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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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an?«
    »Ein Video. Es geht darum, wie man eine ausgekugelte Schulter wieder einrenkt.«
    Christine runzelte die Stirn, als das Display des iPads schwarz wurde. »Merde!« Die Stimme des Arztes war bis zur Unverständlichkeit gedämpft.
    Geiger öffnete die Augen. »Nicht aufhören.« Er griff mit dem gesunden Arm über seine Brust und packte das ausgekugelte Gelenk. »Drücken Sie den Arm nach vorn. Na los, Christine.«
    Sie verstärkte ihren Griff und übte langsam Druck nach vorn aus. Geiger versuchte, den Oberarmkopf zur Schulterpfanne zu führen, und gab impulsartige Laute ohne Ton oder Struktur von sich – reine Luftausstoßungen. Hhhh! Hhhh! Ihre Gesichtsausdrücke waren beinahe identisch – verzerrt und angespannt –, und ohne die Laute hätte ein Zeuge es schwierig gefunden zu erraten, wer von ihnen die Schmerzen litt.
    »Fester«, befahl er.
    Mit großen Augen sah Ezras Mutter auf den Monitor. »Mein Gott, Ez … das ist brutal. Und wieso siehst du dir das an?«
    »Wegen, äh, für die Schule.« Er wusste nicht, wieso er das sagte. Jetzt musste er sich etwas ausdenken und es glaubhaft vorbringen, während er gleichzeitig mit seinen Gefühlen kämpfte. »Das ist … eine Hausaufgabe.«
    »Das hier?«
    » Weiter ,Christine. Fester. «
    Sie ließ sein Handgelenk los, damit sie beide Hände an seinem Oberarm hatte, und drückte. Ein Grollen bahnte sich durch Geigers zusammengebissene Zähne seinen Weg. Es klang, als hielte er in seinem Mund ein wütendes, verletztes Raubtier gefangen.
    »Enculé!« , bellte sie und gab seinem Arm einen Stoß.
    Geigers plötzliches Aufstöhnen war eine beinahe musikalische Begleitung zu dem Schnappen, mit dem der Oberarmkopf seinen Weg zurück in die Schulterpfanne fand. Geiger sackte still zusammen, und Christine setzte sich zurück, schüttelte den Kopf und atmete stoßartig.
    Ezra wartete und betete still, dass seine Mutter keine weiteren Fragen stellte.
    »Eine Hausaufgabe?«, fragte sie. »Was denn für eine Hausaufgabe?«
    »Na ja, weißt du … Wir, äh, wir sollen ein Beispiel geben, wie das Internet unser Leben verändert und so.«
    »Und du hast dir dazu das ausgesucht?«
    »Äh, ja. Weil … weil … Wenn du auf einem Berg festsitzt oder sonst wo mit einer ausgekugelten Schulter, aber ein iPad hast oder ein Smartphone … dann kannst du dir das Video ansehen und die Schulter wieder einrenken und … na ja … Früher, ohne Internet, da ging das ja nicht, oder?«
    Sie neigte den Kopf leicht und blickte ihren Sohn an. »Weißt du was? Du hast absolut recht. Coole Idee, Ez. Richtig seltsam – aber cool.« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf den Scheitel, dann ging sie zur Tür hinaus und schloss sie hinter sich.
    Ezra hielt das Video an und drehte das iPad um. »He … sind Sie noch da?«
    Christine beugte sich vor, sodass er sie sehen konnte. »Ja.«
    »Tut mir echt leid. Meine Mom ist reingekommen. Soll ich es noch mal abspielen?«
    »Nein. Es ist erledigt. Alles ist gut.«
    Er klickte das Video weg. »Ist er okay?«
    Christines Lächeln überdeckte ihre Erschöpfung. »Ja, Ezra. Geiger ist okay.«
    »Kann er reden?«
    Christine nickte, das Bild kippte, und Geigers Gesicht trat an ihre Stelle.
    »Ich danke dir, Ezra.« Er klang wie ein Marathonläufer nach Passieren der Ziellinie. »Das hast du sehr gut gemacht.«
    Ezra lächelte. »Himmel, es ist so toll, dich zu sehen.«
    »Es ist auch gut, dich zu sehen.« Er drehte den Kopf nach rechts. Knack. »Aber ich muss jetzt weiter.«
    Ezra schwieg kurz. »Jetzt?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Findest du Dad und Harry?«
    »Ja.«
    Ezra zögerte. »Okay.«
    Geiger drehte den Kopf nach links. Knack. Seine starren Augen blinzelten ein einziges Mal. »Leb wohl, Ezra.«
    Geigers Bild verschwamm leicht, als verliere das Objektiv an Schärfe, und Ezra bemerkte, dass es an den Tränen in seinen Augen lag. Der 4. Juli war ein Crashkurs in allem Schlechten auf der Welt gewesen – Angst, Verrat, Tod – und hatte den Jungen in ihm zum Teil ausgelöscht. Der Phönix, der sich aus der Asche erhoben hatte, verfügte über eine Weisheit, die mit seiner Jugend nicht zu vereinbaren war. Er begriff, dass noch tausend Dinge gesagt werden mussten, es aber nichts mehr zu sagen gab.
    »Leb wohl, Geiger.«
    Er schaltete das iPad ab. Auf dem Schreibtisch wartete der Kater darauf, gestreichelt zu werden, sein eines Auge auf den Jungen gerichtet. Ezra tat ihm den Gefallen, dann fuhr er mit der Maus über den Schreibtisch, bis der

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