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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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könnte stärker weinen … um die Flammen zu löschen.
    Der Unbekannte beugte sich zu ihm vor. »Es ist bemerkenswert, welche Karten das Schicksal austeilt. Sehen Sie – Sie und ich … Wir haben eine … gemeinsame Bindung , könnte man sagen.« Er packte das Oberteil der Kapuze und zog sie weg. »Es ist durchaus möglich, dass Sie bereits wissen, wer ich bin. Aber gestatten Sie mir dennoch, mich vorzustellen. Mein Name ist Dalton.«
    Der Name durchschnitt Harrys Qual wie eine Sense. Dalton der Folterer, der Mann, der Menschen mit einem Rotationsmesser die Lippen abtrennte, IRs Ying zu Geigers Yang. Jetzt wusste er, wieso er auf diesem Stuhl saß – und aus mehr Gründen, als er aufzählen konnte, war es ihm recht.
    »Ich muss Ihnen sagen, Harry, mit Ihrer Gegenwart hatten wir nicht gerechnet. Sie waren nicht Teil des Plans. Aber jetzt sind Sie hier, und Sie sind das schönste Weihnachtsgeschenk von allen.«
    Dalton klopfte sich mit dem Zeigefinger langsam auf die Mittellinie der Oberlippe, als gäbe er den Takt für seine Denkprozesse an. Es war eine gewohnheitsmäßige Gebärde – doch etwas an der methodischen Art eines Aufziehspielzeugs erzeugte bei Harry eine Gänsehaut.
    Für Dalton war es ein Glücksfall, dass Harry als zusätzliches Element ins Spiel kam. Er verlieh dem Szenario eine zusätzliche Dimension, ohne dass die Mechanismen in irgendeiner Weise geändert werden mussten, und verstärkte Daltons Anziehungskraft, ohne dass ihm dafür etwas abverlangt wurde. Er würde zur Sonne werden und Geiger zum Trabanten. Er beschwor Geigers Gesicht in dem Moment, in dem er den ersten Vorgeschmack von dem wunderschönen, geheimen Gebäude erhielt, das um ihn errichtet worden war. Niemand würde es mehr zu schätzen wissen als Geiger. Aber selbst der Inquisitor würde nicht sehen, was im Zentrum des Spiels auf ihn wartete. Klopf … klopf … klopf. Komm zu Papa.
    Harry erkannte, dass die umfassende Bizarrerie des Ganzen seine Furcht sogar pufferte. Das Monsterinsekt aus einem Sci-Fi-Film der Fünfzigerjahre … der Irre und sein Lieblingsskalpell … Alles hatte etwas zutiefst Albtraumhaftes an sich. Doch Harry wusste zu viel. Er hatte sämtliche Aufzeichnungen von Geigers Sitzungen gesehen und sie pflichtgetreu protokolliert, und er wusste, dass Schmerz Wege schuf, Dinge sehr real werden zu lassen. Schmerz war ein schnell wirkendes Mittel – und er stand ihm bevor. Er machte ein so lautes Geräusch, wie er konnte.
    Dalton neigte den Kopf. »Hm?«
    Harry wiederholte es, und Dalton zog ihm das Klebeband von den Lippen. Harry öffnete den Mund, so weit er konnte, und lockerte die Kiefergelenke. In seinem Gesicht pochte die Hitze, als schlüge ein kleiner Junge darauf die Trommel.
    »Möchten Sie etwas, Harry?«
    »Ja. Bourbon – großes Glas – kein Eis – und dann fangen wir an.«
    Dalton sah drein, als hätte er sich zum ersten Mal in seinem Leben verliebt. »Sind Sie sich da sicher?«
    Harry nickte. Und dann – obwohl er wusste, dass es teuflisch wehtun würde – lächelte er von einem Ohr zum anderen.

13
    ZZ Top raste durch harten Blues, und Geigers rechte Faust setzte den ersten Schlag gegen das zähe blaue Leder, dann folgte seine Linke. Im Herbst, noch ehe er wieder hatte rennen können, hatte er begonnen, am Sandsack zu arbeiten. Er hatte es als Möglichkeit betrachtet, seinen Körper beweglich zu halten und den Kreislauf anzuregen, ohne Gefahr zu laufen, dass die Narben an seinem Quadrizeps aufrissen. Die Hintertür war geöffnet, und die Musik in seinem Inneren steigerte sich immer mehr.
    Vor Jahren hatte Harry ihm eine Bemerkung wiedergegeben, die Carmine hatte fallen lassen. Nach einer der zahlreichen Gelegenheiten, bei denen Carmine im Beoachtungsraum saß und Geiger durch den Einwegspiegel bei einer Sitzung zusah, hatte er zu Harry gesagt: »Unser Junge ist eine Schönheit, nicht wahr? Das ist, als guckte man sich ein Schachspiel in einem Boxring an. Kasparow und Ali in einer Person.«
    Da Geiger noch nie einen Boxkampf gesehen hatte, war er online gegangen, hatte Videos von Muhammad Ali gefunden und sie studiert – den ruhigen Gang eines Raubtiers, die Wahl und den Wechsel der Position, die kühle Ausnutzung des Ringes. Und er hatte sich mit unterlegenen Gegnern befasst – die Veränderung, das Senken eines Blickes, die reaktive Anpassung, die Versuche, Angst oder Schmerzen zu verbergen. Wie immer hatte Geiger alles aufgenommen, was wichtig war, und es in die Tat

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