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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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sich um sie kümmern. Ich bin mir sicher, sie sind in Paris, ehe die Sonne untergeht.«
    Sie blickte auf den Bildschirm. Dort gab es eine neue Meldung: TRANSFER ABGESCHLOSSEN.
    »Geschafft«, sagte sie. Sie klickte auf Abmelden und stand auf. Sie war bereit. Sie hatte es noch nie eiliger gehabt, von irgendwo aufzubrechen. Sie starrte die beiden Männer an. Dalton zeigte sein entsetzliches Lächeln.
    »Leben Sie wohl, Zanni. Und vielen Dank. Alles Gute.«
    Victor deutete eine Verbeugung an. »Adieu, mon amie.«
    Ein merkwürdiger Gedanke kam ihr: dass von allen Menschen, die sie kannte, die beiden höchstwahrscheinlich die letzten wären, die sie je sehen würde. Und sie begriff, dass sie dennoch nichts zu sagen hatte. Sie drehte sich um und verließ den Raum.
    »Außerordentliche Frau«, sagte Dalton.
    »Ja«, sagte Victor. »Das ist sie.«
    »Zornig.«
    »Immer.«
    Draußen war es kälter als im Haus, doch die Sonne hatte ein paar Sprossen ihrer Leiter erklommen, und es kam Zanni vor, als sei die Luft wärmer als drinnen. Sie blieb nicht stehen; erst als sie zwischen den Bäumen war, blickte sie zurück. Schon immer hatte sie im Augenblick gelebt – die Reise in den Vordergrund gerückt, nicht die Ankunft. Und nicht die Folgen. Sie würde nie erfahren, was nun innerhalb des Hauses geschah, und wie groß ihr Bedürfnis nach diesem Wissen war, würde sich in den kommenden Wochen herausstellen. Später war nun der bestimmende Begriff. Für alles.
    Sie drehte sich um und ging zum Wagen.
    Dalton kam mit einem Teakkasten der Ausmaße eines großen Schuhkartons herein und stellte ihn ins untere Fach des Teewagens. Mit dem Rücken zu Geiger, so positioniert, dass dieser den Wagen nicht sehen konnte, lüftete er das Handtuch.
    Geiger versuchte, Daltons Körper einzuschätzen. Seine Hose war an der Taille gerafft, der Hosenboden hing sackartig herunter. Er musste wenigstens dreißig Pfund verloren haben.
    »Vergessen Sie nur nicht, dass Victor in der Nähe ist. Er steht auf dem Gang. Nicht, dass ich erwarten würde, Sie könnten mir Schwierigkeiten machen.«
    Dalton holte aus, fuhr herum, die linke Hand in einem leuchtend roten Boxhandschuh, und schlug Geiger gegen die rechte Brusthälfte. Der Aufprall des Hiebs wirkte stärker als der Schmerz, fegte zu den Rippen hinunter und hoch in den Hals. Die Männer grunzten im Chor – wie zwei Teile der gleichen Maschine.
    »Hier geht es nicht darum, Ihnen wehzutun«, sagte Dalton, zog die Hand zurück und schmetterte sie auf Geigers linke Brusthälfte. Diesmal raffte der Schmerz die Bühne an sich – er tanzte ins Rampenlicht, dann rollte er hoch in Geigers verletzte Schulter und entlockte ihm ein scharfes Knurren.
    Dalton trat zurück und sog die Luft ein. »Ich verhelfe Ihnen zu einer Adrenalinausschüttung, damit Dopamin und Endorphine in Ihr Blut gelangen.« Er schob die Brille hoch. »Sie wirken verstärkend, wenn der richtige Schmerz kommt.«
    Geiger stieß langsam den Atem aus. »Wie bedachtsam von Ihnen.«
    Die Antwort veranlasste Dalton, den Kopf zu neigen wie ein Vogelhund, dann verzog er das Gesicht zu einem Grinsen.
    »Ich muss Sie einfach fragen«, sagte er. »Sie sind niemals sarkastisch – stimmt’s?«
    Geiger korrigierte die Haltung seines Oberkörpers, so gut es ging, verschob sich, um den Schmerz abzurunden und aus dem verletzten Gelenk zu vertreiben. Es war im Moment sein empfindlichster Punkt, und jede andere Stelle am Körper wäre vorzuziehen gewesen. Dalton hatte Pläne – daher wäre die Rationierung der Energie entscheidend.
    »Dalton, wann dürfen Harry und Matheson aufbrechen?«
    Dalton zog den Boxhandschuh ab und warf ihn in die Ecke. »Das muss noch entschieden werden.«
    »Ich bin hier. Wo Sie mich haben wollten. Das war die Abmachung.«
    »Ich fürchte, Sie haben da etwas fehlangenommen.« Dalton wandte sich dem Teewagen zu. »Gibt es das Wort überhaupt – fehlangenommen? « Er bückte sich, nahm den Teakholzkasten heraus und drehte sich wieder um. »Ich glaube, Sie haben eine fehlerhafte Annahme getroffen – was durchaus verständlich ist –, doch Ihre Anwesenheit hier ist nur die Einleitung. Und es hängt nicht von mir ab, wann sie freigelassen werden. Sondern von Ihnen.«
    Ganz selten kommt es vor, dass eine Stimme die eine Wahrheit ausspricht und dabei eine andere offenbart, und der Zuhörer muss einen ebenso seltenen Sinn dafür besitzen, um dies herauszuhören. Der Inquisitor hatte es gehört – und Geiger sah nun aus dem

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