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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Bewegungen davon bestimmen, wie der Wagen sich anfühlte. Sein größtes Problem bei seiner Arbeit bestand darin, im Fahrzeug ruhig zu bleiben. Er liebte Geschwindigkeit und Drehmoment, das Fahrzeug auszufahren  … Aber er musste feststellen, dass Fahren bei seiner Arbeit zu neunzig Prozent aus Warten bestand.
    Victor machte ihn nervös. In seiner Einheit hatte er Burschen gekannt, die gut im Töten waren – die dabei nicht mal mit der Wimper zuckten –, aber Victor war so … ruhig.
    »Dewey …«
    »Ja?«
    »Wie sind Sie in dieses Geschäft gekommen?«
    Dewey glaubte, in Victors Stimme etwas zu hören – er wirkte wie jemand, der höflich zu klingen versucht, wenn er den Müllmann fragt, wie er Philosophieprofessor geworden sei.
    »Na, wissen Sie … Ich kannte jemanden, der jemanden kannte. So halt.« Er überholte ein Fahrzeug und fädelte sich wieder in die rechte Spur ein. »Ich will Sie nicht sauer machen mit meinen Fragen. Ich werde das hier nicht so lange machen wie Sie. Nur so lange, bis ich flüssig bin und rauskann. Ich will einfach nur Ihre Meinung hören. In der Army lernt man schnell, sobald man in der Scheiße sitzt, dass man von den Älteren lernen muss, wenn man ganz bleiben will. Deshalb die Fragen. Wenn ich damit aufhören soll, sagen Sie’s mir einfach.«
    Victor drehte sich nach hinten und schaltete das Licht ein, um einen Blick auf die Ladung zu werfen. Die beiden Männer lagen reglos da. Er schaltete das Licht wieder aus, wandte sich nach vorn und fuhr sich mit dem Daumen über den Kinnspalt.
    »Les loups ne lisent pas« , sagte er.
    »Was heißt das?«
    »Die Wölfe lesen nicht.«
    »Kapier ich nicht.«
    »Es ist ein Sprichwort, Dewey. Mein Vater hat für die Mafia in Marseilles gearbeitet. Er hat es mir immer wieder gesagt.«
    »Okay – aber ich versteh es immer noch nicht.«
    »Ihre Gedanken drehen sich immer um die Beute – und um die, die bei ihr sind. Sie handeln instinktiv, und wenn Sie weiterziehen – falls Sie weiterziehen –, haben Sie an Erfahrung gewonnen. Die wichtigen Dinge kann man Ihnen nicht beibringen. Ihr einziges Lehrbuch ist das, was Sie getan haben.« Mit einem Finger tippte er sich an die Stirn. »Es ist hier drin.« Er legte seine Hand wieder in seinen Schoß. »Les loups ne lisent pas.«
    »Die Wölfe lesen nicht. Jetzt hab ich’s kapiert.«
    Dewey ließ sich von einem Fiat schneiden, ohne darauf zu reagieren, und bog nach rechts. Victor hielt sich die Zigarette vor die Augen und beobachtete die an- und abschwellende Glut an der Spitze, als läge darin alles, was er zu wissen brauchte.
    »Und noch etwas, das Sie begreifen müssen«, sagte er.
    »Okay …«
    »Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen sagte, ich hätte keine Partner?«
    »Ja.«
    »Das soll heißen: In diesem Beruf macht Vertrauen die Dinge sehr – wie sagen Sie das? – komplik?«
    »Kompliziert.«
    »Danke. Also hofft man einfach auf Loyalität. Mehr kann man nicht verlangen. Im restlichen Leben ist Illoyalität eine verbreitete Sünde. Im Job ist sie für mich … inakzeptabel.«
    »Auch merkwürdig, oder? Es so aufzuteilen?«
    Victor zog an der Zigarette. Als er sie aus dem Mund nahm, zeigten seine Lippen ein leichtes Grinsen.
    »Wenn mich ein Freund hintergeht, bin ich vielleicht traurig. Wenn Sie mich hintergehen, bin ich vielleicht tot.«
    Dewey warf ihm einen kurzen Blick zu und fragte sich, ob Victor überhaupt Freunde hatte. Er bog auf einen großen Platz ein, die Place Denfert-Rochereau, einen Kreisverkehr, an dem sechs Straßen zusammenliefen. An jeder Ecke erhob sich ein massiges, schmuckvolles, sechs oder sieben Etagen hohes Gebäude wie ein Tortenstück aus Stein. In der Mitte des Platzes stand die große Statue eines Löwen in königlicher Haltung; der Regen glänzte auf dem geschwärzten Kupfer. Victor wies mit der Zigarette darauf.
    »Der Löwe von Belfort. Schön, nicht wahr?«
    »Löwen sind cool.«
    »Bartholdi. Der gleiche Bildhauer, der Ihre Freiheitsstatue schuf. Sie haben sie gesehen?«
    »Nur auf Bildern. Ich war noch nie in New York. Ein weiter Weg von Oklahoma. Ich habe nie die Staatsgrenze überquert, ehe ich zur Army kam.« Er bog auf die Avenue René Coty ab und fuhr nach Süden. »Ist es okay, wenn ich frage, was aus Ihrem alten Herrn wurde?«
    »Mit einundsechzig hat er sich in ein kleines Haus mit Garten in der Provence zurückgezogen – zwanzig Jahre später starb er mit einer Flasche Bordeaux im Schoß.«
    Victor schnippte die Kippe aus dem Fenster

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