Der Falke des Lichts
ich in die richtige Richtung schaute? Mein Hoher König, mein Herr.
»Mein Küning«, sagte ich zu Cerdic, der mich bemerkt hatte und mich ohne Begeisterung betrachtete, »könnte ich versuchen, das Pferd zu reiten?«
Cerdic schoß mir einen wütenden Blick zu. Dann schlug er mich, hart genug, daß ich torkelte, um nicht hinzufallen. »Du unverschämter Hund! Sklave, glaubst du, du könntest Erfolg haben, wo ein König versagte? Ich sollte dich auspeitschen lassen!« Ich sah, daß ich den Grad seiner Wut über das Pferd unterschätzt hatte, und ich neigte den Kopf. Ich versuchte zu denken und rieb mir das Kinn.
»Cerdic«, unterbrach Aldwulf plötzlich, »du könntest es ihn ja versuchen lassen.«
»Was?«
»Vielleicht sind sie aus dem gleichen Land, wer weiß? Der Junge hat sich um das Tier gekümmert.« Aldwulfs Gedankengang lag offen vor mir. Ich würde bei dem Pferd Magie benutzen, es zähmen, getötet werden, und dann hätte der König sowohl mein Schwert als auch das Pferd. Aldwulf lächelte sehr zufrieden. Ich glaube, es war sein wunder Punkt gewesen, daß sein herrliches Pferd nicht zu reiten war.
Cerdic schaute mich an und erinnerte sich daran, als was Aldwulf mich bezeichnet hatte. »Nun gut«, sagte er endlich. »Versuch es also.«
»Ich danke dir, Küning Cerdic«, sagte ich leise. »Ich werde mein Bestes tun.«
Cerdic nickte zu Aldwulf hinüber. Ich wandte mich Ceincaled zu. Er war von den Pferdeknechten wieder eingefangen worden und wartete geduldig, während sie ihn festhielten. Er sparte seine Kräfte für den Reiter auf. Ich ging hinüber, dankte dem Mann, der ihn hielt, und nahm die Zügel. Während ich sie hielt, bezweifelte ich plötzlich, daß ich ihn reiten konnte, obwohl mir das noch vor einer Minute so klar erschienen war. Mit Pferden hatte ich immer gut umgehen können, und der Hengst kannte mich jetzt, aber vielleicht nützte mir das gar nichts. Er hatte nichts gegen die Finsternis, die in seinen Reitern war, er wollte überhaupt nicht geritten werden. Ich würde einen Mut brauchen, der seinem glich, um ihn zu halten, und selbst dann starb er vielleicht lieber, als die Niederlage zu akzeptieren. Aber ich mußte ihn reiten, oder ich starb an diesem Abend.
Ich streichelte den weißen Nacken und flüsterte dem Pferd zu. Der
Hengst zuckte vor mir zurück, wurde dann still, wartete, bereitete sich auf den Kampf vor. Er war intelligenter als ein gewöhnliches Pferd. Ich hatte zugesehen, wie er sich gegen Cerdic gewehrt hatte, und ich wußte es.
Ich ließ meine Hand über seinen Rücken und seinen Widerrist gleiten, zog den Sattelgurt straffer und sprach singend auf irisch mit ihm. Es war mir gleichgültig, wer mich hörte. Im Herzen bat ich das Licht darum, den stolzen Geist dieses Pferdes für mich zu mäßigen und mir den Sieg zu geben. Dann legte ich meine linke Hand auf die Schulter des Hengstes und sprang auf seinen Rücken.
Die einzige Möglichkeit, das zu beschreiben, was jetzt geschah, besteht darin, daß er explodierte. Die Welt löste sich in einer weißen Wolke von Mähne auf, und Ceincaled kämpfte mit all seiner schrecklichen Kraft und seinem grenzenlosen Stolz. Ich hielt mich sowohl an seiner Mähne als auch an den Zügeln fest, ich packte hart mit den Knien zu und neigte mich über seinen Hals, und ich schaffte es kaum, oben zu bleiben.
Er umkreiste den Ring, er stieg, er ließ sich fallen, und die Zuschauer waren nur noch ein Nebel aus Fleisch, hellen Farben, Stahl und verzerrten Rufen. Ich spürte, daß ich versuchte, den Wind zu reiten oder den Sturm beim Zügel zu halten. Es lag außerhalb der menschlichen Kraft, und jetzt, wo ich meine Kräfte gegen einen Unsterblichen ausprobierte, wußte ich, daß ich nicht mehr als menschlich war. Ceincaled war rein, wild, unglaublich stark. Er hatte keinen Herrn, und er konnte keinen akzeptieren.
Und er war wunderbar.
Ich hörte auf, mir um die Vergangenheit oder die Zukunft Sorgen zu machen, über Gedanken und Gefühle. Aldwulf hängte mich vielleicht auf, oder ich stürzte vielleicht von Ceincaleds Rücken und wurde zertrampelt, gebrochen durch die Wildheit der Kraft, die ich versucht hatte zu beherrschen. Aber sobald ich diese Dinge einsah, wurden sie auch schon unwichtig wie ein abgebrochenes Kartenspiel. Ein süßer Geschmack war hinten in meinem Mund, wie Pfefferminz mitten in einer regnerischen Nacht. Ceincaled sprang wieder auf, eingehüllt in Donner, und Tod und Leben wurden beide unwirklich. Nur noch der süße
Weitere Kostenlose Bücher