Der Fälscher aus dem Jenseits
In nicht einmal zehn Stunden würden sie in Dijon ankommen, wo dem Ehepaar Lambert Ruhm und Reichtum winkten. Wie auf der Hinfahrt saßen Armand und Céleste allein im Abteil und waren wieder in ihre ewige Diskussion vertieft: »Der Laden soll Zum Wunder heißen.«
»Nein. Viel zu vulgär. Mir gefällt Zur heiligen Bernadette besser.«
In diesem Moment bremste der Zug auf einmal scharf, sehr scharf, dann kam der Aufprall. Der Eilzug Lourdes-Paris war mit einem Güterzug zusammengestoßen, der auf dem Gleis gestanden hatte. Der Aufprall war nicht allzu heftig. Es gab weder Tote noch Verletzte, außer in dem Wagon, in dem Armand Lambert mit seiner Frau saß.
Céleste war unverletzt, nur ihrem Mann war ein Spiegel, der beim Aufprall zerbrochen war, auf die Beine gefallen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht.
Als sich Céleste nach ihm erkundigte, versuchte der Arzt seine Bestürzung zu verbergen: »Er ist außer Lebensgefahr.«
»Ist es schlimm?«
»Das heißt... Wir mussten schnell machen und waren gezwungen zu amputieren.«
»Zu amputieren?«
»Ja, leider. Beide Beine.«
Der Lebensmittelladen des Ehepaars Lambert hat seinen Namen nie geändert. Er hieß weder Zum Wunder noch Zur heiligen Bernadette. Anfangs, kurz nach der Rückkehr der Lamberts, gab es ein Gedränge im Laden, die Leute strömten nur so herbei. Alle wollten dem armen Armand ihr Mitleid bezeugen. Doch war dieser wirklich zu traurig, zu verzweifelt. Auf die Dauer ertrug kein Kunde dieses große Unglück, das das magere Männlein im Rollstuhl ausstrahlte. Dabei erklärten ihm alle immer wieder: »Sagen Sie sich einfach, dass alles wieder wie vor dem Wunder ist. Es hat sich nichts geändert.«
Das machte ihn nur noch unglücklicher, noch aggressiver. Nach und nach erledigten alle ihre Einkäufe woanders. Der Lebensmittelladen ging Pleite und das Ehepaar Lambert zog fort. Wer weiß, vielleicht in den Süden?
Man sprach erst wieder 1940 von ihnen, als Céleste Lambert fünfzehn Jahre nach ihrem Mann starb. Sie hinterließ eine öffentliche Beichte, die in der Zeitung abgedruckt wurde. Alle Gläubigen, die von der Geschichte lasen, sagten: »Den hat der Herrgott bestraft.« Und die anderen, ganz gleich welcher Überzeugung, meinten: »Geschieht ihm recht!«
Vorsicht vor Geldautomaten!
Paris, Juni 1993. Wenn Sie sich in Paris aufhalten oder in irgendeiner größeren Stadt und beispielsweise an einem Samstagabend bemerken, dass Sie kein Bargeld mehr haben, steuern Sie als glücklicher Besitzer einer Kreditkarte einen Geldautomaten an, um Geld herauszulassen. Mit diesem Betrag wird dann Ihr Konto belastet. Sie müssen Ihre Karte mit der richtigen Seite nach oben waagrecht in den Schlitz des Automaten schieben. Auf einem Bildschirm werden Sie zuerst gebeten, etwas Geduld zu haben. Dann werden Sie aufgefordert, die vier Ziffern Ihrer Geheimzahl auf der Tastatur des Automaten einzutippen. Nach kurzer Wartezeit wählen Sie den Betrag, den Sie abheben möchten, und nach wenigen Augenblicken erscheinen die Banknoten von hundert oder zweihundert Franc im Ausgabeschlitz des Automaten. Im Allgemeinen erhalten Sie, wenn Sie dies wünschen, auch einen Beleg für die Geldentnahme.
Allerdings erleben Sie manchmal eine böse Überraschung. Der Automat ist leer. Oder der Magnetstreifen auf Ihrer Karte funktioniert nicht mehr, oder aber Sie haben Ihr Limit überschritten. Es kann auch vorkommen, dass Sie Ihre Geheimzahl vergessen haben. In diesem Fall können Sie es noch einmal versuchen. Sollten Sie auch dieses Mal die falsche Zahl eingeben, wird die Kreditkarte unter Ihren erstaunten Blicken geschluckt und auf dem Bildschirm können Sie lesen, dass Sie die Karte »während der Öffnungszeiten« bei der Bank abholen können. Das ist eine kluge Vorsichtsmaßnahme, um Missbrauch auszuschließen, wenn eine Kreditkarte gestohlen wird und der Dieb, in der Hoffnung, Ihre Geheimzahl herauszubekommen, verschiedene Zahlenkombinationen versuchen sollte.
An einem bestimmten Abend also schieben Sie Ihre Karte in den Schlitz eines Automaten, der Ihnen nicht bekannt ist, tippen Ihre Geheimzahl ein und zu Ihrer großen Überraschung lesen Sie auf dem Bildschirm, obwohl Ihre Geheimzahl richtig war, die vernichtende Botschaft: »Infolge eines technischen Defekts wird Ihre Karte einbehalten. Bitte holen Sie diese in der Bank wieder ab.« Fassungslos und wütend sehen Sie zu, wie Ihnen damit jede Chance genommen ist, an Bargeld zu kommen, und zudem haben Sie jetzt auch
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