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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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leuchtenden Spitzen zu beiden Seiten durch die Äste schnitten wie Sensen durch das Korn. Während rings um den Jungen die Zweige herunterregneten, fuhr der Vogel mit einem klagenden Schrei herab, packte den Säugling mit seinen Krallen und stieg mit seiner Beute zur lockenden Sonne empor …
    Geiger schlug die Augen auf. Die Welt erwartete ihn mit tausend Lichtern – Bündeln aus weißen Fenstern, farbenfrohen Neonreklamen, verstreuten Scheinwerfer- und Bremslichtern im dünnen Verkehr, leuchtenden Straßenlampen. Sie fuhren eine breite Straße entlang, deren schwarze Oberfläche von dem vorherigen Regen noch glänzte.
    »Wie lange war ich weg?«
    Christine warf ihm einen Blick zu. »Nicht lange. Zwei oder drei Minuten.«
    Das Bild von dem Adler und dem Säugling schwebte ihm noch vor Augen. Es wurde dunkler und schwächer, je weiter höher sie in die Lüfte stiegen, und Geiger versuchte sich in Corleys Praxis zu versetzen, wo er auf der Couch lag und den Traum beschrieb. Er stellte sich vor, was Corley dazu gesagt hätte.
    »Sprechen wir über den Adler, Herr Geiger. Was fällt Ihnen dazu ein?«
    »Ein Raubvogel. Ein Jäger.«
    »Das ist interessant.«
    »Weil …?«
    »Ich glaube nicht, dass ein Adler oft mit der Jagd assoziiert wird – Jäger: kalt, gnadenlos. Ich glaube, Adler werden, anders als Falke oder Bussard, eher als edle Geschöpfe gesehen.«
    »Und?«
    »Und vielleicht – und das ist nur ein vielleicht – hat der Adler den Säugling gar nicht als Beute genommen. Vielleicht wollten Sie in dem Traum einfach das hilflose Baby retten.«
    Vor sich sah Geiger ein grün leuchtendes Schild mit der Aufschrift H‘TEL RONDO. Christine bog nach links in eine andere Straße ab.
    »Gleich die Straße hinauf war ein Hotel, Christine.«
    »Ich nehme Sie mit zu mir nach Hause.« In ihrer Stimme war eine Bestimmtheit, die Geiger bislang nicht bei ihr gehört hatte. »Sie brauchen jemanden, der Ihnen die Schulter in Eis packt. Und ich mache Ihnen etwas zu essen. Dann schlafen Sie. Danach gehen Sie.« Sie drehte sich zu ihm hin. »Und ich habe Fragen, die Sie mir beantworten werden.«
    Geiger nickte. »Gut«, sagte er.
    Victor legte auf. »Er geht immer noch nicht ran.«
    Zanni nickte. »Das gefällt mir nicht.«
    Sie saßen in der Bar im Erdgeschoss ihres Hotels am Fenster und blickten auf die Straße und auf Geigers Hotel. Vor Victor stand eine Tasse Tee, Zanni starrte auf ein unberührtes Glas Merlot.
    Mit einem ihrer kurz geschnittenen Fingernägel klopfte sie gegen das Glas. Ping. Ping. »Es gibt zwei mögliche Gründe, weshalb er nicht rangeht. Erstens: Mit seinem Handy stimmt etwas nicht. Zweitens: Er kann nicht rangehen.« Ping. Ping. »Und wenn er nicht rangehen kann, sind dafür wiederum zwei Gründe denkbar. Erstens: Geiger hat ihn ausgeschaltet und ist entkommen. Zweitens: Geiger hält ihn irgendwo gefangen und … stellt ihm Fragen.« Sie blickte Victor an. »Geiger tut so etwas.« Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck. »Ich hätte ihn hier nicht einsetzen dürfen.«
    »Aber Sie haben ihn vorher schon eingesetzt, ja?«
    »Letztes Jahr, in Madrid. Aber da musste er nur zwei Tage herumfahren. Ich habe auf dem Rücksitz gesessen und eine Zielperson mit der Videokamera verfolgt. Anfängerkram.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht genug Erfahrung – nicht für eine Zielperson wie Geiger. Ich habe darüber nachgedacht, dass er zu grün ist, aber ich habe ihn trotzdem genommen. Wenn ihm etwas passiert ist, trage ich die Schuld.«
    Victor drehte mit einer Hand langsam die Teetasse auf der Untertasse, mit jedem Stoß um ein paar Grad, während der Daumen seiner anderen Hand den Spalt in seinem Kinn suchte. Er grübelte.
    »Pardon, Zanni, aber … Sie haben doch nicht mit ihm geschlafen, oder?«
    Ihr Mund verzog sich, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Nein, Victor. Ich habe nicht mit ihm geschlafen.« Zanni hob wieder ihr Weinglas und trank.
    In ihrer Stimme lag etwas, das Victor noch nicht bei ihr gehört hatte – eine angedeutete Spur von Gefühl.
    »Wie lange kennen Sie Dewey schon, Zanni?«
    Sie stellte das Glas langsam ab – und sah Victor in die Augen.
    »Seit ich fünfeinhalb war.«
    Victor lehnte sich zurück, als hätte er einen kräftigen Stoß vor die Brust bekommen. »Oh, Zanni … Er ist Ihr Bruder? « Er schüttelte den Kopf. »Zanni, Zanni …«
    »Ich weiß … Ich weiß. Niemals Familie. Ich hab ja gesagt, dass ich’s falsch gemacht hab.« Ihr Schulterzucken und

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