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Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer: Roman (German Edition)

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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richtig?
    Das stimmt.
    Was ist mit Deutsch?
    Laura schwieg und musterte den Mann mit erhöhter Aufmerksamkeit.
    Was ist mit Deutsch, Signora.
    Bedaure, ich spreche kein Deutsch.
    Macht nichts, sagte der kleine Mann. Ich muss mit Ihnen reden, Signora, es ist äußerst wichtig.
    Ich höre.
    Nicht hier. Ich erwarte Sie heute Abend um neunzehn Uhr in der Bar des »Hotel Select«.
    Wofür halten Sie mich, Monsieur, sagte Laura. Ich lasse mich nicht in Hotelbars bestellen, schon gar nicht …
    Nicht so laut, sagte der kleine Mann.
    … schon gar nicht von einem falschen Italiener, der mir nicht seinen Namen nennt.
    Ich rate Ihnen dringend, heute Abend ins Select zu kommen, Signora. Ihre Aufenthaltsbewilligung läuft nächstens ab, wissen Sie das?
    Laura nickte.
    So weit sollten Sie es nicht kommen lassen, man könnte Sie ohne Anlass von der Straße weg verhaften. Sie haben es übrigens bisher versäumt, Ihre neue Wohnadresse dem Schweizer Konsulat zu melden, holen Sie das nach. Haben Sie eine Lizenz für Bühnenauftritte?
    Was für eine Lizenz?
    Für gewerbsmäßige öffentliche Bühnenauftritte. Verordnung vom 12. November letzten Jahres.
    Das wusste ich nicht.
    Sie sollten Ihre Papiere rasch in Ordnung bringen und bis dahin sehr vorsichtig sein, Signora. Kommen Sie heute um neunzehn Uhr ins Select. Ich kann Ihnen helfen.
    Ich weiß immer noch nicht, wer Sie sind.
    Es ist besser für Sie, wenn Sie meinen Namen nicht kennen.
    Ich verabrede mich nicht mit Unbekannten.
    Signora …
    Ich bleibe dabei.
    Mein Name ist Simon Cotoni, ich bin Kommissar bei der Surveillance du Territoire in Nizza. Erzählen Sie niemandem von meinem Besuch, erwähnen Sie nirgends meinen Namen. Was schulde ich Ihnen für den Hut?
    Das macht vierzehn Francs und fünfzig Centimes, bitte schön, Monsieur.
    Der kleine Mann legte fünfzehn Francs auf den Tresen.
    Heute Abend um neunzehn Uhr. Seien Sie pünktlich.
    Als Laura die Quittung und das Wechselgeld über den Tresen schob, legte er ein Bündel Geldscheine daneben.
    Das ist für Sie, zur Deckung der dringendsten Auslagen. Stecken Sie’s ein. Na los, rasch. Die Miete an der Rue du Tapis Vert ist wieder fällig. Schicken Sie was in die Schweiz, wenn Sie mögen. Und kein Wort über meinen Besuch. Zu niemandem. Haben Sie mich verstanden?
    Nachdem der kleine Mann gegangen war, zählte Laura d’Oriano das Geldbündel. Es waren dreihundert Francs. Genug für eine Woche.

    *

    Dann kam das Jahr, in dem Felix Bloch an einem Kongress am Massachusetts Institute of Technology in Boston eine junge Physikerin namens Lore Misch kennenlernte, die in Göttingen über Röntgenstrahlen doktoriert hatte und 1938 nach Amerika geflohen war. Die beiden heirateten am 14. März 1940. In der ersten Zeit wohnten sie in Felix’ Junggesellenbungalow auf dem Campus, dann bezogen sie ein hübsches kleines Haus an der Emerson Road in Palo Alto. Am 16. Januar des folgenden Jahres kamen die Zwillinge George und Daniel zur Welt. Für die junge Mutter war das erste Jahr mit den zwei Neugeborenen eine anstrengende Zeit, sie hatte bald dringend eine Erholung nötig. Felix Bloch traf Vorbereitungen, mit seiner Familie den Sommer 1942 am Strand von La Carpinteria südlich von Santa Barbara zu verbringen.
    Aber dann rief Robert Oppenheimer an und bat ihn, an seinem Sommerseminar in Berkeley teilzunehmen.
    Diesmal nicht, sagte Bloch.
    Es ist wichtig, sagte Oppenheimer.
    Bedaure, sagte Bloch. Wir haben die Badehosen und die Windeln schon eingepackt. Und die Anzahlung fürs Strandhaus geleistet.
    Packen Sie Windeln und Badehosen wieder aus, sagte Oppenheimer, und machen Sie sich keine Sorgen um die Anzahlung. Grüßen Sie Lore von mir. Sagen Sie ihr, dass ich es wiedergutmache.
    Das kann ich nicht tun. Wir haben einen harten Winter hinter uns.
    Es tut mir leid. Es geht um Neutronen, Bloch, ich brauche Sie in dem Seminar. Die Teilnahme ist verbindlich. Mehr kann ich am Telefon nicht sagen.
    Wie soll ich das verstehen, sagte Bloch.
    Hören Sie zu. Das Seminar wird so oder so stattfinden, ob das uns beiden nun passt oder nicht. Wenn wir es nicht tun, tun es die anderen. Wir oder die anderen, Bloch, verstehen Sie mich? Wahrscheinlich sind die anderen schon dabei. Wir sollten keine Zeit verlieren.
    Ich verstehe.
    Es ist Präsident Roosevelts persönlicher Wunsch, dass Sie mitmachen. Anfang Juli fangen wir an. Ein paar unserer alten Freunde aus den Kopenhagener Tagen werden auch dabeisein.
    Wer?
    Hans B eth e und Edward Teller. Van Fleck. Mein

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