Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
wie angekündigt den markt aufzusuchen, nahm ich ein Taxi in die Altstadt und fuhr dann mit der U-Bahn zurück in die City. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht vorsichtig genug sein konnte.
Ich pirschte mich von einer Seitenstraße in den Hof von Amelias Motel. Ellie Morgan öffnete auf mein Klopfen.
»Sie schläft«, flüsterte sie, »aber ich weiß, dass sie gern geweckt werden würde.« Sie hatten angrenzende Zimmer mit einer Verbindungstür. Ellie führte mich durch und schloss die Tür hinter mir.
Amelia war warm vom Schlaf und roch nach Lavendel, dem bevorzugten Duft ihres Badesalzes.
»Marty hat mir alles erzählt«, sagte sie. »Es muss schrecklich für dich sein – fast als hättest du eines deiner Sinnesorgane verloren.«
Ich konnte nichts darauf sagen, sondern drückte sie nur einen Moment länger an mich.
»Du hast von dieser Frau gehört… und von Ray?« fragte sie stockend.
»Ich war dabei. Ich sprach selbst mit ihr.«
»Es hieß, der Doktor würde ihr einen Anschluss einsetzen.«
»Das ist mittlerweile geschehen – eine sehr riskante Schnelloperation. Sie ist ein Mitglied des Gotteshammers und gehört der gleichen Zelle an wie Ingram.« Ich erzählte ihr von dem General im Pentagon. »Ich fürchte, du bist hier nicht mehr sicher. Nirgends in Guadalajara. Sie verfolgte unsere Spur von St. Bartholomäus praktisch bis zur Klinik – mit Hilfe von Spionagesatelliten im niedrigen Orbit.«
»Unser Land setzt Spionagesatelliten gegen das eigene Volk ein?«
»Nun, die Dinger umkreisen die ganze Erde, und es wäre wohl zu mühsam, sie über den USA auszuschalten.« In einer Wandnische stand eine Kaffeemaschine. Ich redete weiter, während ich sie in Betrieb nahm. »Ich glaube nicht, dass dieser Blaisdell weiß, wo wir uns genau befinden. Sonst hätten wir längst ein Rollkommando anstatt einer einsamen Agentin auf den Fersen. Oder zumindest ein Team, das sie unterstützt.«
»Konnten diese Satelliten uns als Einzelpersonen orten – oder spürten sie nur den Bus auf?«
»Den Bus und den Lastwagen.«
»Dann könnte ich also zu Fuß von hier zum nächsten Bahnhof gehen und aufs Geratewohl irgendwohin fahren?«
»Ich weiß nicht. Sie hatte ein Foto von dir. Wir müssen davon ausgehen, dass Blaisdell dem nächsten gedungenen Mörder einen Abzug in die Hand drückt. Und wenn es ihnen gelingt, hier jemanden zu bestechen, hält jeder Polizist in Mexiko Ausschau nach dir.«
»Ein schönes Gefühl, so gesucht zu sein.«
»Vielleicht solltest du mich nach Portobello begleiten und dich irgendwo in Haus 31 verkriechen, bis die Luft rein ist. Marty kann dir wahrscheinlich binnen zwei Stunden die nötigen Papiere besorgen.«
»Das klingt gut.« Sie streckte sich und gähnte. »Ich brauche nur noch ein paar Stunden, um diesen Beweis abzuschließen. Vielleicht kannst du die Gleichungen überprüfen; dann verschicken wir das Ganze kurz vor unserer Abreise per Flughafen-Telefon.«
»In Ordnung. Etwas Physik zur Abwechslung kann mir nicht schaden.«
Amelia hatte ihre Argumente klar und knapp formuliert. Ich fügte eine längere Fußnote über die Berechtigung der Pseudo-Operator-Theorie in diesem Beweissystem hinzu.
Außerdem las ich Ellies populärwissenschaftliche Version. Mir erschien sie wenig überzeugend – keine Mathematik – aber ich hielt es für das Beste, mich ihrer Erfahrung zu beugen und den Mund zu halten. Ellie spürte allerdings mein Unbehagen und meinte, sie wisse selbst, dass die Abhandlung ohne Mathematik so viel wert sei wie ein religiöses Traktat, in dem man Gott nicht erwähnen dürfe, aber nach Ansicht der Redaktionen legten neunzig Prozent ihrer Leser bei der ersten Gleichung die Zeitschrift weg.
Ich hatte Marty angerufen. Er war im Operationssaal, aber ein Assistent rief zurück und sagte, dass die neuen Order bis zu Amelias Ankunft bereitliegen würden. Er ließ uns außerdem ausrichten, dass die Humanisierung bei Leutnant Thurman fehlgeschlagen sei. Wir hatten gehofft, dass der friedliche Gedankenkontakt mit meiner konvertierten Einheit den Stress abbauen würde, der seine Migräne-Attacken verursachte. Aber nein, sie kamen lediglich verzögert und dafür umso heftiger. Das bedeutete, dass er ähnlich wie ich über die Runden kommen musste. Im Gegensatz zu mir stand er jedoch praktisch unter Hausarrest, da er in den wenigen Minuten, die er eingeklinkt gewesen war, einfach zu viel über unsere Pläne erfahren hatte.
Ich freute mich auf ein Gespräch mit ihm, jetzt, da wir
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