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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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großzügig. Wenn du mir dieses dreimal verdammte Ding aus diesem dreimal verdammten Loch ziehen hilfst, dann kannst du mitfahren. Ich gehe nach Südosten, nach Camlann.«
    Camlann! »Ich will selbst dorthin«, sagte ich. »Na, laß mich die Karre mal sehen. Wie tief steckt sie denn?«
    Sie steckte sehr tief, in einem Loch, das von einer dünnen Kruste aus trockenem Schlamm verborgen worden war. Es dauerte eine Stunde, in der wir uns abquälten und massenhaft Holz aus dem Wald unter die Räder schoben, ehe der Karren endlich aus dem Loch sprang. Der Fuhrmann stieß einen glücklichen Jauchzer aus, als der Wagen endlich frei war.
    »Ein Glück, daß du vorbeigekommen bist«, sagte er. »Allein hätte ich ihn nie da rausgekriegt. Ich hätte zurück zu meinem Hof gehen und meinen Clan um Hilfe bitten müssen, und es ist nicht sicher, heutzutage einen beladenen Karren auf der Straße zu lassen. Wo doch hier die Banditen wimmeln, und die Diebe, und die Sachsen in Din Sarum.« - Noch ein anderer Name für Sorviodunum/Searisbyrig, fiel mir ein. - »Und auf dem Hof gibt es mehr Arbeit, als die Männer leisten können, die wir haben. Wir könnten kaum einen entbehren, damit er einen Karren flottmacht.« Er kletterte in seinen Wagen, löste die Zügel von dem Pfosten, an dem sie angebunden gewesen waren, und winkte mich hinauf. Wir rollten die Straße hinunter, ein Rad auf dem Rand, ein Rad auf der Straße. »Mein Name ist übrigens Sion«, sagte der Mann, »Sion ap Rhys, ein Bauer. Mein Clan wohnt nördlich von hier, in der Nähe von Mor Hafren.«
    Mor Hafren, die Mündung des Saefern? War ich so weit nach Norden gekommen?
    »Ich bin Gawain«, sagte ich, ohne den Namen meines Vaters hinzuzufügen. Ich würde nur wenig Auskunft geben, so entschloß ich mich, bis ich genau wußte, wie man die Söhne des Königs Lot von den Orkneys in Dumnonia aufnehmen würde.
    »Ein guter Name«, sagte Sion nach einer kurzen, unruhigen Pause. »Der Name eines Kriegers. Und du willst nach Camlann?«
    »Ja. Wie weit ist es denn? Ich bin noch nie in Dumnonia gewesen.«
    Sion zuckte die Achseln. »Heute nacht sollten wir in Ynys Witren sein. Es ist nicht weit, aber ich will das Pferd nicht antreiben, und ehe wir die westliche Straße erreichen, werden wir noch mehr Zeit damit verbringen müssen, diese verfluchte Höllenkarre aus dem Schlamm zu graben. Hin und wieder glaube ich, daß kein Profit es wert ist, im Frühling zu reisen.«
    »Welchen Profit erwartest du denn?«
    Er grinste. »Einen beträchtlichen. Das ist Weizenmehl da hinten. Mein Clan hat festgestellt, daß wir am Ende des Winters mehr hatten, als wir brauchten. Deshalb haben wir uns entschlossen, es zu verkaufen. Und wem könnte man das Mehl besser verkaufen als dem Kaiser? Der braucht ja dauernd Vorräte, mit seiner Kriegerschar. Wenn ich den richtigen Mann finde, mit dem ich handeln kann, dann kann ich den doppelten Preis von dem erwarten, was ich in Baddon kriegen würde.«
    Den Rest des Tages fuhren wir zusammen, und es machte mir großen Spaß. Sion war redselig und fröhlich, und das war gut so, denn der Karren blieb noch dreimal hängen, ehe wir die »westliche Straße« erreichten, die alte römische Straße. Sion mußte ein dutzendmal jeden einzelnen Zoll dieser Straße Yffern anempfohlen haben, zusammen mit dem Karren und dem Pferd, aber er fluchte mit großem Gleichmut, und das Pferd drehte nur die Ohren zurück, als ob es Sions Flüche für Trostworte hielt.
    Lange, bevor wir Ynys Witren erreichten, verschwand der Wald. Dann wurden auch die Hügel flacher, und endlich überquerten wir auf einer Straße, die auf einem Erdwall lag, ein niedriges Marschland. Schmale Flüsse mit tiefem Wasser wanden sich durch die nassen Sumpfgräser. Wir sahen die Stadt Ynys Witren, lange bevor wir sie erreichten. Der große Hügel, auf dem sie erbaut ist, stand über dem Land wie eine Festung. Ynys Witren ist eine heilige Stadt. Sie war schon heilig, ehe die Römer kamen, und sie ist es noch immer, wenn auch jetzt einem anderen Gott. Sie sagen, die erste Kirche in Britannien ist dort erbaut, und das Kloster ist schon seit langer Zeit da.
    Ich war sehr beeindruckt von der Straße in die Stadt, und ich versuchte, mir die Arbeit vorzustellen, die dazu nötig gewesen war. Sion bemerkte das, und er fragte mich, ob ich ein Fremder wäre. Er zögerte ein wenig, ehe er das letzte Wort sagte. Ich erzählte ihm, ich sei von den
    Orkneyinseln. Er war verwirrt. »Von den Orkneys? Wo ist denn

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