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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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glänzende Pracht fahren würde, überlegte sie.
    Er hatte sich umgezogen und trug jetzt Jeans und ein blaues Hemd. Ihr wurde bewusst, dass er genauso gut nach New York wie in jede andere Stadt passte. Er bewegte sich überaus selbstsicher und sah umwerfend gut aus.
    Sie biss sich nachdenklich auf die Lippe. Noch vor wenigen Minuten hatte er sie wütend aufs Bett befördert, und sie hatte befürchtet, er würde sie vergewaltigen. Aber sie konnte nicht länger leugnen, dass sie gar keine Angst gehabt, sondern sich bis ins Innerste berührt gefühlt hatte, als er so auf sie hinabgeschaut hatte. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie sich sein Körper an ihrem anfühlen, wie sehr er sie erregen würde, wenn er sie in Besitz nahm …
    Du liebe Zeit! Rasch öffnete sie die Augen wieder. Nun ist es aber wirklich genug!, rief sie sich zur Ordnung. Sie wünschte sich keineswegs, gegen ihren Willen von einem Mann geliebt zu werden. Außerdem würde er es auch gar nicht tun, das hatte er nämlich nicht nötig.
    “So”, sagte er zufrieden, “das war’s. Sich so heroisch aufzuführen …”
    Empört stieß Joanna die Luft aus. “Das lag mir fern. Ich sagte doch, Lilia hat geweint, deshalb …”
    Plötzlich klopfte es kaum hörbar an der Tür. “Mein Herr?”, flüsterte Lilia und näherte sich vorsichtig. Sie schaute erst Joanna, dann Khalil an, der die Arme vor der Brust verschränkte und jene arrogante Haltung einnahm, die Joanna inzwischen so gut kannte. “Es tut mir leid”, begann die Kleine.
    Er nickte und verzog dabei keine Miene. “Das sollte es auch. Du hast genug Platz zum Spielen, jede Menge Spielsachen – und ein Kindermädchen, das dich beaufsichtigt. Bist du etwa Amara wieder weggelaufen?”
    Lilia zögerte kurz mit der Antwort. “Amara ist eingeschlafen. Nach dem Lunch hat sie noch eine ganze Pralinenschachtel leer gegessen. Danach wollte sie sich in der Sonne ausruhen.”
    Um Khalils Mund zuckte es. “Komm, lass dich umarmen, mein kleines Teufelchen”, forderte er sie liebevoll auf.
    Lilia rannte lachend in seine Arme. “Ich hab’ dich lieb”, rief sie fröhlich.
    Er hob das Kind hoch, küsste es auf beide Wangen und stellte es wieder auf den Boden. “Nun such dein Hündchen, und geh wieder spielen. Ich werde mit Amara reden.”
    “Du bist ihr doch nicht böse?”
    Khalil seufzte. “Nein.”
    Lilia lächelte erleichtert. “Danke”, sagte sie artig und wandte sich dann an Joanna. “Danke, dass du meinen Ball gefunden hast.”
    Nun lächelte auch Joanna. “Gern geschehen!”
    Das Kind schlüpfte zur Tür hinaus.
    Joanna räusperte sich. “Ich wusste nicht, dass Lilia Ihre Nichte ist.”
    “Es ist eine Art Ehrenname, ich bin nicht ihr richtiger Onkel.”
    “Die Kleine scheint Sie sehr zu mögen. Sie ist so ein süßes kleines Mädchen.”
    “Ja, das ist sie wirklich. Sie ist Amahls Tochter, er war mein engster Vertrauter und ist wahrscheinlich bei einem Scharmützel ums Leben gekommen, jedenfalls wird er seitdem vermisst. Lilia blieb allein zurück, die Mutter starb nämlich bereits kurz nach der Geburt des Kindes.”
    Mit einem Mal wurde Joanna bewusst, wie angespannt er wirkte. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen, ihn liebevoll gestreichelt und …
    “Abu ist böse und hinterhältig, Joanna.” Khalils Stimme klang rau. “Wenn Ihr Vater den Vertrag mit ihm wirklich unterzeichnet, wird Abu sich so viele Waffen kaufen können, dass er uns mühelos vernichtet.”
    Erstaunt sah sie ihn an. “Abu ist doch Sultan von Jandara”, sagte sie leise.
    “Er ist ein rücksichtsloser Diktator, was Ihr Vater sehr genau weiß.” Khalil legte ihr nun die Hände auf die Schultern. “Trotzdem will er mit ihm zusammenarbeiten.”
    “Das kann ich nicht glauben.”
    “Auch wenn ich mich wiederhole, Joanna, aber ich lüge nicht.”
    Sie holte tief Luft. “Ich verstehe das alles nicht. Wie kann er der rechtmäßige Herrscher von Jandara sein, wenn …”
    “Ich bin der rechtmäßige Herrscher. Abu hat sich die Macht angeeignet, als ich noch ein kleiner Junge war.” Seine Miene verdüsterte sich, und sein Griff wurde so fest, dass es Joanna fast den Atem verschlug. “Meine Eltern kamen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, deshalb sollte Abu mit einem Ältestenrat so lange regieren, bis ich alt genug war, um die Nachfolge meines Vaters anzutreten. Stattdessen ließ er die Mitglieder des Gremiums töten, die er nicht korrumpieren konnte, und ernannte sich zum alleinigen

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