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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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zurückzogen oder fest in ihren Burgen saßen, zufrieden damit, die Grenzen zu bewachen, dann hing Artus von seinen Untertanen ab. Und wenn sie kein greifbares Zeichen des Sieges sahen, dann waren sie weniger geneigt, ihn zu unterstützen. Cerdic hoffte, die britischen Könige zu einem weiteren Krieg gegeneinander zu provozieren, und ich erfuhr von einem Hörigen, daß es in Britannien Könige gab, die gerne versuchen wollten, den »Bastard« zu entthronen. Botschaften waren zwischen Sorviodunum und diesen Königen hin- und hergegangen. Cerdic verstand etwas von Staatsführung. Unglücklicherweise hatten die meisten seiner Gefolgsleute keine Ahnung davon, und viele, denen er Land versprochen hatte, fühlten sich betrogen und brummten zornig vor sich hin, daß Cerdic Angst hätte. Der Krieg war zu einem Rennen zwischen Cerdic und Artus geworden, und es ging darum, wer zuerst die vollen Armeen zusammenhatte und eine Schlacht bieten konnte. Im Augenblick sah es so aus, als ob Artus vielleicht das Rennen gewann, und Cerdic war wütend und verzweifelt.
    In diesen Wochen begann ich den Pendragon zu bewundern. Mehr denn je hörte es sich für mich so an, als ob er ein Herr sei, dem es sich zu folgen lohnte. Gleichzeitig allerdings wuchsen auch meine Sorgen. Artus konnte bestimmt ungeübt Krieger wie mich nicht brauchen, denn die taten ja nichts anderes, als seine schon knappen Vorräte noch mehr verringern.
    Andererseits, so sagte ich mir, wann immer ich darüber nachdachte, andererseits konnte ich auch von Aldwulfs Hand sterben, wenn wieder Neumond war. Die Angelegenheit betraf mich dann überhaupt nicht. Und dann warf ich mich auf irgendeine andere Arbeit, damit ich nicht mehr daran denken mußte.
    Cerdic stellte mir im Haus keine Aufgaben, und das war gut so. Denn mir wurde bald klar, daß ich nicht wußte, wie man als Höriger arbeiten muß. Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr ich es als selbstverständlich hingenommen hatte, der Sohn eines Königs zu sein, wenn auch ein jüngerer, verachteter Königssohn. Es gab gewisse Dinge, die einer aus königlichem Clan nicht tut. Ich stellte fest, daß ich von anderen erwartete, daß sie die Türen öffneten, Dinge holten und Dinge aufhoben. Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Fußboden säubert oder ein Strohdach ausbessert, und zuerst war ich wütend, als man mir niedere Arbeiten auftrug. Dauernd mußte ich mich selbst korrigieren. Ich mußte mir sagen, daß diese Diener meine Mitdiener waren. Aber ich konnte sie nicht zum Narren halten. Als ich eines Tages in den Stall kam, hörte ich, wie einer der Pferdeknechte zu einem Hausdiener sagte: »Wenn der ein Höriger ist, dann bin ich der Kaiser Theodosius. Weißt du, was er.« - und er hielt abrupt inne, als er mich sah. Nein. Es gab nur wenige Arbeiten, die ich als Höriger erledigen konnte. Aber Cerdic erwartete, daß ich bei jeder Tages- oder Nachtzeit bereit war, die Harfe zu spielen, und ich hatte auch meine eigenen Nachforschungen zu verfolgen. Außerdem versuchte ich, Grundkenntnisse in der sächsischen Sprache zu erwerben. Und dann war da noch Ceincaled.
    Als ich an meinem ersten Tag als Cerdics Höriger den Stall verließ, sah ich, daß sich direkt unterhalb des römischen Teils der Stadt auf einem Hügel eine Anzahl von Männern in einem Kreis versammelt hatte. Ich ging hin, um mir das anzusehen. Aldwulf hatte erwähnt, daß er Cerdic ein Pferd geschenkt hätte, um seine Zaubermacht zu beweisen. Cerdic hatte das Tier als Beweis akzeptiert, aber er war nicht in der Lage gewesen, es einzureiten. Als ich mich durch den Kreis drängte und den Hengst sah, der da im Zentrum des Ringes immer wieder stieg, da verstand ich warum.
    Keine irdische Stute hatte dieses Pferd zur Welt gebracht. Die Stuten der Sidhe, die in hundert Liedern gepriesen werden, zeigen ihre Unsterblichkeit in jeder Ahnenreihe. Und dieses Pferd war ein Herrscher selbst unter den Pferden der Sidhe.
    Er war drei Hände höher als das größte Pferd, das ich je gesehen hatte, und das war ein Riese von einem Ackergaul gewesen. Dieser Hengst war wunderschön: reinweiß und prächtig und kraftvoll wie ein Sturm auf dem Meer. Der weiße Hals war geschwungen wie die Meereswellen, ehe sie brechen, und die Mähne sah aus wie Schaum, der von den Felsen hochgeschleudert wird. Keine Möwe gleitet so leicht über das Wasser, wie diese Pferdehufe die Erde berührten, und kein Seeadler schießt mit solcher Wildheit zu Boden oder mit solcher Freiheit. Die Nüstern des Tieres

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