Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
wie ihre Kollegin vor Fronzacs kalter, mühsam beherrschter Wut geradezu physisch in sich zusammenzufallen schien.
„Jetzt kann ich meinen besten Freund nur noch auf dem Friedhof besuchen.“ Fronzac war unerbittlich, er schlug Dr. Eude seine aufgestaute Wut und Trauer um die Ohren. „Auf das Konto des Killers gehen mindestens fünf Morde, und Sie sorgen mit ihrem Dampfgeplauder der Presse gegenüber dafür, dass es vielleicht schon morgen ein paar mehr sind.“
Geza schlug in dieselbe Kerbe: „Wenn wir ihn an diesem Punkt zu sehr provozieren, sinken die Chancen Madame Kahns und Mademoiselle Ionescos – und wenn er erfährt, dass Rabelais uns eine Personenbeschreibung geliefert hat, und sei sie auch noch so vage, dann können wir den gleich mal rund um die Uhr unter Polizeischutz stellen.“
Dr. Eude fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. „Es tut mir leid.“
„Sie werden sich zukünftig in fachlichen Belangen mit Dr. Wolf ins Benehmen setzen, ehe Sie sich auch nur dem Team gegenüber äußern“, knurrte Fronzac, „und Statements nach außen unterbleiben komplett.“
Dr. Eude biss sich auf die Lippen, widersprach aber nicht. Was den Facebook-Killer anging, so hatte sie diesem Marcel Rabelais wahrscheinlich tatsächlich gerade eine Zielscheibe auf die Stirn gemalt. Aus Neid. Weil Geza ihr in der Sonderkommission die Show gestohlen hatte. Sie sank auf einen von Fronzacs Besucherstühlen. Ihre Stimme zitterte, als sie sagte:
„Ich ... ich kenne Danielle Kahn natürlich auch, Madame Wolf. Wenn zwei selbstbewusste Frauen in diesem männerdominierten Haifischbecken der medizinischen Psychologie in derselben Stadt zugange sind, bleibt das nicht aus. Ich bedaure, dass ich noch keine Zeit gefunden habe, Ihnen zu sagen, wie leid es mir tut, dass unser Täter sich Ihre Freundin gegriffen hat.“ Noch leiser setzte sie hinzu: „Glauben Sie ... glauben Sie, sie ist noch am Leben?“
Fronzac beruhigte sich langsam wieder. „Wir glauben, dass er seine Opfer nie viel länger als vierundzwanzig Stunden lebend bei sich behält.“
Er hatte es ausgesprochen. Geza war, als habe er ihr damit den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie ließ sich in den anderen Besucherstuhl sinken. Im Licht seiner Schreibtischlampe wirkte ihr blondes Haar stumpf. „Danielle ...“, wisperte sie.
Dr. Eude legte ihr die Hand auf den Arm. Sie hatte einen Riesenfehler gemacht, das war ihr jetzt klar. Doch ehe sie zu einer umfassenden Entschuldigung ansetzen konnte, riss Fronzac sich zusammen und kehrte zur Tagesordnung zurück:
„Nun, es hat keinen Sinn, über vergossene Milch zu weinen. Ich werde dafür sorgen, dass Marcel Rabelais ab sofort rund um die Uhr unter Polizeischutz steht. Wenn die Medien nicht dicht halten und der Facebook-Killer an ihn herankommt, ist er tot.“
Er musste wieder daran denken, wie Kyl in seinen Armen gestorben war.
„Glauben Sie, die halten dicht?“, fragte Dr. Eude kleinlaut. Sie war nach wie vor leichenblass. „Das ... das können die eigentlich nicht bringen. Sie waren ziemlich eindrücklich vorhin.“
Mafro schnitt eine Grimasse. Das kam davon, wenn man sein Wissen ausschließlich im Elfenbeinturm sammelte. „Ich müsste mich schon sehr irren, wenn davon nichts durchsickerte. Und leider irre ich mich in solchen Dingen selten.“
Am Abend machten alle großen Stationen ihre Nachrichten mit einem Livebericht auf, der Elle Santinos Bilder von der Treppe enthielt. Das Wort „Facebook-Killer“ war das meistgebrauchte und prangte am nächsten Morgen druckerschwärzetriefend auf allen Titelseiten.
Und bis auf Le Monde spekulierten alle über den geheimnisvollen Augenzeugen des DSCS.
25.2.2011, 2:02
Ein Steinbruch
Forêt Domainiale de l’Isle-Adam,
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