Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
konzentriert war: Er vergaß dann alles um sich herum. Sogar die Tatsache, dass seine Exfreundin verschwunden war und sich möglicherweise in der Hand des kranken Irren befand, den sie jagten. Bavarois gratulierte sich zu seiner Entscheidung, dem ersten Impuls zu folgen und Geza Wolf zu kontaktieren. Gerade noch rechtzeitig, wie es schien. Nun, solange sie auf die Beamten, die ihm wirklich am Herzen lagen, einen so positiven Einfluss hatte, war er bereit, ihr die eine oder andere schnippische Bemerkung über die Arbeit der Pariser Polizei – wohlgemerkt bevor er den Fall offiziell an sich gezogen hatte – zu verzeihen.
Fronzac räusperte sich. „Der Gesuchte hat sich ja spätestens bei Nadine Weill selbst bewiesen, dass er auch mit einem unübersehbaren Mord durchkommt“, nahm er Dr. Eudes Formulierung auf. „Warum nimmt er dann per Facebook mit Ihnen Kontakt auf und macht sich sozusagen sichtbar? Er konnte doch nicht ahnen, dass Sie selbst schon auf seine Jagdmethode gekommen waren ...“
„Er sonnt sich in unserer Aufmerksamkeit“, entgegnete Geza ohne zu zögern. „Ich gebe Ihnen recht – mit dem Mord an Nadine Weill hat er sich selbst bewiesen, wie gut er ist; jetzt wollte er es von anderen hören.“
„Sie finden ihn gut?“ Der ungläubige Einwurf war von der rothaarigen Uniformierten gekommen. Geza wandte sich ihr mühsam beherrscht zu.
„Wie bitte, Mademoiselle Lorris?“
„Na ja ... ich kann einfach nicht begreifen, wie Sie dieses Dreckschwein als ‚gut‘ bezeichnen können. Das ist ein kranker Psycho, dem einer abgeht, wenn er Frauen verbrennen und Männer an Fleischerhaken hängen kann“, ereiferte sich die junge Gendarmin.
„Völlig richtig.“ Mit einem knappen Nicken nahm Geza ihr den Wind aus den Segeln. „Wenn auch etwas unprofessionell ausgedrückt.“ Sie sparte sich den Hinweis, dass Michelle Tourrende nicht verbrannt, sondern erstickt war. „Ich glaube auch, dass all der Tod, all die Schmerzen ihn sexuell erregen. Vielleicht ist das sogar der einzige Weg für ihn, sich sexuell zu stimulieren. Er sieht dem Sterben zu, er weidet sich daran, ein Voyeur, ein Gewaltpornograf.“
„Von daher halten wir es auch für gut möglich, dass er an den Tatorten bleibt beziehungsweise zu ihnen zurückkehrt, wenn die Einsatzkräfte eintreffen und sich Schaulustige versammeln“, übernahm Fronzac nahtlos den Vortragsfaden. „Deshalb eine Bitte speziell an die Uniformen unter euch: Wenn ihr am Tatort seid, achtet auf die Gaffer. Redet mit ihnen, prägt sie euch ein, macht Fotos oder nach Möglichkeit sogar Videos. Achtet auf die Körpersprache der Menschen vor Ort. Notiert euch die Autonummern in der Nähe geparkter Fahrzeuge. Wenn wir wieder irgendwo eine Frauenleiche mit Bibelvers finden, ist der Kerl in der Nähe, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Wir kriegen ihn.“
„Wenn wir wieder irgendwo eine Frauenleiche mit Bibelvers finden?“, hakte Larbi nach. Es war das erste Mal in der Besprechung, dass der Berber sich zu Wort meldete. Bisher hatte auch er sich eifrig Notizen gemacht. „Das klingt, als hieltet ihr das für unvermeidlich. Die Flics sollen die Augen offen halten, wenn sie am Tatort sind. Sie sollen sich Nummernschilder notieren. Da fehlt zwar vorsichtshalber das Futur, aber es soll ja wohl eigentlich heißen ‚am nächsten Tatort‘, oder? Was mich interessieren würde: Was gedenken wir zu tun, um zu verhindern, dass es einen nächsten Tatort gibt?“
Der Berber war cleverer, als er einen mit der rauen Schale und den Machosprüchen glauben machen wollte. Und auch er wollte den Facebook-Killer erwischen, Geza sah es am Blitzen seiner Augen.
„Es geht hier um den Schutz potenzieller weiterer Opfer, Frau Doktor“, fuhr
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