Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Presseausweis, den er deutlich sichtbar an die Brusttasche seines Jacketts geclipt hatte, stand „Thierry Juneau“. Sie alle erwiderten seinen Blick mit sensationsgierigen Augen. Haie, die Blut gerochen hatten. „Arbeiten Sie am Fall des Facebook-Killers, Commissaire Fronzac?“, rief Juneau.
„Kein Kommentar“, antwortete Mafro.
„Was können Sie uns über diesen Augenzeugen sagen?“ Die Frage kam von Elle Santino, der jungen, hungrigen, investigativen Fernsehjournalistin von TF 1, die mit dem Kamerateam hier war. Sie kam zwei Schritte auf ihn zu, ein Mikrofon gereckt.
„Wie sieht der Facebook-Killer aus? Dr. Eude sagte, Sie haben eine Personenbeschreibung“, hakte Juneau nach, ermutigt von der Kühnheit der jungen Kollegin.
Mafro wurde klar, dass er aus dieser Nummer nicht mehr ganz ohne Stellungnahme herauskommen würde. „Das DSCS geht im Augenblick in dem Fall, den Sie ansprechen, mehreren konkreten Spuren nach“, sagte er. „Ich gebe Dr. Eude recht, wir rechnen in allernächster Zeit mit einer Festnahme.“ Er reckte das Kinn und versuchte, Zuversicht zu vermitteln.
„Was heißt, in allernächster Zeit“? Juneau ließ nicht locker.
Mafro sah ihn an. „Wir werten derzeit vielversprechende Hinweise aus.”
„Kommen diese Hinweise von dem Augenzeugen?“ Das war wieder Elle Santino gewesen.
Mafro zögerte. Höchste Zeit für Schadensbegrenzung. „Die Polizei von Paris wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie den Augenzeugen in Ihren Berichten nicht erwähnen würden.“
Von einem Augenblick auf den anderen herrschte auf der Treppe vor ihm vollkommene Stille.
„Wie bitte?“ Elle Santino tat, als hätte man sie noch nie gebeten, eine Information vorübergehend zurückzuhalten.
„Kamera aus“, befahl Mafro. Elle warf ihrem Kameramann einen Blick zu, und das rote Lichtchen an seinem Aufnahmegerät erlosch. Selbst Juneau ließ sein Diktiergerät sinken.
„An diesem Punkt würde das DSCS es als persönlichen Gefallen Ihrerseits verstehen, wenn Sie uns die Chance gäben, in Ruhe einigen Hinweisen nachzugehen. Bitte erwähnen Sie den Augenzeugen, von dem Dr. Eude gesprochen hat, mit keinem Wort.“
Damit wirbelte er mit ausgebreiteten Armen herum, so dass die beiden Psychologinnen keine andere Chance hatten, als ihm ins Gebäude voranzugehen. Schwer fiel die Doppeltür hinter ihm zu und schloss die völlig verblüfften Medienvertreter aus.
Zwischenspiel 2
Der Dritte Dritte Zweitausendrei. Der Tag war in der Rückschau eine einzige Katastrophe gewesen. Er hatte immer das Gefühl gehabt, Marie-Ange hatte ihre Hochzeit seit mindestens zehn Jahren geplant und hatte schon Vorlagen für alles Mögliche gesammelt. Sie wollte eine komplett durchgestylte Hochzeit, die von vorn bis hinten nach dem Geld ihrer Eltern roch. Natürlich mit einem weißen, in Mailand maßgefertigten Brautkleid wie ein Sahnebaiser (nicht, dass sie Jungfrau gewesen wäre – er persönlich war der Ansicht gewesen, sie hätte kein Weiß tragen dürfen, und ein etwas preiswerteres Kleid hätte es auch getan, aber sie hatte ihn mit dem Argument mundtot gemacht, ihr Vater bezahle schließlich das Kleid, also solle er sich heraushalten), eine Kutsche, Rosenblätter streuende Kinder und Körbe mit weißen Tauben, die ihre Spalier stehenden Freunde nach der Trauung gen Himmel entließen. Eine kirchliche Hochzeit hatte es nur gegeben, weil die Kirche so einen feierlichen Rahmen abgab – Gottes Segen, das hatte er schockiert bei den Vorgesprächen festgestellt, war weder Marie-Ange noch ihren Eltern wichtig gewesen. Doch er hatte nicht den Mut, die Festigkeit gehabt, an dieser Stelle die Weichen anders zu
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