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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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auf und kein französischer Uhrmacher war bereit, einen solchen Ramsch zu reparieren. An den Uhren stammte lediglich das Etikett, das auf das Armband geklebt war, aus der Schweiz.
     

Die Wunderheilung
     
    Der Lebensmittelladen von Armand und Céleste Lambert in der Innenstadt von Dijon war zwar noch geschlossen, doch hatten die beiden schon alle Hände voll zu tun. Es war halb acht Uhr morgens am 18. September 1912. Um diese Zeit, kurz bevor der eiserne Rollladen hochgezogen wurde, mussten noch tausend Dinge erledigt werden: Man musste die Regale einräumen, die Kasse mit Kleingeld auffüllen oder noch einmal über alle Glasbehälter wischen.
    Für seine fünfundvierzig Jahre sah Armand Lambert ziemlich kränklich aus. Anscheinend verbrachte er mehr Zeit damit, in seinem Laden die Kundschaft zu bedienen, als an der frischen Luft spazieren zu gehen. Mit seiner bleichen Haut, dem schmächtigen Körper, den kurzsichtigen Augen hinter der schmalen Metallbrille, dem hohlwangigen Gesicht und dem krummen Rücken wirkte er sogar irgendwie abstoßend. Allerdings schien das die Kundschaft kaum zu stören, wahrscheinlich wegen seiner extremen, fast schon kriecherischen Höflichkeit.
    Céleste Lambert, seine Frau, war eher unscheinbar, eine kleine Frau mit blauen Augen und schütterem Haar. Sie bemühte sich ständig zu lächeln, obwohl das bei dem Mann nicht immer leicht war.
    Armand Lambert holte die Kurbel, um den Rollladen hochzuziehen. Céleste wirkte nervös.
    »Ich habe Angst, Armand! Das solltest du nicht tun.« Armand Lambert zuckte nur mit den Schultern, während er an der Kurbel drehte.
    »Vertrau mir. Willst du nun das Geld oder nicht? Du möchtest doch den Laden nebenan kaufen?«
    »Ja, aber trotzdem! Auf die Weise...«
    Jetzt war das Eisengitter oben. Hinter der Tür warteten schon mehrere Kunden. Bevor der Kaufmann den Riegel zurück schob, drehte er sich ein letztes Mal zu seiner Frau um.
    »Und jetzt halt’s Maul! Versuch gleich auf der Höhe zu sein. Ich will Geschrei und Tränen!«
    Céleste Lambert biss sich auf die Lippen und nickte stumm. Ja, sie wollte auf der Höhe sein, weil sie wusste, dass dieser 18. September 1912 ein entscheidender Tag war. »Auf der Höhe«, ein komischer Ausdruck, wenn man's sich recht überlegt. Doch Céleste war nicht zum Lachen zu Mute.
     
    Der Morgen verlief ereignislos. Doch dann, kurz nach Mittag, sprach eine Kundin den schicksalhaften Satz: »Ein Kilo Rohrzucker, Madame Lambert.«
    Céleste Lambert erbleichte. Mit möglichst natürlicher Stimme antwortete sie: »Sicher, mein Mann holt es Ihnen, Madame Justin.«
    Armand Lambert nahm die Leiter und stellte sie ans Regal. Der Rohrzucker befand sich oben auf dem letzten Brett. Nun war der Moment gekommen. Rasch kletterte er hinauf, beugte sich leicht vor, um an die verlangte Ware zu kommen, und verlor plötzlich das Gleichgewicht. Im Laden ertönte ein Schrei. Sowohl die vier anwesenden Kunden als auch seine Frau rannten zu dem am Boden liegenden Ladenbesitzer. Anscheinend war er nicht besonders schlimm gestürzt, aber man konnte ja nie wissen.
    Und wirklich stand Armand Lambert nicht wieder auf, sondern begann, ganz im Gegenteil, entsetzlich zu stöhnen.
    »Céleste, das tut weh! Ich kann mich nicht rühren.« Auf einmal verloren alle den Kopf. Im Laden gab es kein Telefon. Man musste losrennen und einen Arzt rufen. Als dieser eine Viertelstunde später zusammen mit zwei Polizisten eintraf, lag Armand Lambert immer noch reglos da. Man musste ihn wimmernd auf einer Bahre davontragen.
     
    24. Dezember 1912. Seit dem Unfall waren drei Monate verstrichen. Nachdem Armand und Céleste Lambert den eisernen Rollladen heruntergelassen hatten, wollten sie den Weihnachtsabend zu zweit verbringen. Eine traurige Weihnacht, dachten die Bewohner des Stadtviertels. Monsieur Lambert war nämlich wirklich böse von der Leiter gestürzt. Obwohl er sich nichts gebrochen hatte, waren beide Beine gelähmt, und jetzt saß er im Rollstuhl.
    Die Leute aus dem Viertel hätten Augen gemacht, wenn sie gesehen hätten, was sich nun hinter dem Rollladen abspielte. Sobald dieser unten war, sprang Armand Lambert nämlich aus dem Rollstuhl und lief mit großen Schritten durch den Laden.
    »Wurde aber auch Zeit! Es ist überhaupt nicht erholsam, den ganzen Tag lang sitzen zu müssen, im Gegenteil.«
    Céleste Lambert lächelte schüchtern.
    »Das hast du bald vergessen. Wir feiern gemütlich Heiligabend.«
    Der Kaufmann öffnete die Falltür, um in den

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