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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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an­geb­lich „spon­tan ein­ge­brach­te“, furcht­ba­re, von Pein­lich­keit strot­zen­de Spie­le, wie sie je­des zwei­te Braut­paar durch­lei­den muss­te. We­nigs­tens kam er um die tra­di­tio­nel­le Brautent­führung her­um ...
    Ma­rie-An­ges grenz­de­men­te Pa­ten­tan­te führ­te im An­schluss dar­an ein min­des­tens fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten dau­ern­des Vi­deo aus den Kin­der­ta­gen der Braut vor, in dem aber über­wie­gend „der neue Renault in Spa­ni­en“ oder „wir in un­se­rem Fe­ri­en­haus in der Gas­co­gne“ zu se­hen wa­ren; der ster­bens­lang­wei­li­ge Film sag­te nichts über das Mäd­chen mit den Ma­rie-Ange-Zöp­fen aus. Sei­ne ge­lieb­te Braut, sein En­gel litt au­gen­schein­lich mit je­der Mi­nu­te. Zum Ab­schluss gab es dann noch Squa­re­dance für alle zum Mit­ma­chen, an­ge­s­tif­tet und ohne Gna­de durch­ge­zogen von ei­nem der we­ni­gen ge­mein­sa­men Schul­freun­de, die sie ein­ge­la­den hat­ten und der mitt­ler­wei­le zu ei­nem glühen­den An­hän­ger des­sen ge­wor­den war, was er als „ein­zig­ar­ti­ge Kul­tur der USA“ be­zeich­ne­te. Das Pro­gramm, das bis da­hin an Pein­lich­keit kaum noch zu über­bie­ten war, en­de­te mit dem ein­zi­gen, was er wirk­lich schön fand: ei­ner kur­z­en Ein­la­ge ei­nes al­ten Freun­des Ma­rie-An­ges, des Opern­sän­gers Je­ro­me De­lors. Der Er­öff­nungs­wal­zer, den er mit Ma­rie-Ange tanzte und für den bei­de seit Wo­chen ge­übt hat­te, fand schließ­lich kurz vor Mit­ter­nacht statt, als die di­ver­sen an­we­sen­den Kin­der be­freun­de­ter Paa­re schon quen­gel­ten. Ein klein we­nig wur­de dann noch ge­tanzt (De­lors sprang als DJ ein, weil Ma­rie-An­ges Bru­der Zacha­ry kaum noch ste­hen konn­te), aber die Stim­mung war auf dem Null­punkt, und ge­gen halb ein Uhr wa­ren nur noch so we­ni­ge Gäs­te da, dass Ma­rie-An­ges Mut­ter schon mal das Licht an­knips­te und zu­sam­men mit den bei­den jun­gen Frau­en, die sie zum Be­die­nen der Gäs­te en­ga­giert hat­ten, auf­zuräu­men be­gann. Die letzten Gäs­te ver­stan­den, dass das ihr Stich­wort war, und zogen sich zü­gig zu­rück.
    Als er eine Plas­tik­kis­te mit halb­lee­ren Schnaps­fla­schen auf den Park­platz schlepp­te, hemdsär­me­lig, durch­ge­schwitzt, kom­plett ent­täuscht und er­schöpft, sah er in ei­ner dunklen Ecke ein paar Leu­te zu­sam­menste­hen und rau­chen: Sei­ne Frau, ihre El­tern und die­sen Je­ro­me De­lors. Ei­nem Im­puls fol­gend drück­te er sich in den Schat­ten und lausch­te.
    „... aber es hat ja un­be­dingt ein Po­li­zist sein müs­sen, ein Bul­le“, sag­te Wan­da ge­ra­de, die Stim­me schrill und wein­ge­schwän­gert, aber des­we­gen si­cher nicht we­ni­ger ehr­lich. „Du hät­test wirk­lich je­den Mann ha­ben kön­nen, einen Aka­de­mi­ker, einen Kol­le­gen von der Schu­le, mei­net­we­gen Je­ro­me hier ... aber es muss­te ja un­be­dingt die­ser ... die­ser christ­li­che Fun­da­men­ta­list sein, die­ser ... Ka­tho­li­ken­ta­li­ban!“
    Er stand da und zit­ter­te, reg­los; der Schweiß lief ihm in Sturz­bächen über Stirn und Ober­kör­per. Sie ... sie ver­ab­scheu­ten ihn ... alle ...
    „Ach Wan­da, du weißt doch, wie es ist“, hör­te sie die gut­mütig rum­peln­de Stim­me von Yves, Ma­rie-An­ges Va­ter. Er war Po­li­tik­pro­fes­sor an der Sor­bonne. „Die El­tern le­sen Sar­tre und Ca­mus, kif­fen, prak­ti­zie­ren freie Lie­be ...“
    Er beb­te jetzt un­kon­trol­liert.
    „... ha­ben Che-Pos­ter an der Wand und be­set­zen Häu­ser, und die Töch­ter wer­den dann glucken­de, klein­bür­ger­li­che Spie­ße­rin­nen und Haus­müt­ter­chen und hei­ra­ten nach dem ers­ten Kuss ir­gend­ei­nen ... Bul­len. Die ein­zi­ge Form der Re­vol­te ge­gen eure Achtund­sech­zi­ger-Re­vo­luz­zer-El­tern, die euch ar­mem Kin­dern bleibt. Der mo­ra­li­sche Roll­back.“
    Er konn­te den Ton­fall des Pro­fes­sors nicht deu­ten. Ab­scheu? Hass? Oder doch gut­müti­ger Spott?
    „Ach kommt schon.“ Je­ro­me De­lors zog hef­tig an sei­ner Gau­loi­se, und die Glut leuch­te­te oran­ge durch die Nacht. „Jetzt seid mal nicht zu hart zu ihr.“ Er hielt kurz inne und fuhr dann mit

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