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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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hatte sich gerade dem Feuer zugewandt, wo er einen Teil von Aldwulfs Vieh zum Essen braten lassen wollte. Aber er sah mich kommen und wartete. Sein Gesicht war noch immer ganz still und ausdruckslos. Ich kannte diesen Blick, und der Ansatz einer Hoffnung starb wieder.
    »Herr«, sagte ich ruhig, »du hast mir befohlen, neben dir einen Platz einzunehmen im Gefecht gegen die Sachsen.«
    »Das habe ich«, sagte Artus kalt. Es entstand ein Augenblick des gespannten Schweigens, und einer der Krieger sagte fast etwas, aber er entschied sich dann doch anders. »Wenn du willst, dann kannst du ablehnen. Du bist nicht mein Krieger.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Pendragon. Es liegt mir nichts daran, abzulehnen.« Plötzlich stieg die Erinnerung an den blutigen und erschöpfenden Sommer, an all die Bitterkeit der ausgelöschten Hoffnungen in mir auf. Ich sagte: »Du weißt, daß ich nicht ablehnen werde. Du weißt, daß ich für dich kämpfe, habe ich dir das nicht schon ein dutzendmal gezeigt? Aber ich will wissen, warum.«
    »Ich erkenne Notwendiges«, antwortete Artus. »Wenn meine Truppe überleben soll, dann müssen wir den Schilderwall durchbrechen. Du kannst vom Pferd aus sehr fachmännisch töten, Gawain von den Orkneys, und - ja, ich weiß, daß du kämpfen wirst. Deshalb benutze ich dich, damit du meiner Truppe und Britannien hilfst. Ich wünschte, ich müßte es nicht.«
    »Das ist nicht das, was ich hören wollte«, sagte ich schnell und leise. »Warum lehnst du mein Schwert ab und benutzt es doch gleichzeitig?«
    »Ich habe gesagt, daß ich nicht den Wunsch habe, es zu benutzen«, erwiderte Artus, und die Kälte wurde scharf und zornig. Agravains Gruppe in der Runde rührte sich und murmelte. Die Luft war dick vor Anspannung. »Warum bist du geblieben? Jeder König in Britannien wäre überglücklich gewesen, dich zu nehmen. Dennoch lungerst du ungebeten um mich her, mit deinem Töten und deinen Zaubereien und dem Fluch deiner Mutter und der Finsternis.«
    Irgendwie berührte meine Hand das Schwert. »Davon weißt du nichts. Warum bestehst du auf deiner Annahme, daß ich meine Mutter anbete? Wenn ich zaubern könnte, Artus Pendragon, dann würde ich nicht um dich herumlungern und immer weiterstapfen und immer weiterkämpfen - denn im Gegensatz zu dem, was du glaubst, töte ich nicht gern. Dennoch könnte ich ein Werk tun, das ganz Britannien von dir fordern würde, daß du mich akzeptierst. Ich schwöre den Eid meines Volkes, ich hasse die Zauberei, viel mehr als du. Denn ich kenne sie. Tappst du denn völlig in der Finsternis?«
    »In Gottes Namen, was willst du also?« brüllte Artus. »Was hast du denn getan außer töten und meine Truppe zerspalten, seit du zu mir kamst? Ja, du hast Ruhm gewonnen, Reichtümer und Ehre für dich - soll ich dich dafür belohnen? Willst du, daß ich all diese Dinge als rechtens annehme, als gut und edel? Glaubst du denn, ich akzeptiere die Kenntnisse, von denen du sprichst, die Kenntnisse über die Finsternis?«
    »Was weißt du von meiner Finsternis?« schleuderte ich ihm ins Gesicht.
    »Was weißt du von meiner?« wollte er wissen. »Zuviel vielleicht.« Er richtete sich auf; er war größer als ich, und der Blick seiner Augen war so bitter und kalt, daß er schrecklicher auf mich wirkte als irgendein Zorn. »Jetzt hast du meine Truppe geteilt, so daß ich den Riß kaum noch heilen kann, und dennoch muß ich dich bitten, dein Leben mit mir zu riskieren, an einem Ort, wo keine Zauberei dir helfen kann. Wenn der Schilderwall hält. Und deshalb.« Er holte tief Atem, und ich sah mit Überraschung, daß Schweißperlchen auf seinem Gesicht standen. »Wenn wir den Schilderwall durchbrechen und überleben, dann werde ich dein Schwert akzeptieren. Das schwöre ich beim Licht und bei meinem Glauben an die Erlösung. Freu dich, Sohn der Morgas. Du hast gewonnen.«
    Und er wandte sich ab und ging weg. Sein Schritt war schnell und leicht, als er in der sinkenden Dämmerung verschwand.
    Eine Weile stand ich da und starrte hinter ihm her, selbst als er schon fort war. Agravain kam heran und packte mich an der Schulter, aber ich schüttelte ihn ab. Die anderen Krieger, die fast so betäubt wie ich waren und die die Geschwindigkeit der Entscheidung verwirrte, blieben noch einen Augenblick. Dann gingen sie langsam zu ihren Feuern und unterhielten sich leise.
    Ich stand still da, eine Hand noch immer am Schwert. Dann verließ ich das Lager und ging zum Fluß hinüber. Ich setzte mich hin

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