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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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es wäre der sichere Tod, das zu tun, aber wenigstens war es dann ein sauberer Tod, der Tod eines Kriegers. Ich hatte es satt, ein Höriger zu sein. Ich war gefangen, und das Wort hallte mir jeden Tag immer und immer wieder in den Ohren. Bei Nacht träumte ich davon, und ich dachte jeden Morgen daran, ehe mir andere Gedanken kamen. Ich fühlte mich gefangen wie ein Habicht, der irrtümlich in ein Fischernetz geflogen ist und der beim Schlagen der Flügel nur entdeckt, wie schrecklich er festsitzt. Ein Habicht, der seine Kräfte an den Netzschnüren verausgabt.
    Mit schreckenerregender Intensität bemerkte ich, wie die Zeit verging. Die Sonne erhob sich am Morgen und bespritzte den Himmel mit Farben, deren Weichheit ich niemals so deutlich bemerkt hatte. Die Schatten wurden kürzer und wieder länger, während die Stunden des Tages vergingen. Bei Nacht beobachtete ich den Mond, der von seiner vollen Größe in sein viertes Viertel ging und der mit jeder Nacht, die verging, immer dünner wurde. Der Mond war mein Freund, mein Verbündeter. Solange er noch schien, würde ich nicht sterben. Aber wenn er den Himmel verließ, wenn er gegangen war, dann wurde alles zu Finsternis.
    Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob sich auch das Licht selbst zurückgezogen hätte. Nachdem es mich vor Cerdics Plan gewarnt hatte, war es so still geworden wie der Mond. Zwei Wochen sind keine lange Zeit, aber mir schienen die zwei Wochen voller Spannung des Wartens und voller Schrecken vor der Falle endlos, und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, als ob sie alle auf einmal vergangen seien. Ich hatte das Gefühl, als ob mein Herr mich verlassen hätte. Ich war auf mich selbst gestellt, und vor mir hatte ich ja auch Angst. Ich kann nicht sagen, warum es mich so entsetzte, mich für nicht menschlich zu halten. Die meisten Menschen würden gern von sich selbst annehmen, daß sie nicht zur Menschheit gehörten - oder sie glauben es wenigstens. Es war nicht die Einsamkeit, obwohl das ein Teil davon gewesen sein mag, denn an Einsamkeit war ich gewöhnt. Vielleicht war es einfach die Angst vor dem Unbekannten. Alle fürchten, was sie nicht verstehen, um so mehr, wenn das Unbekannte ein Teil des eigenen Wesens ist.
    So sah ich also zu, wie die Sachsen versuchten, Ceincaled einzureiten, und ich kümmerte mich um das Pferd, als es wieder im Stall stand, um mich von mir selbst zu befreien. Die Reinheit des weißen Hengstes schien die verschiedenen Schrecken abzuwehren und zu verspotten, die mich im Griff hatten. Ceincaleds Schlacht, danach sehnte ich mich, nach der einfachen Hochstimmung einer körperlichen Auseinandersetzung.
    Zwei Wochen. Der Mond wurde zu einem winzigen Splitter am Himmel, einem haardünnen Lichtstreifen, und die leeren Flächen zwischen den Sternen waren sehr schwarz. In der nächsten Nacht würde Neumond sein. Die nächste Nacht. das war mein letzter Tag, und ich hatte mich für nichts entschieden. Wenn der Abend kam, wenn es noch immer keine Flucht gab, dann würde ich Caledvwlch ziehen und versuchen, Aldwulf und Cerdic zu töten, ehe sie mich umbrachten.
    Ich stand wieder in dem Kreis, der Ceincaled umgab, und ich sah zu, wie Cerdic das Pferd zu reiten versuchte. Wieder wurde er abgeworfen. Auf der anderen Seite, vor mir, kaute Aldwulf auf seinem Bart. Er hatte an dem Pferd irgendeine neue Zauberei versucht, um Cerdic zu gefallen, aber seine Bannsprüche waren fehlgeschlagen, und er war blamiert und wütend.
    »Beim Wurm«, sagte Cerdic und raffte sich auf. »Ich bin betrogen worden.«
    Das war er auch. Ich konnte den Preis schätzen, den Aldwulf ihm für das Pferd abgeluchst hatte - ein menschliches Leben, der normale Preis beim Handel mit Yffern -, und während das Leben irgendeines Gefangenen oder irgendeines Hörigen für solch ein Pferd billig genannt werden konnte, so war Ceincaled Cerdic doch genauso nutzlos, als ob er ein lahmer Karrengaul gewesen wäre, obwohl Ceincaled jedes Pferd im Lager weit hinter sich lassen konnte.
    Bei der Sonne und dem Wind! Im Geiste benutzte ich Agravains Lieblingsfluch. Ich war blind gewesen! Ich hatte mich in der Nacht meiner eigenen Schatten umgeschaut, und die Sonne war hinter mir gewesen. Wie - so fragte ich mich und fand es selbst sehr komisch -
    wie hatte ich nur so dumm sein können?
    Und war mein anderes Problem auch so einfach? Das fragte ich mich, während ich mich zu Cerdic durchdrängte. All die Fragen nach meiner Identität, würden sie bald in strahlendem Licht klar werden, wenn

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