Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
er: »Sie sind Amelia.«
»Im Allgemeinen Blaze. Oder Professor Harding.«
Er nickte, machte aber nicht den Versuch, ihr die Hand zu geben. »Ich bin Julians Therapeut, Zamat Jefferson.«
»Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie. Die Therapie ging daneben.«
Er nickte wieder. »Nun ja, ich wusste, dass er selbstmordgefährdet war. Ich hatte Kontakt zu ihm. Deshalb gab ich ihm diese Pillen.«
»Was?« Amelia starrte ihn an. »Ich verstehe nicht…«
»Er hätte alle auf einmal schlucken können, ohne zu sterben. Er wäre in ein Koma verfallen, aber ohne Atemstillstand.«
»Dann ist er nicht in Gefahr?«
Der Oberst legte einen rosa Laborbefund auf den Tisch vor ihnen und strich ihn mit beiden Händen glatt. »Hier – sehen Sie sich den Alkoholwert an! 3,5 Promille. Das allein reicht schon fast für einen Selbstmord.«
»Sie wussten, dass er trank. Sie waren mit ihm in Kontakt.«
»Genau das ist es ja. Er trinkt selten zu viel. Und bei der Art von Selbstmord, den er plante… spielten weder Tabletten noch Alkohol eine Rolle.«
»Nein? Was dann?«
»Das unterliegt meiner Schweigepflicht. Nur so viel – er hätte dabei gegen das Gesetz verstoßen.« Er nahm den Befund an sich und faltete ihn sorgfältig zusammen. »Wir… wir brauchen vielleicht Ihre Hilfe.«
»Wer genau braucht meine Hilfe? Er oder das Militär?«
»Beide. Wenn er es schafft, und ich bin ziemlich sicher, dass er es schafft, wird er nie wieder als Operator arbeiten können. Sie könnten ihm helfen, darüber hinwegzukommen.«
Amelias Augen wurden schmal. »Wie meinen Sie das? Er hasst diesen Soldatenjob!«
»Kann sein, aber das bezieht sich nicht auf den Kontakt mit seiner Einheit. Im Gegenteil. Wie bei den meisten Leute ist diese… diese enge Vertrautheit zu einer Art Sucht geworden. Vielleicht können Sie ihn von diesem Verlust ablenken.«
»Mit einer anderen Vertrautheit. Mit Sex.«
»In etwa.« Er faltete den Bogen noch zweimal und fuhr mit dem Daumennagel die Kanten entlang. »Amelia, Blaze, ich bin nicht sicher, ob Sie wissen, wie sehr er Sie liebt – wie sehr er von Ihnen abhängt.«
»Natürlich weiß ich das. Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
»Nun, ich kenne Ihr Innenleben nicht. Julian glaubt, dass Ihre Beziehung unter Unausgewogenheit leidet, unter einer – gewissen Einseitigkeit.«
Amelia lehnte sich zurück. »Was erwartet er denn von mir?« sagte sie steif. »Er weiß, dass ich nur begrenzt Zeit für ihn habe. Dass ich nur ein Leben habe.«
»Er weiß, dass Sie mit Ihrer Arbeit verheiratet sind. Dass das, was Sie tun, wichtiger ist als das, was Sie sind.«
»Das trifft mich selbst hart genug.« Sie zuckten beide zusammen, als jemand in einem anderen Zimmer ein Tablett mit Instrumenten fallen ließ. »Aber das gilt für die meisten Leute, die wir kennen. Die Welt ist voll von Prolos und Nichtstuern. Wenn Julian zu ihnen gehörte, wäre ich ihm nie begegnet.«
»Darum geht es nicht ganz. Ihnen ist sicher klar, dass ich in die gleiche Kategorie gehöre wie Sie. Wir können nicht einfach herumsitzen und konsumieren. Das würde uns wahnsinnig machen.« Er starrte die Wand an, während er nach den richtigen Worten suchte. »Genau genommen bitte ich Sie darum, dass Sie neben Ihrer Vollbeschäftigung als Physikerin noch einen Teilzeit-Job als Therapeutin übernehmen. Bis er über den Berg ist.«
Sie starrte ihn an, wie sie manchmal einen Studenten anstarrte. »Danke, dass Sie sich den Hinweis verkneifen, er habe das gleiche für mich getan.« Sie stand unvermittelt auf und ging zur Kaffeemaschine hinüber. »Möchten Sie auch eine Tasse?«
»Nein, danke.«
Als sie zurückkam, nahm sie auf einem Stuhl Platz, so dass der Tisch zwischen ihnen stand. »Vor einer Woche hätte ich alles liegen und stehen gelassen, um seine Therapie zu unterstützen. Ich liebe ihn mehr, als Sie oder er sich vorstellen können – und natürlich fühle ich mich auch verantwortlich für das, was geschehen ist.«
Sie machte eine Pause und beugte sich vor. »Aber in den letzten paar Tagen ist alles so kompliziert geworden. Sie wissen, dass er in Washington war?«
»Nein. Regierungsangelegenheiten?«
»Nicht ganz. Ich hatte dort beruflich zu tun. Er kam mir nach. Eine Art Hilfeschrei – aber das ist mir jetzt erst klar.«
»Wegen des Jungen?«
»Und wegen all der anderen Menschen, die in der Panik zu Tode getrampelt wurden. Seine Worte schockierten mich, noch bevor ich die Nachrichten sah. Aber ich… ich…« Plötzlich setzte sie die
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