Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
fragte die Wölfin Khalil.
Er nickte stumm.
Dann trat er einen Schritt vor, unterschritt deutlich den Mindestabstand, der nach allen Regeln der Höflichkeit zwischen zwei Menschen einzuhalten war. „Schnappen wir ihn uns, Frau Doktor. Sorgen wir dafür, dass er niemandem mehr etwas tun kann.“
Wie meinte er das? Ehe die Wölfin antworten, ehe sie nachfragen konnte, flog die Tür auf, und ein junger Uniformierter streckte den Kopf ins Besprechungszimmer. Es war der Flic, der behauptet hatte, Gezas Buch gelesen zu haben; er hatte nach Fronzacs Worten als einer von wenigen den Raum verlassen.
„Seid mal alle ruhig, Leute! Wir haben einen Anruf.“
Alle Anwesenden verstummten beim Anblick seines fast panischen Gesichts mit den hektischen roten Flecken. Totenstille senkte sich über den Raum.
„Madame Wolf, Sie sollen sofort runter in die Telefonzentrale kommen. Er ist es. Er will mit Ihnen sprechen.“
„Wer?“, fragte die Wölfin überrascht.
„Na er. Der Facebook-Killer.“
11
Ich werde euch ein Zeichen senden
11.3.2011, 12:26
Préfecture de Police
Rue de la Cité, Paris
Geza Wolf schüttelte bei diesen Worten benommen den Kopf. Der Flick konnte doch unmöglich meinen …
Dann begriff sie die volle Tragweite dessen, was der Uniformierte mit dem rotfleckigen Gesicht da gerade von sich gegeben hatte. „Oh, Scheiße”, stieß sie erstickt hervor. Ohne ein weiteres Wort und so schnell sie konnte, rannte sie aus dem Besprechungszimmer und die Treppen hinunter.
Der Facebook-Killer war am Telefon. Er meldete sich bei ihnen.
Als die Wölfin wie ein Pfeil durch die Tür geflitzt kam, wich der dort stehende Flic hektisch aus, sonst hätte die deutsche Psychologin ihn ohne Frage wie ein Angreifer beim American Football aus dem Weg getackelt.
Das Erste, was ihr auffiel, als sie im Laufschritt in die Telefonzentrale im Erdgeschoss gestürmt kam, war die Totenstille, die dort herrschte. Normalerweise summte dieser Raum um die Tageszeit wie ein Bienenstock. Doch jetzt hatte sich bleiernes Schweigen wie ein Leichentuch über das Großraumbüro gelegt. Niemand telefonierte, all die hier arbeitenden – zumeist weiblichen – uniformierten Polizisten hatten ihre Vermittlungspulte auf stumm geschaltet. Alle Polizisten, die zufällig gerade hier zu tun hatten oder, wie es üblich war, am großen Kaffeeautomaten im Eingangsbereich der Telefonzentrale ein Päuschen zum Plauschen machten, standen wie zu Salzsäulen erstarrt da. Aller Augen richteten sich auf Geza.
Eine junge Polizistin erhob sich bei ihrem Eintreten, deutete auf die Telefonanlage, an der sie gesessen hatte, und reichte Geza ein Headset über ihren Schreibtisch hinweg. Es erinnerte sie an das Teil, das sie zuhause für Skype-Telefonie nutzte.
Die Wölfin stülpte es sich auf ihre blonde Mähne, justierte den Abstand des Mikros vor ihrem Mund, lehnte sich mit einer Hüfte gegen die Kante der Schreibtischplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann sagte sie zögerlich mit gerunzelter Stirn:
„Hallo?“
„Hier spricht Vince Vega“, antwortete ihre eine verzerrte Tenorstimme.
„Stimmverzerrer“, dachte Geza, „eines dieser billigen Spielzeugdinger, die man für ein paar Euro fünfzig in jedem Elektrobastlerladen bekam. Oder in einem der zahlreichen einschlägigen Online-Shops. Mist.“
Im Hintergrund wurden hektisch Tasten betätigt, um den Anruf digital mitzuschneiden. Zwei weitere Kollegen versuchten in aller Eile, ihn zurückzuverfolgen. Ein junger Mann im Karohemd angelte sich einen Kopfhörer und schob ihn sich auf die Frisur, die stark an Tingeltangel-Bob aus den
Simpsons
erinnerte.
Die junge Telefonistin hatte ihre Leitung auf die
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