Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Frankreich
„So, das wäre geschafft“, sagte die nasale Stimme selbstzufrieden. „Eigentlich war es ja schon gestern Zeit für deine Bestrafung, aber dein fetter Stecher musste ja unbedingt bei dir daheim aufkreuzen, meine liebe Danielle. Da musste ich mich erst um ihn kümmern. Aber jetzt habe ich Zeit ... viel Zeit ... mich dir zu widmen.“
Zum Klang dieser Stimme kam Zoë langsam zu sich. Es war seine Stimme. Vinces. Sie hätte sie überall wiedererkannt. Aber ... Danielle? Er hatte Danielle gesagt. Er sprach nicht mit ihr. Sie waren also nicht zu zweit allein hier. Wo immer hier war ... warum konnte sie nichts sehen? Zoë Ionesco machte im Geiste Bestandsaufnahme.
Das Klebeband, mit dem ihre Arme und Beine an den Knöcheln zusammengebunden waren, saß zumindest um die Handgelenke so eng, dass es einschnitt und die Blutzirkulation unterbrach. Die Augen hatte Vince ihr verbunden. Zoë hatte keine Ahnung, ob gerade heller Tag oder finsterste Nacht war. Aber es roch nach feuchter Erde, und sie fröstelte – sie lag in annähernd sitzender Haltung auf einem harten, kalten Untergrund.
„Lassen Sie uns frei“, hörte sie eine Frauenstimme sagen. Sie klang kultiviert und irgendwie befehlsgewohnt. Zoë wollte auch etwas sagen, aber die Zunge klebte ihr am Gaumen, so trocken war ihr Mund. „Ich werde Ihnen eine Kontakttelefonnummer geben“, fuhr die andere Frau fort. „Der Mann, den Sie unter dieser Nummer erreichen werden, wird jedes gewünschte Lösegeld zahlen. Jedes. Au!“
Zoë hörte Vince aggressiv und gehässig lachen. „Reden wir von deinem Stecher, diesem de Ségur? Das kannst du vergessen, Danielle. Der ist nämlich tot. Mausetot. Dafür habe ich gesorgt.“
Zoë erschrak. De Ségur? Ging es da etwa um den berühmten Finanzmagnaten? Und Vince behauptete, ihn ermordet zu haben?
Stein. Sie lag auf Gestein. Sie versuchte, ihre Handgelenke daran zu reiben, um sich zu befreien, während sie weiter dem Gespräch Vinces mit der ihr unbekannten Danielle lauschte.
„Das kann nicht sein! Warum? Was haben wir Ihnen denn bloß getan?“
„Der Trottel war zur falschen Zeit am falschen Ort. Erinnerst du dich, wie du gesagt hast, jeden Moment käme dein Mann, als ich dich holen kam? Das war gelogen! Er ist nicht dein Mann, du Schlampe.“
Zoë hörte einen dumpfen Laut, ein Keuchen Vinces und dann einen Schmerzensschrei.
„Aber du hattest recht: Er ist aufgetaucht, ehe ich dich im Auto hatte. Du selbst warst ja … nicht sehr kommunikativ.“ Wieder dieses gehässige Lachen. „Da hab ich ihn eben kalt gemacht.“
„Nein!“, sagte die Frau namens Danielle erstickt. Zoë spürte Blut über ihre Handgelenke laufen, ohne dass das Klebeband sich einen Millimeter gelockert hatte.
„Aber nicht auf der Stelle, oh nein“, hörte sie Vince den Faden wieder aufnehmen. „So etwas muss man zelebrieren. Und ich habe es zelebriert!“ Zoë hörte seine Schritte näherkommen. Er riss ihr das Tuch von den Augen weg.
„Liebe Zoë, darf ich dir Danielle Kahn vorstellen?“ Er hatte die Hand in Zoës Haarschopf gekrallt und hielt ihren Kopf eisern fest; sein Tonfall war der eines manischen Zirkusdirektors, der eine Attraktion in der Manege ankündigt.
Zoë sah eine Frau, die ihre Mutter hätte sein können, in einstmals elegantem, zerfetztem und hier und da blutverschmiertem Outfit. Ihre Hände waren mit einem rauen Hanfseil gefesselt; Vince hatte es über einen stabilen Ast eines Baumes geworfen und dann mit Steinbrocken als Gegengewicht beschwert, so dass es ihr die Arme über dem Kopf hochzog und sie auf Zehenspitzen stehen musste. Die Frau zitterte am ganzen Leib.
Vince verschwand kurz seitlich aus Zoës Sichtbereich, und sie hörte das ratschende Geräusch der Gaffertape-Rolle. Was hatte der Irre
Weitere Kostenlose Bücher