Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
den Steinbruch hinunter. Deutlich hallte der dumpfe Aufprall ihres Körpers herauf.
„… in eine Grube werfen und sagen, ein böses Tier habe ihn gefressen, ja, ja“, murmelte ihr Mörder geistesabwesend.
Dann ruckte sein Kopf hoch, und er wandte sich an Zoë.
„Ich danke dir für dein Zeugnis“, sagte er mit heiligem Ernst. „Das hast du sehr gut gemacht. Doch nun komm, wir haben viel zu tun.“
10.3.2011, 14:11
Ein Steinbruch
Parc naturel régional du Vexin, Frankreich
Beinahe zwei Wochen gingen ins Land ohne ein Lebenszeichen der beiden entführten Frauen. Dr. Eudes Alleingang in Sachen Kommunikation mit den Medien hatte Folgen gehabt: Bavarois hatte sie vor versammeltem Mannschaft zur Schnecke gemacht und gedroht, sie zu suspendieren, wenn sie sich in nächster Zeit auch nur das Geringste zu Schulden kommen ließ. Die Ermittler des DSCS schoben Sonderschicht um Sonderschicht, aber ohne Erfolg. Eine lähmende Gewissheit lag über allen Beteiligten: Mit jedem Tag, der verstrich, sank ihre Chance, Danielle Kahn oder Zoë Ionesco lebend zu finden.
Die Medien suhlten sich in immer neuen, durch keinerlei gesicherte Tatsachen gedeckte „Enthüllungen“ über den „Facebook-Killer“ und seine Serie von Bluttaten. Zoës Eltern klammerten sich an der Haltung fest, ihre Tochter sei sicher nur entführt worden. Beide typische Vertreter des Pariser Großbürgertums – er Makler für Luxusimmobilien, sie Innenarchitektin – wandten sie sich in einer herzzerreißenden Fernsehansprache an den „Entführer ihrer Tochter“ und boten ihm an, jede beliebige Summe für ihre Freilassung aufzutreiben.
Gleichzeitig setzte die Polizei eine Belohnung für zweckdienliche Hinweise auf den Verbleib der beiden Frauen oder auf ihren Kidnapper aus. Es gingen über zweitausend Hinweise aus der Bevölkerung ein – manche meinten es gut, andere wollten sich nur wichtigmachen, und ein paar besonders kranke Anrufer bezichtigten sich gar selbst, der Facebook-Killer zu sein und kündigten noch zahlreiche weitere Morde an. Alles in allem kam aber nichts Greifbares heraus.
Extra viel Arbeit investierten alle in das Profil des Täters, das Geza in diesen Tag finalisierte. Man arbeitete ihr zu, wo es ging, und Bavarois hatte für den 11.3. eine große Lagebesprechung angesetzt, in der sie alle in dem Fall Ermittelnden auf den neuesten Stand bringen sollte.
Dann erreichte sie am frühen Morgen des 10.3. der Anruf eines etwas kauzigen Waldarbeiters aus dem Parc naturel régional du Vexin, einem ausgedehnten, bewaldeten Naherholungsgebiet nordwestlich von Paris, der darauf bestand, „vor über ’ner Woche“ vor Tagesanbruch auf einem abgeschiedenen Waldweg einem dunklen Geländewagen mit einem Kennzeichen aus der Hauptstadt begegnet zu sein, den er noch nie zuvor gesehen hatte und der „da auch nicht hin gehörte“. Die Beschreibung entsprach, soweit man das bei den beiderseitigen ungenauen Angaben sagen konnte, der, die Marcel Rabelais von dem Fahrzeug gegeben hatte, mit dem ihre Zielperson sich Zugang zu La Villette verschafft hatte.
Gegen neun Uhr am selben Tag saß der engere Kreis – Dr. Wolf, Bavarois, Mafro, Larbi, Dr. Eude und Kris Manet – im Zimmer des Commandant zusammen und beriet die neue Sachlage.
„Ich würde keinen Euro darauf verwetten, dass uns das irgendwas bringt, aber wir können es uns auch nicht leisten, dem Hinweis nicht nachzugehen, finde ich“, sagte der IT-Spezialist. Auf diese Formel konnten sich alle sechs Anwesenden rasch verständigen. Um zehn nach neun hing Bavarois am Telefon und forderte eine Hundestaffel an. Um neun Uhr dreißig saßen er, Larbi, Fronzac und Geza in Mafros
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