Der Falke des Lichts
Herr, ein großer Hoher König. Jeder Krieger konnte stolz sein, ihm zu dienen.
Es war Spätnachmittag, und Ceincaled begann ein wenig zu ermüden. Ich brachte ihn in einen leichten Galopp. Wir hatten noch immer eine lange Strecke vor uns, ermahnte ich mich selbst.
Wie lang war der Weg? Ich konnte es nicht einmal schätzen. Die Entfernungen in Britannien waren für mich völlig ungewiß, und ich hatte keine Ahnung, wie weit wir gekommen waren. Bei dieser Geschwindigkeit war es sicher eine große Strecke gewesen. Etwas von dem blendenden, strahlenden Licht in meinem Innern erstarb, und ich schaute um mich.
Ich näherte mich dem westlichen Rand der Ebene. Das Land auf beiden Seiten ähnelte ein wenig den Orkneys, denn es war offen und hügelig. Aber diese Hügel waren breiter und grüner. Als ich die Sonne betrachtete, entdeckte ich, daß ich sowohl nach Norden als auch nach Westen ritt, und mir wurde klar, daß ich das schon seit einiger Zeit getan haben mußte. Schwach erinnerte ich mich noch daran, daß die römische Straße der Kurve eines Hügels folgte und daß Ceincaled im Galopp davon abgewichen war, hinein in die Ebene, nach Nordwesten. Es war gut, so dachte ich, daß wir auf der römischen Straße nach Westen geritten waren. Denn wenn das nicht der Fall gewesen wäre - und in meinem Wahnsinn hätte es leicht sein können -, dann wäre ich mit Ceincaled nach Osten davongestoben, mitten ins Herz der sächsischen Königreiche. Der Gedanke ließ mich lächeln, und auch der Rest der Ekstase verschwand. Ich verlangsamte Ceincaled zum Trab, und dann wandte ich ihn genau nach Westen.
Dort wurden die Hügel steiler, und bald lag eine dunkle Linie aus Wald vor uns. Ehe wir diesen Wald erreichten, kamen wir an einen Fluß. Es war ein kleiner, schläfriger Fluß, noch dunkel vom Frühlingsschlamm, und er spiegelte friedlich die Eichbäume auf seinem anderen Ufer wider. Ein Stück ritt ich an diesem Fluß nach Norden, bis ich eine
Stelle fand, wo das Wasser niedrig genug war. Dort konnte Ceincaled es leicht überschreiten.
Als wir uns dem Wasser näherten, schnüffelte das Pferd interessiert. Ich saß ab und ließ ihn saufen, und ich redete leise mit ihm, während er trank. Er war durstig und schweißnaß, aber unglaublicherweise dampfte er nicht, wie jedes andere Pferd, wenn es irgend etwas in der Art unseres Rennens hinter sich gehabt hätte.
Während ich das Pferd betrachtete, wurde ich auch durstig. Ich kniete beim Wasser nieder und sah, daß ich noch immer Caledvwlch gepackt hielt. Ich lächelte und begann das Schwert in die Scheide zu schieben - und dann sah ich, daß Blut daran war.
Mit einem fast körperlichen Entsetzen fielen mir die Sachsen ein, die mir im Weg gestanden hatten. Ich erinnerte mich daran, wie Aldwulf bewußtlos in den Kreis der Sachsen zurückstürzte, mit dem Schnitt auf der linken Seite seines Gesichts. Mir fielen die anderen ein, die gestorben waren, und ich erinnerte mich daran, wie ich gelacht hatte. Ich ließ das Schwert ins Gras sinken und lehnte mich auf den Hacken zurück. Ich starrte es an, als ob das Töten auf das Konto des Schwertes ging und nicht auf meins. Dann sah ich, daß das Pferd zuviel trank, und stand auf und zog Ceincaled vom Wasser zurück. Ich führte ihn auf und ab, damit er sich abkühlte. Ich hatte getötet. Ich hatte gerade drei Männer getötet, und einen vierten hatte ich schrecklich verwundet. Und bis jetzt war es mir noch nicht einmal klar gewesen. Nein, ich hatte vier Männer getötet, wenn man Connall mitzählte. Aber das war aus Gnade geschehen, und diesmal. diesmal war es eine Schlacht gewesen.
Ich ließ das Pferd zurück zum Wasser, damit es mehr trinken konnte. Lugh hatte mir seinen Segen gegeben, den ich in die Schlachten trug, die vor mir lagen. Konnte der Wahnsinn, der mich überfallen hatte, solch ein Segen sein? CuChulainn, so sagt man, wurde im Kampf auch wahnsinnig, und er war ein Sohn des Lugh. Es gibt Arten von Wahnsinn, die man als göttlich oder heilig bezeichnet. Mein Wahnsinn hatte sich auch so angefühlt. Aber es machte mir angst, daß ich töten konnte, ohne mich darum zu kümmern. Dennoch - konnte ich sagen, daß es falsch gewesen war, auf diese Weise zu fliehen?
Ich reinigte das Schwert im Gras, rieb es an meinem Umhang und schob es wieder in die Scheide. Dann kniete ich nieder und trank aus dem Fluß. Das Wasser schmeckte seiner Quelle entsprechend: langsam und üppig, friedlich. Es war beruhigend, und deshalb setzte ich mich auf
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