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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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im Video kam in weißem T-Shirt und weiter weißer Hose ins Bild und stellte sich vor den Gefangenen.
    »Ein frisches Paar Fäuste?«, krächzte der Mann.
    »Du wirst nicht mehr geschlagen, Nari. Rohe Brutalität funktioniert nicht. Deshalb hat man mich hinzugezogen.«
    »Ich sage es noch einmal«, erwiderte der Mann. »Ich lüge nicht. Das schwöre ich bei Gott dem Allmächtigen.«
    Geigers Finger begannen, einen Rhythmus auf den Oberschenkeln zu schlagen. »Ich glaube an keinen Gott, Nari – aber wenn dein Gott existiert, so kann ich dir mit absoluter Bestimmtheit sagen, dass er bei dem, was hier geschehen wird, kein Mitspracherecht besitzt. Dieser Raum ist gottlos. Hier gibt es nur dich und mich.«
    Dalton deutete mit dem Kopf zum Bildschirm. »Ein gottloser Raum … wunderbar.«
    Video-Geiger trat neben Nari, und der malträtierte Mann spannte sich sichtbar an. Geiger hob eine Hand und legte sie ihm auf die Wange; seine gekrümmten Fingerspitzen ruhten in einer Linie knapp unter dem Ohr.
    »Du bist nicht mein Feind, Nari. Deine politischen Ansichten, deine religiösen Überzeugungen, sie sind für mich unwichtig. Ich interessiere mich nicht für sie.«
    Seine Fingerspitzen drückten langsam nach innen, wo die senkrechte Linie des Kiefers in den Hals übergeht.
    »Hör mir gut zu – denn es ist wichtig, dass du mich verstehst.«
    Geiger erinnerte sich an jedes Wort.
    »Meine Aufgabe ist es, Informationen abzurufen …«
    … und die Werkzeuge, die ich benutze …
    »… und die Werkzeuge, die ich benutze, sind Angst und Schmerz.«
    Dalton hätte von hundert Sitzungen jede beliebige in den DVD-Player einlegen können, Geiger hätte sich an jedes Wort erinnert.
    »Leid ist das Ergebnis des Schmerzes, Nari – aber nicht der Zweck oder das Ziel.«
    Während Geigers Fingerspitzen sich tiefer eindrückten, dehnte Nari die Lippen immer mehr unter dem Schmerz. Wie gespannte Gummibänder wurden sie dünner, und ein leises Knurren sammelte sich in seiner Kehle. Kaum brach der Schrei hervor, nahm Geiger die Hand weg.
    »Von jetzt an sind wir Partner …«
    … aber nicht gleichgestellt …
    »… aber nicht gleichgestellt, denn du hast, was ich brauche – die Wahrheit –, und am Ende liegt die Wahl bei dir, nicht bei mir.«
    Dalton hielt das Video an. »Am Ende liegt die Wahl bei dir, nicht bei mir.« Er sah Geiger in die Augen. »Et voilà.«
    Er kam näher und hob den Teakholzkasten. »Es begann als pure, simple Vergeltung, die mich rund um die Uhr beschäftigte. Die Gier nach dem Pfund Fleisch, nach der Rache … Sie verzehrte mich. Vollkommen. Doch je länger ich mich danach sehnte, desto mehr spürte ich, dass die Befriedigung in dem Moment, in dem ich sie erlangte, verfliegen würde – und ich sorgte mich, was von mir dann noch übrig wäre. So viel Zeit und Gefühl und Mühe zu verwenden …«
    Er stellte den Kasten in den Teewagen und nahm das alte Skalpell und den Wetzstein an sich.
    »Und dann hatte ich eine meiner Halluzinationen – sie war allerdings mehr eine Vision. Sie waren ein Engel, der mit brennenden Flügeln auf die Erde stürzte. Aber Sie lächelten dabei. Richtig – Sie, lächelnd. Zufrieden. Und ich wusste, was ich tun würde. Ich will nicht bestreiten, dass die Rache nach wie vor einen Faktor darstellte – aber nun gab es noch mehr. Etwas von Bedeutung. Etwas Bleibendes – für uns beide.« Er wandte sich Geiger zu. »Opferung.«
    Er begann, die Klinge über den Stein zu ziehen. Thwwwkk …
    »Op-fe-rung.« Thwwwkk … »Das hat so einen schönen Klang, nicht wahr?« Thwwwkk …
    Geiger wusste nicht zu sagen, ob Dalton von dem Wort sprach oder dem Geräusch, das der Stahl auf dem Stein machte – doch er bekam ein klareres Bild vom Irrsinn des Mannes. Es gab keine Säume, keine scharfen Kanten oder rauen Stellen. Der Irrsinn passte ihm wie angegossen – wie eine zweite Haut.
    Dalton legte den Wetzstein weg, dann schraubte er eine Flasche mit Alkohol auf. »Wie Sie sagten: Von jetzt an sind wir Partner. Wir können nur gewinnen, Geiger. Beide.«
    »Wodurch?«
    Dalton steckte die Klinge in die Flasche und rührte damit in der Flüssigkeit. »Opferung.«
    Er zog das Skalpell heraus und legte es vorsichtig auf eine Serviette, drehte sich um und kippte Alkohol aus der Flasche erst über Geigers rechte und dann seine linke Hand. Erst jetzt bemerkte Geiger, wie die Punktstrahler in der Decke einen sanften Schimmer auf die Latexhaut legten, den echtes Fleisch nicht gezeigt

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