ihnen, dem Kapitän oder dem Sheriff vortragen sollte.« Dem Sheriff? »Sie waren am nächsten.«
    »Welche Angelegenheit?«
    Er führte einen aufgeregten kleinen Tanz auf. »Einer von euch hat versucht, mich umzubringen.«
    »Du liebe Güte!« Ich stand auf. »Wer?«
    »Er nennt sich Charlton.«
    Cal natürlich. »Gut. Ich werde den Sheriff holen und wir suchen ihn gemeinsam auf.«
    »Er liegt in meiner Kabine. Tot.«
    »Sie haben ihn getötet?«
    »Sicher. Hätten Sie das nicht getan?«
    Ich rief Marygay und den Sheriff an und bat beide, sofort nach unten zu kommen. »Gab es irgendwelche Zeugen?«
    »Nein. Er war allein. Er sagte, er wolle mich sprechen.«
    »Nun, das Schiff wird die Sache aufgezeichnet haben.«
    Er wackelte mit dem Kopf. »So viel ich weiß, erstreckt sich die Schiffsüberwachung nicht auf meine Kabine.«
    Ich schnalzte und fragte das Schiff. »Das ist korrekt. Das Quartier des Tauriers wurde nachträglich im Frachtraum eingerichtet. Es gehörte nie zu meinen Aufgaben, die Fracht zu kontrollieren.«
    »Gibt es wenigstens Aufzeichnungen, dass Cal Charlton vor kurzem in Richtung Frachtraum unterwegs war?«
    »Charlton betrat den Lift um 11 Uhr 32 und fuhr zum Frachtdeck hinunter.«
    »War er bewaffnet?«
    »Ich konnte

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