Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
Vom Netzwerk:
und in sei­ne Rich­tung ge­nickt, als er her­ein­kam, und stell­te ge­ra­de ihr Glas nach dem ers­ten Pro­be­schluck wie­der ab.
    Mafro nick­te. „Mö­gen Sie Côtes du Rhô­ne?“, frag­te er, um das kom­mu­ni­ka­ti­ve Eis zu bre­chen. Im­mer­hin hat­te sie auf der ge­sam­ten Fahrt hart­näckig ge­schwie­gen.
    „Nein“, knurr­te sie dann um ihre selbst­ge­dreh­te Kip­pe her­um, die sie sich in sei­ner Ab­we­sen­heit an­ge­s­teckt ha­ben muss­te, ohne sich einen Deut dar­um zu sche­ren, ob ihn das Rau­chen in sei­ner Woh­nung stör­te. „Zu­min­dest den hier nicht. Mehr Far­be als Aro­ma oder Bu­kett. Au­ßer­dem macht er blaue Lip­pen. Aber Sie ha­ben nichts Bes­se­res im Haus, so­weit ich das auf die Schnel­le über­blicken konn­te, und er passt ir­gend­wie zum Haupt­gang.“
    Er sah sie ir­ri­tiert ob so viel Of­fen­heit an.
    „Ah … ja“, ant­wor­te­te Mafro nicht son­der­lich in­tel­li­gent, dreh­te sei­nen Schreib­tisch­stuhl – einen kunst­le­der­nen Chef­ses­sel vom Le­clerc um die Ecke – her­um und setzte sich ihr ge­gen­über.
    Er nahm einen viel zu großen Schluck Wein, ver­such­te ver­geb­lich, durch eine op­ti­sche Mus­te­rung über den Glas­rand hin­weg aus die­ser in sei­ne pro­fa­nen Ge­fil­de her­nie­der­ge­s­tie­ge­nen Ho­nig-Licht­ge­stalt schlau zu wer­den und sag­te dann so cool und pro­fes­sio­nell wie mög­lich:
    „Ich höre.“
    „Nein“, sag­te sie mit ei­nem lei­sen Lächeln. „Sie zu­erst. Wir ha­ben noch sieb­zehn Mi­nu­ten, bis die Lasa­gne pingt. Nut­zen Sie sie wei­se. Erzählen Sie mir von sich, Mafro. Ich darf Sie doch Mafro nen­nen?“
    Mafro er­tapp­te sich bei ei­nem fast eif­ri­gen Nicken. ‚Reiß dich zu­sam­men, Al­ter‘, sag­te er sich. La­ge­zu­sam­men­fas­sung: Da saß also eine wun­der­schö­ne Frau in sei­ner ziem­lich ver­siff­ten Bude, von der er rein gar nichts wuss­te. Sie wirk­te wie ein Fremd­kör­per hier drin­nen, wie ein schö­nes, ele­gan­tes We­sen von ei­nem an­de­ren Stern, be­haup­te­te aber, sei­ne Per­so­nal­ak­te zu ken­nen. Ganz egal, ob das zu­traf oder nicht, sie wuss­te je­den­falls ver­dammt viel über ihn. Da gab es nur eins: locker blei­ben und mit­spie­len, bis die Si­tua­ti­on sich klär­te. Er räus­per­te sich und frag­te:
    „Was wol­len Sie wis­sen?“
    „Erzählen Sie mir von Kyl.“
    Mafro wur­de bleich. Mit zit­tern­der Hand stell­te er sein Wein­glas auf den Couch­tisch.
    „Was wis­sen Sie von Kyl?“
    „Lei­der nicht viel. Aber ich wüss­te gern mehr, Mon­sieur Fron­zac.“ Kein Mafro mehr … „Ich bin recht si­cher, dass er be­zie­hungs­wei­se die tra­gi­schen Er­eig­nis­se von da­mals schuld sind an dem wirk­lich be­jam­merns­wer­ten Zu­stand, in dem Sie sich be­fin­den.“
    Mafro saß mit of­fe­nem Mund da; die Frau ihm ge­gen­über fuhr un­ge­rührt fort:
    „Ei­ni­ges habe ich na­tür­lich vor mei­ner Rei­se hier­her im Le­se­saal un­se­rer Uni­ver­si­tät den Zei­tun­gen von da­mals ent­nom­men. Ich rei­se un­gern schlecht vor­be­rei­tet. Aber ich möch­te es gern aus Ih­rem Mund hören.“
    Mafro zö­ger­te. An­de­rer­seits – was soll­te schon pas­sie­ren? „Aber dann sind Sie dran, mir zu er­klären, wer Sie sind und was Sie von mir wol­len“, sag­te er.
    „Da­nach es­sen wir erst mal. Aber dann bin ich dran, ja“, nick­te sie ernst.
    „Ab­ge­macht?“
    „Ab­ge­macht“, sag­te sie. „Quid pro quo.“
    Mafro hat­te nie La­tein­un­ter­richt ge­nos­sen. Aber er hat­te
Das Schwei­gen der Läm­mer
ge­se­hen. „Quid pro quo …“ Han­ni­bal Lec­ter hat­te das auch im­mer ge­sagt. Also nahm er einen wei­te­ren großen Schluck Wein, hol­te tief Luft, kipp­te den Chef­ses­sel nach hin­ten und be­gann zu erzählen.

    „Ich weiß es noch al­les ganz ge­nau, so als wäre es erst ges­tern ge­we­sen.
    Es war eine war­me Som­mer­nacht, im Au­gust letzten Jah­res. Ich saß da am Schreib­tisch“, Mafro deu­tet mit dem Dau­men hin­ter sich zu ei­ner rie­si­gen Glas­p­lat­te, die auf zwei Stahl­böcken ruh­te und so einen über­großen Ar­beits­platz bil­de­te. Er war über­la­den mit ei­ner un­über­sicht­li­chen An­ord­nung schein­bar will­kür­lich ver­ka­bel­ten

Weitere Kostenlose Bücher