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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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al­ler­dings ohne Kra­wat­te. Da­für leis­te­te er sich den Lu­xus ei­nes wei­ßen Eins­teck­tuchs. Im Ge­gen­satz zu ihr hat­te er sich of­fen­bar die Zeit ge­nom­men zu du­schen. Aufs Ra­sie­ren hin­ge­gen hat­te er – zwei­fel­los be­wusst – ver­zich­tet. Fron­zac rieb sich nach­denk­lich das Kinn.
    Die Wöl­fin zog an­er­ken­nend bei­de Brau­en hoch.
    „Gu­ten Mor­gen, Doc­teur Wolf“, grüßte Ra­phaël Zach. „Will­kom­men im Ha­des.“ Er ver­schränk­te die Arme vor der Brust und fuhr fort: „Ich neh­me an, Sie ha­ben das Wich­tigs­te … beim Her­ein­kom­men ge­hört?“
    Geza nick­te. Wort­los reich­te sie dem Pa­tho­lo­gen die Tüte mit den Croissants.
    Er nahm sie und warf einen Blick hin­ein. „Ich habe un­ter­wegs an ei­ner Bras­se­rie halt­ge­macht. Ich habe ge­hört, Sie mö­gen Croissants“, kom­men­tier­te Geza ihr Mit­bring­sel. „Be­die­nen Sie sich.“
    Fron­zac grins­te. „Ich wer­de nie verste­hen, wie du di­rekt ne­ben ei­ner Lei­che ste­hend es­sen kannst, Ra­phaël.“
    Der An­ge­spro­che­ne zuck­te die Ach­seln und be­gann zu kau­en.
    Fron­zacs Blick wan­der­te zu den Krü­meln und Blät­ter­teig­stücken auf Gez­as Pul­li. Die wand­te sich von der übel nach Formal­de­hyd rie­chen­den Frau­en­lei­che auf dem Me­tall­tisch ab und rang um Selbst­be­herr­schung. Ihr zit­ter­ten die Knie.
    „Al­les in Ord­nung, Geza?“, frag­te Fron­zac mit ech­ter Be­sorg­nis in der Stim­me. „Geza?“
    Sie tau­mel­te ein paar Schrit­te von Mi­chel­le Tour­ren­des Leich­nam weg. Sie hass­te es, Schwäche zu zei­gen, ver­ab­scheu­te sich da­für, sich aus­ge­rech­net vor Fron­zac, den sie als einen ih­rer Pa­ti­en­ten be­trach­te­te, eine sol­che Blöße zu ge­ben. Aber die­se weißvio­let­te Haut, der Ge­stank, der An­satz des Y-Schnitts … Geza hol­te tief Luft. Sie schmeck­te nach Des­in­fek­ti­ons­mit­tel, Chlor, Rauch und Tod. Geza wur­de übel.
    In dem Mo­ment klin­gel­te Fron­zacs Han­dy. Er fisch­te es aus der Jacket­ta­sche, drück­te den grü­nen Knopf und sag­te knapp: „Ja?“
    Einen kur­z­en Au­gen­blick lang lausch­te er in das klei­ne Ge­rät, und sein Kie­fer spann­te sich noch mehr an. Dann hör­te die Wöl­fin ihn ant­wor­ten: „Ja. Ich verste­he. Wo ge­nau? Wir kom­men. Nein, kei­ne Sor­ge, wir sind prak­tisch schon un­ter­wegs.“
    Er un­ter­brach die Ver­bin­dung, und sein Blick fiel auf Geza.
    „Das war der Com­man­dant. Es hat einen Mord ge­ge­ben. In La Vil­let­te.“
    „Wie­der eine Frau?“
    „Nein, das Op­fer ist laut Ba­varois männ­lich.“
    „Dann ist es nicht un­ser Täter“, sag­te Geza mit Bes­timmt­heit. „Er mag sei­ne Tötungs­art wech­seln, aber das Ge­schlecht, auf das ein Se­ri­en­täter sei­nen Hass pro­ji­ziert, wird im­mer gleich blei­ben.“
    „Das mag sein“, ant­wor­te­te Fron­zac aus­wei­chend.
    „Warum will Ba­varois dann, dass wir uns das an­se­hen?“
    „Kom­men Sie bit­te“, ent­geg­ne­te Fron­zac und eil­te zur Tür. „Ich er­klä­re es Ih­nen un­ter­wegs.“

    „Was wis­sen Sie über La Vil­let­te?“, frag­te er, kaum dass er sei­nen Dienst­wa­gen vom Park­platz der Prä­fek­tur ge­lenkt und in den Pa­ri­ser Mit­tags­ver­kehr ein­ge­fä­delt hat­te.
    „Nichts. Er­leuch­ten Sie mich.“
    „La Vil­let­te ist ei­nes der 80 Quar­tiers un­se­rer herr­li­chen Stadt“, be­gann Fron­zac mit sei­ner an­ge­neh­men Stim­me zu erzählen, „ge­nau­er ge­sagt das 73. Es liegt im nord­öst­lichs­ten Teil der Stadt, grenzt an die Ge­mein­de Saint-De­nis – die schon nicht mehr Teil von Pa­ris ist – und ge­hört zum 19. Ar­ron­dis­se­ment. Bis Ende des 18. Jahr­hun­dert war das eine idyl­li­sche, be­wal­de­te Ge­gend. 1808 ver­band man sie durch ein Aquä­dukt mit Pa­ris, das 1825 zu ei­nem schiff­ba­ren Ka­nal wur­de – dem so­ge­nann­ten Canal de l’Ourcq. 1860 hat man La Vil­let­te dann ein­ge­mein­det.
    Auf Be­fehl Kai­ser Na­po­le­ons III. bat der Pa­ri­ser Stadt­rat den Prä­fek­ten der Sei­ne sechs Jah­re später, die Viehmärk­te der na­he­ge­le­ge­nen Ge­mein­den Pois­sy und Sceaux auf ein Ge­biet in­ner­halb der Pa­ri­ser Stadt­gren­zen zu ver­la­gern. Der Ort der Wahl

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