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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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müssen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie es wieder versuchen werden?«
    »Wie viele Leute geben nach dem ersten Mal auf?«
    »Viele.« Er hielt mir ein Glas mit einem Plastikstrohhalm entgegen. »Für Selbstmordversuche gibt es die verschiedensten Gründe.«
    Ich nahm einen kühlen Schluck. »Sie glauben, dass es mir nicht ernst war.«
    »Doch. Sie bereiten alles, was Sie tun, sehr gründlich vor. Sie hätten es geschafft, wenn Amelia nicht heimgekommen wäre.«
    »Ich werde mich bei ihr bedanken«, wiederholte ich.
    »Sie schläft jetzt. Sie blieb an Ihrem Bett, so lange sie die Augen offen halten konnte.«
    »Dann kamen Sie.«
    »Sie rief mich an. Sie wollte nicht, dass Sie allein sind, wenn Sie aufwachen.« Er deutete auf das Injektionsgerät. »Ich beschloss, mit einem schwachen Stimulans nachzuhelfen.«
    Ich nickte und richtete mich ein wenig auf. »Ich fühle mich immer besser. Hebt das Zeug die Wirkung der Tabletten auf?«
    »Nein. Entgiftet sind Sie längst. Möchten Sie über die Sache sprechen?«
    »Nein.« Er half mir, als ich nach dem Wasserglas griff. »Nicht mit Ihnen.«
    »Mit Amelia?«
    »Nicht jetzt.« Ich trank und konnte das Glas allein abstellen. »Ich möchte zuerst einmal mit meinen Leuten Kontakt aufnehmen. Sie können mich am besten verstehen.«
    Er schwieg lange. »Das wird nicht gehen«, meinte er dann.
    Ich sah ihn verständnislos an. »Warum nicht?«
    »Sie sind draußen, Julian. Als Operator, meine ich.«
    »Moment mal! Glauben Sie etwa, meine Einheit könnte sich geschockt zeigen? Für wie dämlich halten Sie die Kumpels eigentlich?«
    »Darum geht es nicht. Es ist eher so, dass man ihnen nicht zumuten kann, Ihre Gefühle zu teilen. Ich bin solche Situationen gewohnt, aber selbst ich kann nicht behaupten, dass ich mich auf den ersten Kontakt mit Ihnen freue. Wollen Sie Ihre Kameraden umbringen?«
    »Umbringen?«
    »Genau. Halten Sie es für ausgeschlossen, dass sich jemand verleitet fühlen könnte, Ihre Handlungsweise nachzuahmen? Candi zum Beispiel. Sie steht seit geraumer Zeit am Rande einer Depression.«
    Natürlich hatte er Recht. »Aber später, wenn es mir wieder besser geht…«
    »Nein. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf! Man wird eine neue Aufgabe für Sie finden…«
    »Als Stiefel? Ihr wollt mich zu den Stiefeln stecken?«
    »Die Infanterie könnte mit einem Ex-Operator wenig anfangen. Man wird Sie wohl Ihrer Ausbildung entsprechend irgendwo im technischen Bereich einsetzen.«
    »In Portobello?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie könnten sich dort nicht aus dem sozialen Umfeld Ihrer Ex-Einheit lösen.« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Das wäre nicht gut, weder für Sie noch für Ihre Freunde.«
    »Ich verstehe. Besser gesagt, ich verstehe Ihren Standpunkt.«
    »Ich bin nun mal Ihr Betreuer«, sagte er eindringlich. »Ich will nicht, dass Sie leiden. Aber ich habe auch keine Lust, wegen Fahrlässigkeit vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Und genau das würde mir blühen, wenn ich Sie zu Ihrer Truppe entließe und der eine oder andere käme mit Ihren Erinnerungen nicht klar!«
    »Wir haben die Gefühle von Sterbenden geteilt. Manche litten unsägliche Schmerzen.«
    »Aber sie kehrten nicht von den Toten zurück, um mit anderen zu diskutieren, ob das Ende wünschenswert sei oder nicht.«
    »Vielleicht werde ich ja geheilt.« Ich merkte selbst, wie falsch das klang.
    »Irgendwann bestimmt.« Auch das kam nicht gerade überzeugend.

julian wurde nach einem weiteren Tag Bettruhe auf eine Beobachtungsstation verlegt, die Ähnlichkeit mit einem Hotelzimmer hatte. Allerdings war die Tür abgeschlossen, und sie war ständig abgeschlossen. Jeden zweiten Tag schaute Dr. Jefferson bei ihm vorbei, während ihn eine freundliche junge Ziviltherapeutin namens Mona Pierce täglich betreute. Nach einer Woche (inzwischen glaubte Julian selbst, dass er am Rand des Wahnsinns stand) nahm Dr. Jefferson Kontakt zu ihm auf, und am Tag darauf wurde er entlassen.
    Die Wohnung war zu ordentlich. Julian ging durch die Räume und überlegte, was nicht stimmte, bis ihm plötzlich ein Licht aufging: Amelia musste jemanden zum Putzen engagiert haben! Sie hatten beide kein Talent in dieser Richtung. Offenbar hatte sie erfahren, wann er heimkam, und beschlossen, ein paar Dollar für diesen Luxus zu verschwenden. Das Bett war mit militärischer Pedanterie gemacht – das allein hätte ihn misstrauisch gemacht! –, und auf dem Kissen lag ein Zettel mit einem Herz, in dem das Datum des

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