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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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da­für war der heu­ti­ge Parc de la Vil­let­te, also ge­nau die da­mals ge­ra­de erst ein­ge­mein­de­te länd­li­che Ge­gend. Der Ar­chi­tekt Jan­vier ent­warf das Schlacht­haus und den Vieh­markt nach dem Vor­bild der al­ten
Hal­les
im Stadt­zen­trum – die ken­nen Sie ja bes­timmt. Schnell kam zu dem Vieh­markt ein Güter­bahn­hof hin­zu, und La Vil­let­te wur­de zu ei­nem Brenn­punkt der Pa­ri­ser Wirt­schaft.
    Das Schlacht­haus von La Vil­let­te zähl­te bald zu den In­s­ti­tu­tio­nen mit den meis­ten An­ge­s­tell­ten in Pa­ris. Zur Flei­sch­in­dus­trie ka­men Ne­ben­pro­duk­te wie Le­der hin­zu und brach­ten noch zu­sätz­lich den Ge­stank der Ger­be­rei­en. So ging das bis nach dem Zwei­ten Welt­krieg.
    1949 be­schloss der Stadt­rat dann die Sa­nie­rung des Schlacht­hau­ses, das in der Zwi­schen­zeit ver­al­tet, zu klein und un­hy­gie­nisch ge­wor­den war und des­sen bes­tia­li­scher Ge­stank die Nach­barn stör­te. Doch wie so oft war das Geld knapp: Die Fi­nan­zie­rung wur­de nicht di­rekt be­wil­ligt. Erst zehn Jah­re später be­gann die Sa­nie­rung ernst­lich. Ein wei­te­res Jahr­zehnt später, 1969, wur­de der neue Ge­bäu­de­kom­plex par­ti­ell er­öff­net und mit da­mals hoch­mo­der­nen Kühl­an­la­gen aus­ge­stat­tet. Man konn­te nun an an­de­ren Or­ten als dem Markt­platz schlach­ten. Dar­auf­hin nah­men die Bes­tel­lun­gen ab, und die Be­schäf­ti­gung ging stark zu­rück, was zu schwer­wie­gen­den Wirt­schafts­pro­ble­men führ­te.
    1974 setzte der Staat der über ein Jahr­hun­dert al­ten Schlacht­haustra­di­ti­on La Vil­let­tes, ei­ner Tra­di­ti­on von Blut, ro­hem Fleisch und wahr­haft bes­tia­li­schem Ge­stank, schließ­lich ein Ende. Man riss die kaum be­nutzten, brand­neu­en Ge­bäu­de ab, und zu­rück blieb eine große In­dus­trieb­ra­che.“
    „Na großar­tig“, kom­men­tier­te Geza. „Aber Sie sag­ten vor­hin et­was von ei­nem Park, der sich jetzt dort be­fin­det?“
    „Ja“, nick­te Fron­zac. „Im Be­reich der frühe­ren Schlacht­hö­fe ent­stand seit 1983 der Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Mu­se­umspark La Vil­let­te. Es gibt dort wech­seln­de Aus­s­tel­lun­gen, eine Me­dia­thek, ein Pla­ne­ta­ri­um, die so­ge­nann­ten
Sal­les de Dé­cou­ver­te
, in de­nen man tech­ni­sche Ab­läu­fe ex­pe­ri­men­tell ken­nen­ler­nen kann, ein Kon­ser­va­to­ri­um und vie­les mehr. Der Park ist nicht sta­tisch, son­dern wird stän­dig ver­än­dert.
    Über­all auf dem Ge­län­de ver­tei­len sich die so­ge­nann­ten
Fo­lies
, knall­ro­te Stahl­pa­vil­lons und -kon­struk­tio­nen ir­gend­ei­nes Schwei­zer De­si­gners, der den Park ge­plant hat. Ei­ni­ge da­von sind wirk­li­che Ge­bäu­de, an­de­re sind ab­strak­te Skulp­tu­ren.
    Die
Fo­lies
sol­len durch ihr Knall­rot op­ti­sche Ak­zen­te set­zen und deut­lich ma­chen, dass der Park in sei­ner Ge­samt­heit nicht na­tür­lich, son­dern eine von Men­schen­hand ge­schaf­fe­ne, ur­ba­ne Struk­tur ist.“
    Bei die­sen letzten Wor­ten lenk­te Fron­zac den Wa­gen auf einen zwi­schen über­manns­ho­hen Hecken ver­lau­fen­den Dienst­weg.
    Während Geza hef­tig ge­gen das Zu­fal­len ih­rer Au­gen an­kämpf­te und sich muf­fig ein­ge­ste­hen muss­te, dass sie an die­sem Tag noch über­haupt nicht rich­tig wach ge­wor­den war, er­reich­ten sie eine rot-weiß ge­bän­der­te Schran­ke, an der zwei Män­ner stan­den, of­fen­bar Kol­le­gen Fron­zacs. Der hielt den bei­den sei­nen Dienst­aus­weis ent­ge­gen und stieg aus. Geza tat es ihm nach und mus­ter­te die Kol­le­gen, die Fron­zac ihr vors­tell­te.
    Die bei­den wa­ren eben­falls Kri­mi­nal­po­li­zis­ten, aber im re­gu­lären Dienst tätig, nicht bei der DSCS. Sie hät­ten un­ter­schied­li­cher nicht sein kön­nen, und Geza muss­te bei ih­rem An­blick un­will­kür­lich lächeln. Com­mis­saire Luc Un­ge­rer, des­sen El­tern dem Na­men nach zu ur­tei­len El­säs­ser sein muss­ten, war in ih­rem Al­ter, hoch­ge­wach­sen, schlak­sig, hat­te eine lan­ge Nase, trug Bril­le und einen sorg­sam kul­ti­vier­ten Bart­schat­ten, hat­te das lan­ge Haar ge­gelt und zu ei­nem Pfer­de­schwanz zu­rück­ge­bun­den –

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