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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Hügelkamm gefühlt hatte. Der Kontakt war noch immer nicht unterbrochen, seine ›Fühler‹ trafen auf Reaktion. Aber er empfing keine Antwort auf seine stumme Frage. Die Pelzigen konnten oder wollten ihm den nächsten Schritt nicht mitteilen. Diskan war allein.
    »Vorwärts!« Der Wächter hinter Diskan unterstrich seinen Befehl mit einem Stoß des Blasterlaufs in seinen Rücken. Seine zwei unter Kontrolle stehenden Leidensgenossen gingen bereits voran. Sie würden die Treppe hinuntergehen, hinaus in die Ruinen. Er mußte das Feuer in Gang bringen – er mußte!
    Es gab eine Möglichkeit. Die Verzweiflung ließ ihn handeln. Sie waren zu dritt – er selbst, Drustans und der andere – und gingen voran. Zwischen Diskan und dem Gebüsch befand sich niemand. Er musterte die steinernen Treppen vor sich, zählte sie und versuchte, ihre Höhe abzuschätzen und zu bestimmen, von welcher aus er es versuchen wollte.
    Sie waren noch etwa fünfzig Stufen von der Plattform entfernt. Jetzt – und es mußte natürlich aussehen. Es hatte keinen Sinn, sich der Gefahr auszusetzen, ebenfalls von diesem schrecklichen Strahl willenlos gemacht zu werden, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Es war Ironie des Schicksals. So oft in seinem Leben war er schon über seine eigenen Füße gestolpert, ohne es zu wollen – und nun sollte er es absichtlich tun! Seine Finger glitten suchend unter den Parka. Er hatte auf diese Weise schon zuvor hin und wieder seine Hände gewärmt. Den Wachen würde diese Bewegung nicht verdächtig vorkommen. Die Lasche an seiner Gürteltasche – wollte sie denn niemals nachgeben? Heiß, brennend! Sein Feuerstein war noch immer in Funktion! Das war seine allergrößte Sorge gewesen.
    Seine Hand schmerzte unerträglich, fast so wie damals, als er Jen Wachroboter ausgeschaltet hatte. Jetzt!
    Diskan stolperte und fiel, unterdrückte jeglichen Impuls, die Balance wiederzugewinnen. Rollen – ja, er mußte rollen, damit es richtig aussah.
    Dieser künstlich herbeigeführte Sturz brachte ihn direkt zu dem Holzhaufen. Er streckte den Arm aus, seine schmerzgepeinigten Finger ließen das Glutstück los und schleuderten es mitten in das Feuerholz. Dann taumelte er zurück, den Arm vor das Gesicht erhoben und humpelnd. Hinter ihm erklangen rasche Schritte.
    Aber zugleich hörte er ein plötzliches Knistern, aufflammende Hitze, als sei hier kein natürliches Feuer entzündet worden. Diskan warf einen verstohlenen Blick hinüber. Der ganze Stapel stand in hellen Flammen. Und der funkenschwangere Rauch stieg empor, aber nicht direkt nach oben, sondern puffend, in einzelnen Wolken, nach allen Seiten. Die erste Wolke hatte ihn schon fast erreicht. Diskan atmete das würzige Aroma ein, das seinen Kopf wieder klarzumachen schien, und die Schmerzen, die er sich bei dem Sturz geholt hatte, linderte. Er sah die Bewacher in den Rauch treten, und dann …
    Farbe, Licht, fließendes Wasser, frisch und voller Düfte, das seine Beine umspülte. Und neben ihm die Brüder im Pelz, die ihren Freudentanz vollführten. Jene Schatten, deren Anwesenheit er damals schon vage verspürt hatte, sie waren dunkler, hatten mehr Substanz bekommen. Verführerische Formen – Schönheit, Grazie, Stärke. Wenn er sie nur besser sehen könnte!
    Kostbare Tücher hingen von den Fenstern herunter, spielten sanft an den Hauswänden. Und der Wind um ihn herum war zärtliche Liebkosung, so süß im Duft wie das Wasser, das unablässig um seine müden Beine floß, denn er war müde, erkannte Diskan, auf eine glückliche Art müde. Er hatte eine lange und beschwerliche Reise hinter sich, und nun war er am Ziel angelangt – dies war seine Heimat!
    Freude, Vollendung – er konnte dem Gefühl, das ihn mit den Brüdern im Pelz verband, keine anderen Namen geben. Die Schattenwesen, sie wurden immer wirklicher; einer ging zu seiner Linken …
    Nein – diese anderen waren keine Schattenwesen! Sie waren Menschen wie er selbst – aber Diskan konnte ihre Gesichter nicht ausmachen. Eine Art glitzernder Aura umgab sie, bewegte sich spiralenförmig um ihre Körper, so daß er nur hie und da einen Blick auf einen sich bewegenden Arm, auf watende Beine erhaschte. Aber er wußte, daß sie von seiner Art waren. Und sie gehörten nicht dazu, wie die Schattenmenschen. Sie waren nicht Teil von Xcothal, wie er ein Teil davon war. Keine Brüder im Pelz, die sie umtanzten … Sie waren Eindringlinge!
    Diskan wollte sie angreifen, wollte sie aus dem Frieden und der Glückseligkeit

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