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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Goldbuchstaben eingraviert – DJS – und die Jahreszahl 1815. Was würde DJS davon halten, dass seine wunderbare Schöpfung zwei Jahrhunderte später von einer verwandten Seele bewundert wurde – und zugleich ein grausames, unausdenkliches Erinnerungsstück enthielt?
    Geiger griff den Deckel mit Daumen und Zeigefinger und klappte ihn hoch. Der Innenraum war mit hellgrünem, stellenweise abgenutztem Filz ausgeschlagen – und darauf lagen in einer Reihe vier kreisrunde Hautstückchen vom Durchmesser und der Dicke eines Centstücks. An den charakteristisch ausgeprägten Fältchen sah Geiger, dass es sich um Haut aus einer menschlichen Handfläche handelte. Einige gehörten zu Lebenslinien. In jedes Hautstück war ein Buchstabe eingeritzt, in Gold, so wie auf dem Boden der Schnupftabakdose. Von links nach rechts gelesen ergaben sie: U – S – U – S.
    Geiger klappte den Deckel wieder zu, schob die Dose in seine Tasche, nahm sein iPad aus der Reisetasche und schlug bei Google »Usus« nach. Das Wort war lateinisch und besaß viele Bedeutungen – es war ein rechtlicher Begriff, bezeichnete einen üblichen Brauch und hieß vor allem »Übung, Vorteil, Erfahrung«.
    Erfahrung.
    Das, was sie verband. Das Können und die Ausübung einer dunklen Kunst. Die Echos des Leids, die für immer in ihren Köpfen spukten. Das vorsätzliche Beschmutzen des Geistes. Dalton wollte eine letzte Sitzung – und mit wem sonst sollte sie stattfinden? In einem sehr realen Sinn brauchte ihn Dalton. Niemanden sonst. Geiger begriff, dass Daltons Wahnsinn Methode besaß; dass er ein Geschöpf war, das in einem Haus lebte, welches es sich mit Zielstrebigkeit und Sinn für Details erbaut hatte, dessen Winkel aber ausnahmslos schief waren – geneigte Wände und abschüssige Böden, Gänge, die blind endeten, Türen, die sich ins Nichts öffneten.
    Er zerriss das Blatt Papier und warf die Fetzen in einen Abfallbehälter. Bis zur Ankunft von Soames und Victor blieben noch fast drei Stunden. Er würde einen Kaffee trinken und etwas Obst essen und eine Weile nachdenken. Nun, da er Anweisungen hatte, gab es einige Dinge, um die er sich kümmern musste.
    Matheson sah alles in scharfem Technicolor: Ezra auf der Bühne wie ein Miniaturmann in seinem kleinen Anzug mit Fliege, dessen acht Jahre alte Finger den Violinsaiten Seele und Schönheit entlocken. Bachs Air auf der G-Saite . Jetzt wie damals stiegen Tränen in Mathesons Augen, und er empfand ein seltenes Gefühl der Erfüllung und Gnade.
    Harrys ersticktes Schnarchen war plötzlich wieder zu hören. Matheson blickte zu ihm hinüber. Er lag auf seiner Matratze auf der Seite. Die Schwellungen an Wange und Schläfe schienen abzuklingen, aber die hässlichen purpurnen Flecken waren unvermindert geblieben. Matheson fragte sich, ob sich Harry eine Infektion zugezogen hatte. In den letzten Tagen hatte er mehr über das Sterben nachgedacht als in seinem ganzen Leben – über unterschiedliche Todesarten, über die Frage, wie schmerzhaft sie waren, wie schnell oder wie langsam es ging, in welcher Reihenfolge sie abtreten würden – und ob er lieber der Erste oder der Letzte wäre. Wie in dem alten Comic: »Nach dir, Alphonse.« – »Oh nein, du zuerst, mein lieber Gaston …«
    Um ein wenig Halt in einem Bewusstsein zu erhalten, das glitschig geworden war vor Schmerzen, zwang er sich, über eine zweiteilige Frage nachzugrübeln: Falls Geiger eintraf und Dalton einwilligte, einen von ihnen freizulassen, aber nur einen, auf wen würde die Wahl dann fallen? Und falls jemand anderer als Dalton die Entscheidung treffen konnte, wer würde das sein? Matheson hatte dem Dilemma von verschiedenen Ausgangspunkten beizukommen versucht, aber er war stets zur gleichen Schlussfolgerung gelangt.
    Er hob langsam das Bein und musterte einmal mehr den Ring und die Kette an seinem Knöchel. Und wieder fielen ihm die Geschichten von Wölfen und Kojoten ein, die sich ein Bein abbissen, um sich aus einer Stahlbügelfalle zu befreien. Und der Mann, der in einem Canyon eingeklemmt unter einem Felsen gelegen und sich den halben Arm abgetrennt hatte. Über ihn war ein Film gedreht worden, aber Matheson wollte der Titel nicht einfallen.
    Schon seit Jahren war er davon ausgegangen, dass sein Tod mit großer Sicherheit eine sehr einsame Angelegenheit sein würde, sorgfältig von Fremden geplant und anonym ausgeführt, ohne je entdeckt zu werden. Veritas Arcana würde erlöschen, und es würde ein wenig Besorgnis,

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