Der Falke des Lichts
Landes, und sie besaßen Alliierte im Süden. Im Norden stand der Hadrianswall, im Osten war die See, und im Süden lauerte Ossa. Wir zogen es vor abzumarschieren. Aber wir waren noch nicht weit nach Süden gelangt, als wir entdeckten, daß Ossa sich uns mit einem Teil seines Heeres und mit seiner ganzen persönlichen Truppe näherte. Die Zahlen waren so, daß wir sie hätten schlagen können, aber dann wären wir Aldwulf zum Opfer gefallen, der uns, nach dem, was die Kundschafter sagten, nach Süden folgte und sich im Westen hielt. Das ganze Land hatte sich gegen uns erhoben, an jeder Straßenwende gab es Hinterhalte, und wir mußten unsere Geschwindigkeit drosseln. Der einzige Fluchtweg, so entschied Artus, war ein Angriff auf den stärksten Feind; wir mußten uns durch die bernici-sche Armee hindurchschlagen.
Wir kampierten am Fluß Wir, der zwischen uns und den Sachsen lag. Artus rief die Runde zusammen, um uns zu sagen, was wir tun mußten. Eine Weile schwieg er und schaute zögernd seine Krieger an. Dann sprach er ruhig und beherrscht. »Heute um Mitternacht werden wir das Lager abbrechen und Fflamdwyns Armee angreifen.«
Ein Gemurmel wie Wind in den Bäumen flog über die Runde. Dann erstarb es wieder. Der Gedanke an unseren Tod war uns immer nah, er machte uns keine Angst.
Artus lächelte sehr sanft und sehr strahlend. »Wir werden zu Pferd durch sie hindurchreiten, wenn wir es überhaupt schaffen. Also lassen wir das Vieh und die Beute hinter uns. Fflamdwyn lagert auf der anderen Seite des Dubhglas-Flusses, weniger als vier Stunden Ritt. Ohne
Zweifel weiß er, daß wir kommen, aber wir werden doch den Vorteil der Dunkelheit haben und, wie ich hoffe, eine große Verwirrung. Wir reiten in Speerspitzen-Formation, die besten der Reiter zuerst, der Rest an den Rändern, und diejenigen, die normalerweise zu Fuß kämpfen, in der Mitte. Wenn die Spitze unseres Speeres durchgeht, dann werden wir entkommen. Aldwulf wird viele von seinen Männern verlieren und den größten Teil seiner Glaubhaftigkeit, während uns im großen und ganzen nichts geschieht. Wenn die Speerspitze aber nicht durchgeht.« Wieder schaute er seine Truppe an. »Ich möchte euch nicht deutlich machen, daß es keinen anderen Fluchtweg gibt. Ich möchte euch auch keine Beispiele und Hinweise darauf geben, wie schlecht eure Lage sein wird. Wenn unser Speer bricht, dann werdet ihr sicher töten, ehe ihr getötet werdet, und es wird eine Schlacht werden, über die man in ganz Britannien singt. Seid ein Licht, das gegen die Finsternis leuchtet. Ihr seid meine Krieger, meine geliebten Brüder. Ich weiß, daß ihr euch nicht ergeben werdet.«
Sie brachen noch nicht einmal in Hochrufe aus. Ihr Schweigen war viel mehr Zustimmung als Hochrufe. Artus lächelte noch einmal, ein Licht glänzte in seinen Augen. Die Abendsonne fiel auf ihn und auf den Fluß mit seinen grasigen Ufern und auf den Wald dahinter, der vom Herbst schon halb kahl war. Die Sonne leuchtete über den Reihen der Männer und Pferde mit ihren Rüstungen und Waffen, die von starker Benutzung stumpf geworden waren. Alles war so still wie ein Waldsee mitten an einem Sommertag. Jeder Mann sah aus wie aus Gold geschmiedet, fern der Welt, fern von Zeit und Krieg, eine unsterbliche, unvergängliche Schöpfung. Und der Traum war echt. Und dann brüllte eine von den Beutekühen, ein Pferd wieherte, und der Bann war gebrochen.
»Ich reite an der Spitze der Truppe«, fuhr Artus energisch fort, »und mit mir Bedwyr, Gereint, Cynan, Rhuawn, Maelwys, Llenlleawg, Sin-noch ap Seithfed, Trachmyr, Gwyn ap Esni, Moren ap Iaen, Morfran ap Tegeid und.« Sein Blick fiel auf mich, und er hielt inne. Dann fuhr er im gleichen Tonfall fort: »Gawain ap Lot.«
Er fuhr fort und teilte den Rest der Truppe ein. Er gab Befehle für den Abbruch des Lagers und das Zurücklassen der Beute, er gab Anweisung, wo der Fluß zu überqueren war und wo man sich treffen sollte, wenn man getrennt wurde. Aber ich hörte nicht richtig zu. Er hatte mir den Befehl gegeben, mit seinen besten Männern in seiner Nähe zu reiten, an der Speerspitze der Truppe, am Ort der größten Gefahr. Artus war nicht der Mann, so etwas zu befehlen, es sei denn.
Ich wartete ungeduldig, bis der König zu Ende geredet hatte. Dann eilte ich zu ihm hinüber. Der größte Teil der Truppe saß noch um ihn versammelt. Fast alle hatten in dem Disput über mich entweder bei Agravain oder Cei Stellung bezogen, und jeder war am Ausgang interessiert.
Artus
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