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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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und betrachtete die Funken, die wie ein Trupp goldener Feen die Straße hinuntertorkelten, jede mit ihrem eigenen kostbaren Augenblick der Geburt, jede zu ihrer eigenen speziellen Zeit sterbend.
    Die Fahrt dauerte fünf Stunden.
    Im Licht der streichenden Scheinwerferkegel endete die Biegung des Kieswegs, und der Umriss eines Bauernhauses schälte sich in hundert Metern Entfernung aus der Dunkelheit. In zwei Fenstern brannte ein kaltes weißes Licht und fiel auf das Grundstück. Dewey hatte es nicht mit der Dramatik – aber er war zum ersten Mal in der Nacht hier, und in der Dunkelheit machte das Haus einen fiesen Eindruck.
    Victor wies in die Richtung. »Wenden Sie und setzen Sie den Wagen rückwärts vor die Tür.«
    Dewey bremste, und als sie an der Tür vorbeifuhren, öffnete sie sich, und eine Gestalt stand in der Öffnung. Schwarz hob sie sich von dem Licht hinter ihr ab.
    »Fahren Sie weiter«, sagte Victor.
    »Verstanden«, sagte Dewey und gehorchte.
    Harry war klar im Kopf. Chirurgen mochten Propofol unter anderem deswegen so sehr, weil man schnell aus der Narkose erwachte, fast ohne benebelt zu sein oder einen Kater zu haben. Er wusste, dass er auf einen Stuhl gefesselt worden war. Schon Dutzende von Joneses hatte er auf solch einem Möbel sich winden und leiden sehen. – Die Ironie dieser Vergeltung war unbezahlbar. Die Götter hatten sich selbst übertroffen. Glückwünsche waren angebracht.
    Er trug einen OP-Kittel und eine Kapuze mit Löchern für die Augen und den Mund; Letzterer war mit Klebeband verschlossen. Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, wer der Kerl war, der mit zwei Fingern eine große, wütende Hornisse hielt. Aber man brauchte kein Psychiater zu sein, um zu sehen, dass er den Verstand verloren hatte.
    Der Mann beugte sich zu ihm vor. »Riesig, nicht wahr? Durch meine Ausflüge auf Google habe ich erfahren, dass es vermutlich eine Vespa mandarinia ist – die Asiatische Riesenhornisse. Sie ist die giftigste Art. Wie es heißt, kann ein Schwarmangriff einen Menschen in Minutenschnelle töten … durch einen anaphylaktischen Schock. Doch wenn Sie mich fragen, wie sie hierherkommt, muss ich passen.«
    Er hob den Zeigefinger der freien Hand. »Passen Sie auf«, sagte er, führte den Finger unter die Hornisse und stieß gegen den Unterleib. Das Biest stieß ihm den Stachel in den Finger. Er zeigte keine Reaktion.
    Harry versuchte den Kerl auszublenden, damit er nachdenken konnte. Er wusste nicht, wo er war, aber durch ein Fenster sah er ein Feld aus wildem Lavendel. Der Raum war alt, die Wände bestanden aus breiten Holzplanken. Harry kam es nicht vor, als wäre er noch in Paris. Er war ahnungslos – aber jemand hatte sich große Mühe gemacht. Die ganze Sache war von Anfang an professionell durchgeführt gewesen.
    »Sie können immer wieder zustechen.« Mit der Fingerspitze drückte er gegen den Bauch des Insekts, und es stach ihn erneut. »Sehen Sie?« Er zog den unteren Rand von Harrys Kapuze am Hals ein Stück weit hoch. »Wir wollen Sie ein wenig lockern. Bauen wir ein wenig Adrenalin ab.« Er ließ die Hornisse unter Harrys Kapuze frei. »Sie sind nicht besonders aggressiv, solange man sie nicht reizt, aber Sie täten gut daran, sich nicht zu bewegen.«
    Harry spürte das Insekt auf seiner Haut. Das hässliche Summen hörte auf, und das Biest kroch an seinem Gesicht hoch. Harry ballte die Fäuste, als er versuchte, seine Gesichtsmuskeln am Zucken zu hindern. Er schloss die Augen, als die Hornisse darüberkroch. Als er die Augen wieder öffnete, bewegte sich der glatte, blasse Finger des Unbekannten gerade auf ihn zu und drückte auf die Hornisse – und dann kam es ihm vor, als schlüge ein Blitz in seine Wange ein. Ihm traten Tränen in die Augen.    
    »Ich habe Ihnen einige Fragen zu stellen.«
    Als Harry unwillkürlich das Gesicht verzog, spannten sich die Muskeln darin – und die Hornisse nahm daran Anstoß und stach ihn erneut. Er bebte am ganzen Körper, als sitze er auf einem elektrischen Stuhl, und ein Stöhnen mühte sich, von seinen zusammengeklebten Lippen zu dringen.
    »Ich hatte Sie aufgefordert, sich nicht zu bewegen.«
    Der Fremde hob die Hand, knallte sie Harry auf die Schläfe und zerquetschte die Hornisse. Dann nahm er ein alt aussehendes Skalpell. »Dies werde ich hauptsächlich einsetzen.« Er legte Harry das Instrument in die Hand. »Nur zu. Halten Sie es. Es fühlt sich angenehm an. Perfekt ausbalanciert.«
    Harrys Gesicht brannte. Er wünschte, er

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