Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Dienstwagen und verließen auf der Rue de Rivoli das Stadtzentrum nordwestwärts. Manet und Eude waren noch nie besonders gut in Fronteinsätzen gewesen; sie blieben in der Präfektur und hielten dort die Stellung.
Auf einem Wanderparkplatz am Rande des Parks trafen die vier Ermittler sich mit der Hundestaffel. Sie bestand aus deutschen und belgischen Schäferhunden, den sogenannten Malinois, sowie einigen Rottweilern, und den zugehörigen Hundeführern. Es waren zudem achtzig Bereitschaftspolizisten mit langen Stangen eingetroffen, die in breiten Reihen durch den Wald stapfen würden, immer in Sichtkontakt zueinander, um den Boden abzusuchen. Auch der Waldarbeiter hatte sich eingefunden, um den Städtern, wie er Bavarois und seine Leute nannte, auf einer topografischen Karte im großen Maßstab zu zeigen, wo er vor Tag und Tau dem verdächtigen Fahrzeug begegnet war.
Die Ermittler fuhren also tiefer in den Waldpark hinein. Östlich des Punktes, den ihnen der Waldarbeiter gezeigt hatte, stießen sie auf eine schwer zu erkennende Abzweigung, an der ein verwittertes, mit Rostfraß übersätes Schild auf einen offenbar nicht mehr in Betrieb befindlichen Steinbruch hinwies. Einem Impuls folgend riss Mafro das Steuer herum und folgte dem serpentinenartigen Weg bergan.
„Ich habe ein ungutes Gefühl“, murmelte der Berber. „Hätte Manet gegen das hier gewettet, er hätte seinen Euro verloren, fürchte ich.“
Nach weiteren siebenhundert Metern flachte der Weg ab und öffnete sich in die halbrunde Mulde des aufgegebenen Rotsandsteinbruchs. Mafro trat voll auf die Bremse. Ziemlich nah an der rückwärtigen Felswand lag ein Körper in grotesk verdrehter Haltung auf dem Boden.
„Warte hier, Mafro“, sagte Khalil und legte ihm von der Rückbank her die Hand auf die Schulter. „Ich schaue nach.“
„Geben Sie acht“, bat Geza.
Der Berber nickte und stieg aus. Wortlos tat es ihm Bavarois gleich, zog seine Dienstwaffe und sicherte seinen Beamten.
Der war rasch wieder da.
„Es ist Danielle Kahn. Sie ist tot, übel zugerichtet. Wahrscheinlich vom oberen Rand abgestürzt. Das habe ich in ihrem Mund gefunden.“
Er hielt einen bedruckten Zettel von halber Postkartengröße hoch.
Der Text lautete: „1. Moses 37:20.“
„Irgendeine Spur von Zoë?“, wisperte Mafro.
Khalil schüttelte den Kopf.
Diesmal war es die Hand der Wölfin, die sich auf Mafros Schulter legte.
„Ich weiß noch nicht was, aber er hat etwas anderes mit ihr vor, als sie zu töten“, sagte sie mühsam beherrscht. Dann setzte sie mit bebender Stimme hinzu:
„Wir finden sie, Mafro.“
Dann wandte sie sich ab, sackte auf die Knie und begann, haltlos zu schluchzen. Das tat sie sehr, sehr lange.
10
Mosaik
11.3.2011, 11:11
Préfecture de Police
Rue de la Cité, Paris
„Wir suchen nach einem Täter, der zum einen ein massives emotionales Trauma erlitten hat, wahrscheinlich ausgelöst von einer Frau. Möglicherweise leidet er unter einer sexuellen Dysfunktion, ist also impotent. Außerdem ist er wahrscheinlich selbst das Opfer ausgedehnten physischen Abusus’ geworden.“
Geza Wolf ging, während sie sprach, langsam im Besprechungsraum auf und ab. Sie spürte die Augen des gesamten Teams auf sich ruhen, doch sie war völlig vertieft in das Bild, das sich vor ihrem geistigen Auge nach und nach aus den nebulösen Fakten dieser Ermittlung herauszuschälen begann. Während sie innerlich vor Hass auf den Täter brodelte, war sie nach außen ein Musterbeispiel der Selbstkontrolle.
Ihre Kollegin, Dr. Eude, rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Offenbar nervte es sie gewaltig, dass Geza und nicht sie selbst das Profil erstellt hatte und vortrug. „Na, Süße“, wisperte ihr Khalil,
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