Der Faktor X
Aber hier war kein Gebüsch mehr, außer ein paar verwitterten Stümpfen ganz in seiner Nähe. Und deren Anblick – Diskan streckte seine Keule aus und stieß den nächstliegenden Stumpf an. Beim leichtesten Druck knackte er um und rollte zu ihm herüber.
Verbrannt! Er sah genauso aus wie die Vegetation in dem Gebiet, in dem sein Raumer notgelandet war. Er rieb das verkohlte Stück Holz zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtete die Umgebung mißtrauisch aus halb geschlossenen Augen. Eben – ungewöhnlich eben, mehr jedenfalls als alle anderen Gebiete, die er bis jetzt gesehen hatte. Ein guter Ort, um mit einem Raumer zu landen. War es das? Konnte hier ein Raumschiff gelandet sein und wieder abgehoben haben? Schnee bedeckte alle möglichen Spuren, aber es war durchaus möglich, daß an seiner Vermutung etwas daran war.
Er hechtete vorwärts, über die schmälste Stelle der freien Fläche, in Deckung hinter das verbrannte Gebüsch auf der anderen Seite. Dann sah er im schwachen Zwielicht eine Halbkugel, die ihm aus seiner eigenen Vergangenheit bekannt war. Das war eine Notunterkunft, wie er sie auf den 3-D-Bändern gesehen hatte. Sie hatte keine Fenster und keine Türe, aber irgendwo an ihrer Oberfläche gab es einen Eingang, der ihm Wärme und den Druck einer Hand versprach. Es war ein Rettungszelt, wie es die Raumfahrer für den Notfall mit sich führten. Vielleicht war nicht nur sein Schiff im Sumpf dieser unbekannten Welt versunken!
Und jetzt verstand Diskan auch die Bedeutung der Meldung, auch wenn er die Worte nicht verstanden hatte. Es war eine Nachricht, die Überlebende in Sicherheit führen sollte. Und ganz sicher war die Notunterkunft, da die Stimme immer weitersprach, nicht in Gebrauch.
Mit seinen tauben Fingern und den Zähnen riß Diskan die Kokonstreifen von seiner Hand, führte sie in Hüfthöhe über die Kuppel und ging dabei langsam um die Unterkunft herum. Das Siegel einer solchen Behausung würde ganz sicher einfach auf Körperwärme und nicht auf das Muster eines bestimmten Handabdrucks reagieren. Wenn er die Öffnung fand, mußte sie reagieren. Und dann würde ihm alles gehören, wonach er sich sehnte – Nahrung, Kleidung, Waffen … vielleicht sogar mehr als er brauchte.
Wie lange hatte dieses Ding hier gestanden und seinen Ruf ausgesandt? Und warum war es verlassen worden? Ein notgelandetes Schiff, das Notrufe ausgesandt hatte und dessen Besatzung vielleicht von einer Patrouille gerettet worden war? Vielleicht hatte die Rettungspatrouille auch keine Überlebenden gefunden, hatte das Rettungszelt hinterlassen, um später noch einmal zu kommen und nachzusehen? Er konnte nachdenken und nachdenken – immer störte ihn eines an der ganzen Geschichte: daß die Sendungen nicht in Basic, der interstellaren Sprache, ausgestrahlt wurden, wie man das bei einem solchen Rettungsbau erwarten mußte.
Seine prüfende Hand schlüpfte plötzlich in ein Loch, das er mit den Augen nicht hatte entdecken können. Es fühlte sich nicht sehr groß an, dieses Loch, aber er preßte seine Handfläche, so tief er konnte, in den schmalen Spalt hinein. Er hatte den Verschluß gefunden. Nun mußte er nur noch öffnen.
Ein leichtes Summen ging von den Wänden aus. Dann, beinahe so abrupt wie ein Fingerschnappen, öffnete sich vor ihm ein schmaler Spalt, Diskan schob sich hinein – hinein in Licht, Wärme und Gerüche. Die Wand schloß sich hinter ihm, während er sich in seiner Zufluchtsstätte umsah.
Essen – Nahrung, das war es, was er zuerst wollte. Diskan entfernte sich ein paar Schritte von der Tür, dann gaben seine Beine nach, er schwankte und fiel zu Boden. Das Licht war grell; es schmerzte in seinen Augen. Er stützte sich mit den Armen hoch und betrachtete eine Reihe von Behältern, die durcheinanderlagen, als seien sie hastig hingestellt worden.
Diskan schob sich zu dem nächstliegenden, einem breiten, zylindrischen Gefäß, und öffnete den Schnappverschluß. Weitere Behältnisse, achtlos hineingestopft. Eines davon erkannte er, zerrte es heraus und drückte auf den kleinen, seitlich angebrachten Knopf.
Wenige Minuten später verschlang er heißhungrig eine belebende Flüssigkeit, die wie ein reich gewürzter Fleischeintopf schmeckte und, wie er wußte, alles enthielt, was man zum Überleben brauchte. Als er die Dose leergegessen hatte, machte er sich daran, den Zylinder vollends auszuräumen. Aber je mehr Tuben, Dosen und Schachteln er in die Hand nahm, desto größer wurde sein Erstaunen,
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