Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
zur Zufriedenheit erfüllt. Jetzt beugte er sich zu Larbi hinüber und flüsterte ihm etwas zu. Ja, Fronzac war ohne Zweifel auf der Jagd. Gut.
„Sie haben natürlich in einem Punkt zumindest scheinbar recht, Monsieur“, fuhr Geza an den Uniformierten neben der Rothaarigen gewandt fort. „Im Gegensatz zu typischen Serientätern wechselt dieser Mann scheinbar seine Vorgehensweise – aber nur, wenn man gedanklich zu kurz springt.“ Der muskulöse Flic, der behauptet hatte, ihr Buch gelesen zu haben, zuckte zusammen, als habe sie ihm eine Ohrfeige verpasst. „In Wirklichkeit heißt sein Modus Operandi nämlich ‚Ich töte in Nachahmung biblischer – streng genommen sogar alttestamentarischer – Hinrichtungsmethoden‘, und den hält er perfekt durch. Das gleiche gilt auch für den Geschlechterwechsel seiner Opfer – auch eine nicht zu Ende gedachte Beobachtung, Monsieur. Nein, der Kerl wechselt nicht das Geschlecht seiner Opfer. Wir haben es ganz eindeutig mit einem Frauenmörder zu tun. Dass er Nicolas de Ségur umgebracht hat, war ... Kollateralschaden.“ Dann drehte sie sich um und hängte die Fotografie ans Whiteboard, die sie die ganze Zeit in Händen gehalten hatte. Den Knaller. Den Schlusspunkt.
„Genau wie Ihren Kollegen Kylian Brousse. Ich bin überzeugt, Commissaire de Police Brousse musste vor fast genau zwei Jahren sterben, weil er Ihnen allen einen Schritt voraus war – er war dem Facebook-Killer zu nahe gekommen, kannte vielleicht sogar seine Identität ... und da musste er sterben.“
Erregtes Stimmengewirr erhob sich. Am Whiteboard prangte unübersehbar Kyls totes Gesicht, bleich, mit den geschlossenen Augen und der Schusswunde an der Schläfe.
Geza gab den versammelten Kolleginnen und Kollegen einen Augenblick Zeit, um ihren hohe Wellen schlagenden Emotionen Luft zu machen, dann fuhr sie fort.
„Wir sollten unser Augenmerk auf seine Signatur richten: die Bibelverse. Im übrigen bin ich immer mehr davon überzeugt, dass das –“, ihre flache Hand klatschte gegen die rechte Seite des Whiteboards, wo die Bilder der toten Frauen hingen, „möglicherweise nicht alle Opfer sind. Vielleicht gab es frühere Fälle, in denen der Bibelvers noch fehlte oder wesentlich dezenter, eventuell sogar fast verschämt, irgendwo in der Nähe des Tatorts platziert war. Vielleicht war er anfangs auch noch weniger mutig, und es gab Fälle, die als Unfall durchgerutscht sind ...“
„Aber dann wollte er irgendwann wissen, ob er auch mit einem unübersehbaren Mord durchkommt“, ließ sich Dr. Eude erstmals vernehmen.
Geza warf ihr einen raschen Blick zu. „Ganz genau, Frau Kollegin – und bisher ist ihm das ja leider auch gelungen.“ Sie konnte sich nicht verkneifen hinzuzusetzen: „Weil die Ermittlungsarbeit alles andere als makellos war.“ Wieder unruhiges Gemurmel. Geza verfluchte sich innerlich für diesen unbedachten Satz. Sie hasste Kontrollverluste.
Sie spürte Bavarois’ Blick und wusste, dass seine nächsten Worte entscheidend für ihre zukünftige Position in dieser Sonderkommission sein würden.
„Bisher schon“, hörte sie seine nasale, schneidende Stimme sagen. „Aber das wird sich dank Ihrer Expertise jetzt ändern, Madame Wolf.“ Er war ihr beigesprungen. Geza bemühte sich, nicht allzu auffällig erleichtert auszuatmen. Sie sah zu ihm hinüber – zusammengekniffene Lippen, mühsam beherrschter Blick. Seine Bemerkung war strategisch gewesen, nicht aus Sympathie geboren.
„Ich habe eine Frage, Madame Wolf.“ Mafro war aufgestanden und fuhr sich durchs wuschelige Haar. Sein Chef betrachtete ihn und lächelte innerlich. Ja, so sah Mafro aus, wenn er ganz auf eine Sache
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