Der Falke des Lichts
beruhigende Worte. Dann nickte er und entspannte sich. »Gottes Lob, wie sie hier in Britannien sagen. Aber bei der Sonne, sie sollte vernichtet werden. Irgend jemand sollte sie umbringen; auch wenn sie meine eigene Mutter ist. Ich sage trotzdem, daß sie sterben sollte.«
»Vielleicht«, erwiderte ich. »Aber wer könnte sie töten? - Sie wollte, daß Medraut und ich in jener Nacht dabei wären.«
»Ich habe gehört, daß Medraut. aber ich war sicher, daß das eine Lüge war. Niemand kann ganz sicher sein, daß Medraut ein. und es sieht ihm auch nicht ähnlich.«
»Aber es ist wahr«, sagte ich, »obwohl ich das bis zu jener Nacht nicht wußte.« Wieder dachte ich an Medraut, und es tat mir weh. Sie mußte ihn jetzt schon verschlungen haben. Sie mußte all seine Unschuld und seine Liebe zum Leben aus ihm herausgesaugt haben und ersetzte es durch Haß und Bitterkeit und noch mehr Ehrgeiz. Und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
Agravain schaute mich an. Sein Blick war gequält. Ich glaube, er hatte seit Jahren versucht, Morgas zu vergessen, genau wie er jahrelang versucht hatte, sie zu ignorieren. Aber das war ihm jetzt klar.
»Kannst du dich noch an Connall erinnern?« fragte ich. »Der Mann aus Dalriada, der eine, der im Heerhaufen unseres Vaters war.«
»Natürlich. Ein tapferer Mann, und sehr loyal. Auch ein guter Kämpfer, das weiß ich noch von unserem Kriegszug in Britannien. Das erstemal, daß ich je in einem Hurenhaus war, hat Connall mich mitgenommen, damals in Din Aidan.«
»Morgas wollte ihn umbringen«, sagte ich, »und, Agravain, ich konnte das nicht ertragen. Sie sollte nicht ihn und Medraut dazuhaben. Also tötete ich Connall schnell und flüchtete, und sie versuchte, mich umzubringen.«
Agravain sah krank aus. »Das ist Wahnsinn. Warum können Menschen nicht einfach mit Schwertern kämpfen, anstatt.«
»Die Menschen kämpfen niemals einfach mit Schwertern«, brach
Bedwyr ein, »selbst du und Cei, ihr tut das nicht.«
Agravain hielt inne und blinzelte Bedwyr an. »Was soll denn das heißen?«
»Niemand hebt das Schwert ohne einen Grund. Selbst Streitlustigkeit ist eine Art Grund. Am Ende sind die Gründe nie so einfach einzusehen, und sie sind genauso wichtig wie das Schwert selbst.«
»Philosophie«, sagte Cei. »Du liest zuviel, Bedwyr.«
»Die Gründe bleiben trotzdem wichtig«, sagte Bedwyr ungestört. »Erzähl weiter, Gawain.«
»Unsere Mutter hat mich verflucht, und ich bin vor diesem Fluch geflüchtet, ohne darüber nachzudenken, wohin ich ging.
Schließlich kam ich zum Llyn Gwalch - das ist der Platz auf den Klippen, wo ich soviel Zeit verbrachte, als wir noch Kinder waren, Agravain -, und dort ließ ich das Pferd frei. Der Dämon konnte mich nicht dorthin verfolgen. Ich weiß nicht warum.« Ich hielt inne. Wie konnte ich Agravain davon erzählen? Es war unmöglich, daß er etwas verstand. Ich verstand es ja selbst nicht.
»Unsere Mutter konnte den Pendragon nicht umbringen«, begann ich, »weil Artus gegen die Finsternis kämpft, mit der Kraft, die auch gegen die Finsternis steht. Als ich dort gefangensaß, da habe ich diese Macht angerufen, weil ich die Finsternis plötzlich haßte und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Und einer unserer Vorfahren, der dem Licht dient, hat Hilfe geschickt.«
»Ein Vorfahr?« fragte Agravain in völliger Verwirrung. »Die Geschichte wird schwieriger und schwieriger. Was für ein Vorfahr?«
»Lugh von der langen Hand.«
Agravain schüttelte wieder den Kopf, und ich sah, daß er mir nicht mehr folgen konnte. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Gawain. Wenn irgendein anderer mir mit solch einer Geschichte käme, dann würde ich ihn auslachen. Aber du.«
»Ich denke, du müßtest ihm glauben«, unterbrach Bedwyr sanft. »Ich glaube nicht, daß ich je zuvor einen Mann gesehen habe, der von der Anderwelt so tief berührt war.«
Agravain starrte seinen Freund an. »Mit meinem Bruder ist alles in Ordnung. Ja, zum Teufel, er ist ein schlechter Krieger, aber das gibt dir kein Recht, ihn zu beleidigen.«
»Ich beleidige ihn ja nicht«, Bedwyr schien leicht amüsiert. »Und ich glaube, er kann sich selbst um seine Ehre kümmern. Gawain, erzähl weiter.«
»Lugh hat ein Boot geschickt, von Tir Tairngaire, auf Drängen des Lichts.« »Was ist dieses Licht, von dem du immer wieder erzählst?« wollte Agravain verärgert wissen. »Die Sonne?«
»Ich glaube, ich verstehe das«, meinte Bedwyr langsam. »Irgendwie ist es schon
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