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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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blitzten. »Versuchen Sie keine Spielchen mit mir, Victor. Erinnern Sie sich an Zürich?«
    »Ja.«
    »Wenn ich unseren beiden ›Freunden‹ dort vertraut hätte, könnten wir dann dieses Gespräch führen?«
    »Nein.«
    »Dann Ende der gottverdammten Geschichte.« Sie schluckte, um ihrer Stimme die Härte zu nehmen. »Gehen Sie eine rauchen.«
    Victor öffnete die Tür. »Zanni … Es passt nicht zu Ihnen, dass Sie – wie soll ich es ausdrücken? – so dünnhäutig sind. Entspannen Sie sich.« Er schloss die Tür hinter sich.
    Sie begann, bei jedem Schritt die Knie anzuheben. Er hatte recht. Leerlauf war ihr schlechtester Gang. Sie brauchte das Gefühl der Bewegung, das Gefühl, dass im Leben etwas geschah . Sie ernährte sich davon. Im College hatte man sie im Laufen für achthundert und fünfzehnhundert Meter eingeteilt, aber sie konnte ihr Tempo nicht drosseln, ging von null auf hundert und blieb dabei, bis sie das Ziel erreichte; also ließ man sie lieber sprinten.
    Sie starrte auf das Hotel. Er war dort drin, klügelte seine Pläne aus wie eine seiner außerordentlichen Schöpfungen aus Holz. Am ironischsten war, dass sie, in gewisser Hinsicht, ihm vertrauen konnte. Ohne Zweifel würde er auf die eine oder andere Weise zu Dalton gelangen. Sie musste sich nur zügeln, im mittleren Gang bleiben und ihr Tempo an ihn anpassen.

ZWEITER TEIL

18
    Der Fahrer hielt eine Straße östlich vom Hotel. Geiger reichte ihm den zweiten Hunderteuroschein.
    » Merci, Monsieur, merci. Vielen herzlichen Dank. Wissen Sie – Sie sind ein sehr cooler Typ.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Remy.«
    »Remy … Ich zahle Ihnen noch einmal zweihundert, wenn Sie heute Abend um halb neun hier auf mich warten. Es ist keine lange Fahrt. Fünfzehn, zwanzig Minuten. Einverstanden? Acht Uhr dreißig?«
    »Oui!« Das Lächeln des jungen Mannes wurde zu einem breiten Grinsen. »Es wird mir ein Vergnügen sein, Monsieur!«
    »Gut.«
    Geiger stieg aus und ging im nachlassenden Regen den Gehsteig entlang. Eine Vielfalt von Gerüchen – gebraten, scharf, geräuchert – ließ ihn vor einem Schaufenster langsamer werden. In der kleinen Épicerie standen die Menschen in zwei, drei Reihen vor den Theken, deuteten mit dem Finger und hielten das Essen an die Nasen. Die Aromen und der Anblick von Baguettes, Sauerteigbroten, großen Käselaiben und den bunten Gemüseauslagen rüttelten ihn auf und erinnerten ihn daran, dass er seit fünfzehn Stunden nichts mehr gegessen hatte. Hier bot sich ihm wahrscheinlich für absehbare Zeit die letzte Gelegenheit dazu, also öffnete er die Tür und ging hinein.
    Im Laden herrschte ein lautes Stimmengewirr – Rufe und Antworten, Nachfragen, anerkennendes Gemurmel. Geiger ging zu den Kisten mit den Tomaten – blutrot und leuchtend gelb, orange und grün gestreift, dunkelpurpurn –, die neben Spargel, Kopfsalat und Fenchel an der Wand standen. Vorsichtig drückte er einige davon zwischen den Fingern.
    »Puis-je vous aider, monsieur?«
    Geiger wandte sich der alten Frau zu, die auf einem Schemel saß und sich auf einen schwarzen Stock stützte. Sie trug eine Brille mit dicken Gläsern und breitem Rand und über dem Baumwollkleid eine himmelblau-weiß karierte Strickjacke, die sie bis an den faltigen Hals zugeknöpft hatte. Die Gelassenheit einer Matriarchin, die sich aufs Altenteil zurückgezogen hat, umgab sie – und Geiger ging durch den Sinn, dass sie diese Frage schon eine Million mal gestellt haben musste.
    »Ich spreche kein Französisch«, sagte er.
    Sie legte das weiße Haupt schräg. »Ah. Amerikaner. Hm … mein Englisch, Monsieur … Es ist … comme ci comme ça, oui? « Als sie lächelte, dehnten sich die Runzeln in ihrem Gesicht wie Gummibänder. Sie erhob sich von ihrem Schemel, beugte sich über den Gehstock, musterte die vielfarbige Sammlung, nahm eine gelbe Birnentomate und reichte sie Geiger. »Diese. Beißen Sie. Sie sind so … süß wie … wie war das Wort? Die … die Bienen, oui? «
    »Süß wie Honig.«
    » Oui! Honig. Beißen Sie.«
    Geiger nahm die Tomate und biss die Hälfte ab. Sie war fest und schmackhaft.
    »Bien?«
    Geiger nickte, während er kaute. »Gut.«
    »Tres bien.« Sie hob eine knorrige, mit purpurnen Adern besetzte Hand und wischte ihm mit dem Daumen ein wenig Saft vom Kinn. »So …«, sagte sie. »Was noch?« Während sie die Kistenreihe musterte, ergriff sie Geigers Unterarm – und die Verbindung Fleisch zu Fleisch sandte ihm eine Gänsehaut bis zum

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