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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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gerade als wir losziehen wollten. Er hat die Hand dieses Mannes genommen und gesagt: >Viel Glück nach dem Ende; Heil und lebe wohl.< Und Macsen ist auf diesem Kriegszug gestorben. Manche sagen, Taliesin ist ein bißchen verrückt. Andere erzählen Geschichten davon, wie er.«
    »Was für Geschichten?«
    »Sein Vater wäre ein Gott gewesen, oder ein Dämon. Es kann auch seine Mutter sein, die Versionen sind verschieden. Er hätte aus dem Kessel der Annun getrunken, und er wüßte alle Dinge. Er wäre ein Prophet, ein Zauberer, ein Teufel, ein Heiliger, ein Engel.« Agravain zuckte die Achseln. »Die Priester mögen ihn nicht, wegen seines Rufs, aber wenn er in Camlann ist, dann geht er in die christlichen Messen. Sicher ist nur, daß er ein großer Prophet ist. Urien of Rheged war sein erster Schutzherr, aber Artus hat ihn dazu überredet, nach Camlann zu kommen. Er stammt nicht aus dem Norden. Du hast gehört, wie er >auf Wiedersehen< auf lateinisch gesagt hat - soviel habe ich gelernt. Manche sagen, er stammt aus Gwynedd. Ich weiß, daß er das zweite Gesicht hat, wenn nicht noch mehr.« Agravain machte die Geste eines Druiden, ein Handzeichen, das Böses abwenden soll, und senkte die Stimme. »Aber alle Poeten müssen irgendwie berührt sein, sonst wären sie nicht Propheten und Bewahrer des Gesetzes. Niemand kann Taliesin Fragen stellen und dann eine Antwort verlangen, die er versteht. Und keiner will ihn dadurch beleidigen, daß er zu viele Fragen stellt. Denn wenn Taliesin ein Spottgedicht auf dich macht, dann bleibt dir nur noch übrig, dich in dein Schwert zu stürzen. Wo glaubst du denn, daß du ihn schon einmal gesehen hättest?«
    »In Lughs Festhalle.«
    Agravain wandte den Blick ab und machte wieder sein Handzeichen. »Taliesin sagt aber, er wäre das nicht gewesen.«
    »Vielleicht kann es ja auch nicht sein.« Das helle Echo des Liedes klang wieder in meinem Innern. Taliesins Lied. Ich konnte nicht sagen, was es bedeutete, aber einer, der so etwas gemacht hatte, der konnte nicht böse sein.
    »Wirklich«, sagte Agravain und schaute wieder zur Tür. »Willst du eigentlich einen roten Mantel?«
    Sions Satz klang mir in den Ohren wie ein böses Omen. Ich erinnerte mich daran, wie oft meine Mutter Rot getragen hatte - aber andererseits war es leicht, mit dieser Farbe Stoff zu färben, und viele Männer mochten den leuchtenden Ton. Welchen Faden auch immer Taliesin für mich in seinem Teppich verwoben gesehen hatte, das Muster war durch die Farbe eines Umhangs nicht zu beeinflussen. »Ich mag Rot genauso gerne wie eine andere Farbe«, sagte ich Agravain.
    Der ging zu dem Haufen, auf den Taliesin gezeigt hatte, und wühlte sich hinein. »Hier ist er«, sagte er mir. »Es ist ein guter Mantel. Schöne, dicke Wolle.«
    Es war ein komisches Gefühl, diese neuen Dinge zu tragen, mit dem Gewicht des Schildes auf der einen Schulter und Caledvwlch an der anderen. Dennoch war das Gewicht irgendwie richtig. Agravain nickte zufrieden. »Jetzt siehst du wie ein Krieger aus, aus königlicher Familie«, sagte er. »Jetzt werden sie besser aufpassen, wie sie dich behandeln. Bist du bereit fürs Frühstück?«
    Die Halle war voller Krieger, die die Reste vom Fest der vergangenen Nacht aufaßen. Die Speisen waren auf den Tischen aufgestellt. Ich brachte es fertig, die feindseligen oder nur neugierigen Blicke der anderen Krieger nicht zu beachten, während wir aßen. Das war nicht sonderlich schwierig, denn das Essen war gut, und ich hatte großen Hung er .
    Agravain war fröhlicher als in der Nacht zuvor, und er redete während des Essens über Britannien und die Runde. Er hatte sich sehr verändert in den Jahren, in denen ich ihn nicht gesehen hatte. Ich fühlte mich unsicher ihm gegenüber, als ob ich ihn kannte und doch nicht kannte. Aber ich genoß seine Gesellschaft. Von Zeit zu Zeit allerdings bemerkte ich einen anderen Gesichts ausdruck bei ihm, und er war finster. Ich erriet, daß er etwas mit unserer Mutter zu tun hatte. Aber sie war das letzte, über das er sprechen wollte.
    Wir waren fast fertig, als wir draußen vor der Halle Gebrüll hörten und dann einen Schmerzensschrei. Alle verstummten, und durch die plötzlich stille Luft kam ein lautes Wiehern, ein Schnauben von einem zornigen Pferd.
    »Was in aller Welt.?« sagte Agravain.
    Aber ich hatte den Ruf erkannt. »Ceincaled!« sagte ich und sprang auf. »Es ist Ceincaled.«
    Er war es. Er stand im Sonnenlicht vor der Halle, noch schöner, noch prächtiger, als

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